(Altro Canto; Foto: Yan Revazov)
Chefchoreograph und künstlerischer Leiter des Balletts de Monte-Carlo Jean-Christophe Maillot und Benjamin Millepied, ehemals selbst Tänzer beim New York City Ballett, bis vor kurzem Ballettdirektor der Opéra National de Paris und nebenbei noch mit Natalie Portman zusammen (die beiden lernten sich am Set von „Black Swan“ kennen). Wenn zwei solche Namen aufeinandertreffen und ein Teil der Kostüme zu allem Überfluss noch von Karl Lagerfeld entworfen worden sind, ist eine ausverkaufte Premiere meist vorprogrammiert. So auch an diesem Abend in der Deutschen Oper in Berlin.
Daphnis et Chloé; Foto: Yan Revazov
So vielfältig wie es die Kostüme an diesem Abend sind, sind es auch die beiden Stücke. Während Jean-Christophe Maillot die Tänzer fast in Dunkelheit, erst unter ein paar und dann unter einem ganzem Himmel voller flackernder, wechselnd auf und ab wandernder Kerzen tanzen lässt (Bühne: Rolf Sachs), erinnert Benjamin Millepieds Bühnenbild (Szenographie: Daniel Buren / Licht: Brandon Stirling Baker) an eine Popart-Installation.
Altro Canto; Foto: Yan Revazov
„Altro Canto“, inszeniert von Maillot, zeigt eine fast meditativ-akrobatische Tanzleistung im bedrohlich und gleichzeitig warmen Kerzenschein zu Musik von Claudio Monteverdi, Biagio Marini und Giovanni Girolamo Kapsberger. Chorgesänge und barocke Klänge klingen zwar nach schwerer Kost und Inhalt, werden aber dank der Tänzer perfekt aufgefangen. Diese federn durch ihre artistische Eleganz die Musik ab und fesseln das Publikum bis zum letzten Moment in dem man denkt: Huch, schon vorbei? Die dafür von Karl Lagerfeld entworfenen Kostüme sind dabei geschlechtslos. Männer tragen Röcke, Frauen tragen Hosen. Woanders würde das vielleicht eine Rolle spielen. Aber hier wirkt es einfach selbstverständlich und verhindert jegliches Schmunzeln.
Daphnis et Chloé; Foto: Yan Revazov
„Daphnis et Chloé“, inszeniert von Benjamin Millepied, ist im Anschluss ein regelrechtes Kontrastprogramm. Nach dem Beginn, der fast schon eine eigene Kunstinstallation hätte sein können, wirken Tänzer und Choreographie zur Musik von Maurice Ravel fast schon wie eine große Party im Vergleich zu Maillots Inszenierung. Logisch also, dass sich Holly Hynes, hier für die Kostüme verantwortlich, für wesentlich mehr Farbe in der Kostümwahl entschied. Diese untermalen die energetische Performance der Tänzer im vergleichsweise grellen Licht mit bunten Farben und geometrischem Bühnenbild, welches auch einem Roy Lichtenstein entnommen sein könnte. Wo im ersten Stück die Zeit verfliegt, wirkt dieses Stück zum Ende hin ein klein wenig zu lang, obwohl es das im Grunde gar nicht ist.
Beide Stücke sind nämlich mit jeweils knapp einer Dreiviertelstunde von der Länge her genau richtig und bilden zusammen einen perfekten Abend. Wer „Maillot/Millepied“ sehen möchte, hat allerdings nur noch vier Mal die Möglichkeit dazu.
Weitere Termine:
FR 03.02.2017
FR 10.02.2017
SA 11.02.2017
DI 14.03.2017
FR 17.03.2017
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PeterKempe
26. Januar 2017 at 21:13Wie superschön! Danke Jan!
janwho
27. Januar 2017 at 12:28Aber klar doch 🙂