(Matthias Mosbach, Felix Tittel; Foto: Monika Rittershaus)
Mit dem Theater ist es manchmal wie mit dem Kino. Man geht hin um sich Sachen anzuschauen, die einen interessieren. Allerdings hat man keine Lust die Bücher zu lesen bzw. hat sich in der Schule nicht damit beschäftigt. Tatsächlich blieb mir die Lektüre von Schillers Räubern dort verwehrt, wobei ich damals wohl eher „erspart“ gesagt hätte.
Als ich davon Wind bekam, dass die Umsetzung des Dramas am Berliner Ensemble nicht nur die „vorerst letzte“ Inszenierung von Leander Hausmanns Theaterlaufbahn ist, sondern zudem (natürlich) auch sehr modern, dachte ich mir: Wieso nicht. Bisher hatte mich das BE nämlich nur mit jeglichen Inszenierungen gelockt, an denen der grandiose Robert Wilson beteiligt war („Shakespeares Sonette“, „Peter Pan“, „Die Dreigroschenoper“).
Felix Tittel, Antonia Bill; Foto: Monika Rittershaus
Als man den Saal betrat, waren die Räuber bereits dabei, Lärm zu machen und auf der Bühne Stimmung zu verbreiten. Das müssten sie gar nicht, denn Matthias Mosbach, der anfangs noch scheinbar spastisch im Rollstuhl sitzt, läuft blitzschnell zu Höchstform auf und schreit und rennt mal mehr mal weniger angezogen durch das Stück. Meine Sitznachbarinnen (zwei ältere Damen) flüstern sich kurz bevor er sich komplett entblößt noch zu: „Nein, das macht er jetzt nicht wirklich, oder?“. Doch macht er. Und das, was die älteren Zuschauer scheinbar noch schockiert, sind für die jüngeren Gäste im Publikum natürlich Peanuts.
Raphael Dwinger, Fabian Stromberger, Sven Scheele, Felix Tittel, Jaime Ferkic, Felix Strobel, Luca Schaub, Anatol Käbisch; Foto: Monika Rittershaus
Im Großen und Ganzen lotet die Inszenierung manchmal Grenzen aus und lässt einen dabei dennoch schmunzeln (wenn Mosbach zum Beispiel den Mund seines scheinbar toten Vaters wie eine Puppe zu einem Song bewegt). Die eigentliche Brutalität des Vorgehens der Räuberbande wird im Vergleich zu der ganzen Schreierei, den Windmaschinen und dem Kunstblut regelrecht subtil in den Dialogen runtergerattert. Es ist dann auch dieser ganze Krawall, der dem dramatischen Ende ein wenig den Platz nimmt. Dennoch macht das Stück ausgesprochen viel Spaß, ist sehr zu empfehlen und man muss es erst einmal schaffen, drei Stunden so unterhaltsam zu gestalten.
Spieltermine:
04.10.2016 um 19:30 Uhr
10.10.2016 um 19:00 Uhr
30.10.2016 um 18:00 Uhr
31.10.2016 um 19:00 Uhr
Berliner Ensemble
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
Weitere Infos gibt es hier.
PeterKempe
27. September 2016 at 13:42Hammer toll !
Die Woche auf Horstson – KW 39/2016 | Horstson
2. Oktober 2016 at 16:40[…] 3) Lust auf Theater? Jan hat sich kürzlich „Die Räuber“ im Berliner Ensemble angesehen. Seine Kritik und die nächsten Spieltermine findet ihr hier! […]