Ellen DeGeneres, Kauai, Hawaii, 1997; Foto: Annie Leibovitz
Über Queen Elisabeth II. wurde – besonders in den letzten Wochen – vermutlich alles geschrieben, gesagt und gepostet worden, was man sich vorstellen kann. Sie wurde von mehr Spitzenfotografen in Szene gesetzt als jedes Model dieser Welt, Cecil Beaton machte ihre Krönungsbilder, Lord Snowdon war ihr Schwager und Annie Leibovitz gab sie zwanzig Minuten. Gerade Letzteres ist besonders bemerkenswert: Wenn so viel Ambiente, Ausstattung und Inszenierung, wie auf den Bildern der Fotografin so gut wie immer zu sehen sind, die Porträts der Menschen dennoch nicht artifiziell wirken lassen, dann muss man zwar so was wie das absolute Auge für Gesichtsausdrücke und den 7. Sinn für den perfekten Moment haben.
Aber es gibt von Annie Leibovitz auch Momentaufnahmen, wie jenes von der Queen, die beinahe wie Schnappschüsse wirken. Beides – also das Bild von Elisabeth II. als auch Fotos, die das komplette Gegenteil einer fotografischen Inszenierung entsprechen, findet sich in „Annie Leibovitz SUMO“, das nun in einer unlimitierten XXL-Ausgabe und wesentlich leichteren Edition erhältlich ist: Als Benedikt Taschen die wohl bedeutendste Porträtfotografin der Gegenwart bat, ihre Bilder in einem Buch im SUMO-Format zu sammeln, war sie von der Herausforderung fasziniert. Die Entwicklung des Projekts dauerte mehrere Jahre, und als es schließlich 2014 veröffentlicht wurde, wog es 26 Kilogramm, die neue Ausgabe hingegen „nur“ 5,8 Kilogramm.
Leibovitz blickt auf ein über 40-jähriges Schaffen zurück, angefangen bei ihrer Arbeit als Fotojournalistin für die Zeitschrift Rolling Stone in den 1970er-Jahren bis hin zu den konzeptionellen Porträts, die sie für Vanity Fair und Vogue gemacht hat. Sie wählte ikonische Bilder aus – zum Beispiel John Lennon und Yoko Ono in ihrer letzten Umarmung verschlungen – aber auch Porträts, die selten oder nie zuvor zu sehen waren.
Das Annie Leibovitz SUMO thematisiert politische und kulturelle Geschichte, neben Königin Elisabeth II. beispielsweise auch Richard Nixon bis hin zu Laurie Anderson und Lady Gaga.
„Was ich ursprünglich für ein einfaches Vorgehen hielt, nämlich sich vorzustellen, was groß gut aussehen würde, welche Fotos im Großformat funktionierten, entwickelte sich zu etwas anderem“, kommentierte Leibovitz das SUMO 2014. „Das Buch ist sehr persönlich und erzählt seine Geschichte mit den Mitteln der Popkultur. Es ist nicht chronologisch geordnet, und es ist keine Retrospektive. Es ist eher so etwas wie eine Achterbahnfahrt.“
Die unlimitierte Ausgabe steht dem in Nichts nach. Auf 556 Seiten präsentiert sich ein bildgewaltiges Feuerwerk an Fotos, die sich teilweise ins Gedächtnis gebrannt haben aber eben auch eher unbekannte Schätze ans Tageslicht holen. Lange lebe die Queen der Fotografie!
Annie Leibovitz SUMO
Annie Leibovitz, Steve Martin, Graydon Carter, Hans Ulrich Obrist, Paul Roth
Das Buch ist im Taschen Verlag erschienen und ist zum Preis von 125 Euro erhältlich.