(Fendi Haute Couture Herbst/Winter 2017/18; Bild: Courtesy of Fendi)
Bei Fendi heißt es während der Pariser Haute-Couture-Schauen seit einigen Jahren, dass, ganz dem Haus entsprechend, die Herbst/Winter-Kollektion in einer mit vielen Pelzen durchsetzte Haute-Fourrure-Schau präsentiert wird. Das bedeutet für Karl Lagerfeld doppelten Stress, denn nur einen Tag zuvor stellte er die Haute Couture für Chanel im Grand Palais vor. Doch Lagerfeld, der bekanntlich kein Arbeitspensum scheut, überzeugte auch diesmal mit nicht weniger, als mit Ideen, die der Marke Fendi, dem Handwerk, den Kürschnern und den Handwerkern der italienischen Alta Moda auf den Leib geschnittenen wurden.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Die Reise nach Rom, sonst obligatorisch für die Fendi-Schauen, konnte sich Lagerfeld sparen und bequem die Nächte im eigenen Zuhause am Quai Voltaire verbringen – nur einen Steinwurf vom Grand Palais entfernt, inszenierte der Designer im Théâtre des Champs-Élysées einen magischen Wald; nicht nur durch eine theatralische Inszenierung, sondern auch durch die extrem kunstvolle Haute Fourrure, die sicherlich vor allem von russischen und asiatischen Kunden mit Aufträgen bedacht wird.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Dramatisch und ein wenig mystisch sollte sie Stimmung sein, um die sehr farbige, fast verspielte und florale Kollektion zu unterstreichen. Michel Gaubert unterfütterte die Präsentation mit einem Soundtrack, der sich in musikalischer Hinsicht stark an Film- bzw. Theatermusik orientierte. Wie immer verschmolz alles nach der Vision Lagerfelds zum Gesamtkunstwerk.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Eine kunstvoll gezeichnete Kulisse am Ende des Runways betonte fast überzeichnet die Stimmung – wie eine Persiflage mit einem kitschigen Seitenhieb, die natürlich, ganz Karl Lagerfeld, intelligent beabsichtigt war.
Dass der Designer immer seiner Intuition folgt, ist bekannt, und dass, wenn er eine Vision für Chanel oder Fendi hat, ist für ihn auch nicht saisonabhängig. Seine Kreationen folgen eh nur seinen eigenen Trends.
Und so schafft Lagerfeld die Verbindung von eher winterlichen Materialien wie Pelz und üppiger dreidimensionaler Stickerei mit feinem Gazar und sommerlichen, brillanten Farben, die an Edelsteinfarben erinnern.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Weiblichkeit und florale Motive sind für Karl Lagerfeld saisonunabhängig und so startet er, trotz Herbst/Winter-Kollektion, ein üppiges Blumenbouquet mit Hunderten applizierten Blüten und floralen Stickereien. Titanias luxuriöse Herbst-/Wintergarderobe 2017, wie sie sich Karl Lagerfeld für die Haute-Fourrure-Kundin mit poetischer Ader vorstellt.
So verwandelt Karl Lagerfeld Shakespeare „Sommernachtstraum“ kurzerhand, sicherlich auch, weil es nur eine Fendi-Fourrure pro Jahr gibt, in eine Symbiose mit in flamboyanten Farben erscheinenden Winterlooks.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Nerz wird in der Herbst/Winter-Haute-Fourrure-Schau mit Spitzen-Inkrustationen genau so versehen, wie sich bemalter Taft mit kunstvollen, in tausenderlei Lagen geschnittenen Blüten aus Gazar vereinigt. Handwerkstechniken, die kompliziert sind und nur bei Fendi im Pelzgewerbe noch möglich ist. Die Ateliers beschäftigen nicht nur wahre Meister ihres Faches, sondern achten auch darauf, das Metier mit guten Ausbildungen und Förderungen von jungen Nachwuchskräften in nachfolgende Generationen zu tragen. Das Ergebnis sieht dennoch extrem natürlich und unangestrengt aus. Ebenso natürlich sind auch die weichen, runden Formen von Karl Lagerfelds Entwürfen, die an seine zurzeit bevorzugte, schulterbetonte Linie mit 80th-Appeal anlehnt. Bei Fendi bekommen dazu, um die Materialien besser zum Fließen zu bringen, die Capes und auch die Kleider eine leichte O-Silhouette.
Dass Lagerfeld auf alle Details achtet und die Unterschiede der Haute Fourrure zum Prêt-à-porter betont, scheint kein Zufall zu sein. In dieser Saison lässt er bei Chanel und auch Fendi traditionell das Highlight der Haute-Couture-Show, das Hochzeitskleid, mit fast royaler Inbrunst zelebrieren.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Bei der „Robe de mariée“ setzt Lagerfeld auf den Trompe-l’œil-Effekt der Verbindung von Materialien, verarbeitet Nerz wie Stickerei und stellt noch einmal heraus, was ihm an heutiger Haute Couture wichtig ist: neue Techniken, wie Lasercut und 3-D-Druck, mit traditionellem Handwerk zu verbinden. Er liebt es, Hightech und kostbare Materialien zusammenbringen, um ein zukunftsorientiertes Metier weiterzuentwickeln. Dabei wird oft Seide, Pelz oder auch Stickerei so verarbeitet, sodass es eine völlig neue Optik ergibt.
Haute Couture will immer erst auf den zweiten Blick raffiniert und kostbar erscheinen. Die Augen und der Komfort des Tragens sollen von Haute Couture in jeder Saison neu überrascht werden und neue Maßstäbe der Raffinesse setzen.
Fendi Haute Fourrure Herbst/Winter 2017/18; Bilder: Courtesy of Fendi
Eine andere schöne Tradition hat Karl Lagerfeld übrigens immer bei behalten: Bei ihm gibt es immer zu jeder Kollektion aufwendig gestaltete Pressemappen aus den schönsten Papieren, die aufwendig bedruckt werden. Nach ein paar Jahren werden sie zu Schätzen eines jeden Modearchivs. Bei Fendi zeichnet er aufwendige Silhouetten, so wie sie kaum noch ein Modeschöpfer macht. Papier und Zeichenstift liebt er, laut eigener Aussage, am meisten. Wie kleine Schätze werden sie von den Besuchern nach Hause getragen und sicherlich vielerorts gerahmt wie Kunstwerke.
Karl Lagerfeld; Bild: Courtesy of Fendi
Karl Lagerfeld schafft es wie kein anderer die Sehnsucht und die Meisterschaft der Haute Fourrure zu zelebrieren. Allein schon die Zeichnungen, die er seit 1965 für Fendi gemacht hat, dürften locker aneinandergereiht für den Weg von Paris nach Rom reichen.