Betritt man den Hackett Store in der Londoner Sloane Street, ist man in einer anderen Welt. Die Welt eines englischen Gentlemans. In der oberen Etage dieser Welt sitzt heute Jeremy Hackett, Gründer und Inhaber des englischen Traditionshauses. Er wirkt zufrieden, lief die Männershow einen Abend zuvor doch ganz zu seiner Zufriedenheit.
Horstson Erst einmal ein großes Kompliment an die Musik gestern. Es war großartig!
Jeremy Hackett: Tja – (klatscht zufrieden in die Hände) – das war eben das London Philharmonia Orchestra. Ich habe vorher mit dem Dirigenten gesprochen und er meinte, er spiele das Stück zum ersten Mal an diesem Abend. Aber es hat alles fantastisch geklappt, obwohl es bei den Proben angeblich ein/zwei minimale Fehler gab, aber das ist nicht einmal mir aufgefallen.
Was mich am meisten an der Firmengeschichte fasziniert ist die Tatsache, dass Sie mit Second Hand Kleidung angefangen haben. Tragen Sie selbst noch immer Second Hand Teile zur Hackett Garderobe?
Ich gehe immer noch gerne zum Markt in Spitalfields und Portobello Road. Das Problem heute ist, dass das Angebot nicht mehr da ist. Damals war Vintage etwas aus den 30er/40er/50er Jahren. Heute sind es 1990er Nikes. Aber wenn ich etwas finde das ein interessantes Detail hat, gebe ich das in unsere Designabteilung und sage: „Nehmt das bitte mit in die Kollektion auf“.
Aber Sie haben ein kleines persönliches Vintage-Archiv bei sich zu Hause?
Nein leider nicht. Ich habe die Sachen verkauft um Hackett aufzubauen. Wenn ich das alles behalten hätte, dann würden wir hier heute nicht sitzen.
Für mich ist Hackett eine der größten englischen Heritage-Brands. Was macht Hackett so besonders unter den traditionell britischen Labels?
Ich glaube es liegt mit daran, dass wir uns stark an den vielen gesellschaftlichen Anlässen Englands orientieren für die Männer eine bestimmte Garderobe brauchen, wie z.B. Pferderennen, Polo oder Tennis. Wenn sie dort hingehen, ziehen sie sich passend an. Der, ich sage mal „Durchschnittsmann“, weiß zwar nicht viel über Fashion, möchte sich aber dem Anlass entsprechend kleiden und modisch beraten werden von einer Marke, die weiß was man wann tragen sollte. Denn das Letzte, was unsere Kunden wollen, ist auf solchen Events lächerlich auszusehen.
Es gibt also immer einen Anlass Anzüge zu tragen?
Genau. Einen Blazer trägt man zum Polo und einen Frack zum Pferderennen. Je nach Anlass eben.
Wie würden Sie denn den modernen Hackett-Mann beschreiben?
Er ist sehr professionell, erfolgreich und jagt keinen Trends nach. Er möchte stylish aussehen aber dennoch nicht wie ein Fashionista.
Das Wort mögen sie gar nicht, oder?
(lacht) Naja ich denke bis zu einem gewissen Alter ist es ok wenn man ein Fashionista ist, aber irgendwann funktioniert es dann nicht mehr und das kann leicht verzweifelt aussehen und auch irgendwie deplatziert.
Hackett ist sehr eng mit Sportarten wie Tennis und Polo verbunden. Aber auch Marken wie Aston Martin kooperieren mit Ihnen. Kam die Begeisterung aus der Tatsache heraus, dass England für einige dieser Sportarten steht oder waren/sind sie selbst sportlich aktiv?
Also ich würde sagen ich bin ein sehr guter Zuschauer (lacht). Interessanter Weise kam die Polo-Kooperation per Zufall zu Stande, als 1966 zwei Armee-Offiziere in den Shop kamen und sagten: „Unser Kommandeur hat gesagt wenn wir Polo spielen wollen brauchen wir einen Sponsoren, da die Armee nicht genug Geld hat.“ Und da es eine sehr bescheidene Summe war, die sie verlangt haben, stimmte ich zu. Und siehe da: Die Resonanz war riesig.
Gestern sind Sie mit einer umgehängten Kamera auf den Runway gekommen und Sie bloggen auch selbst als „Mr.Classic“. Wie werden Blogs und Streetstyles für Hackett genutzt?
Ich lese persönlich kaum bzw. gar keine Blogs. Und um ehrlich zu sein weiß ich auch gar nicht wer alles meinen Blog liest (lacht). Aber natürlich ist unsere Social Media in der Hinsicht sehr aktiv.
Hackett ist ein nicht so stark fashion-orientiertes Label. Aber wenn man sich Streetstyles aus London anschaut, entdeckt man auch viele klassische Anzüge etc. Gibt es da nicht auch die ein oder andere Inspirationsquelle?
Ja das ist mir auch aufgefallen. Prinzipiell ist es so, dass ich mir anschaue was zu Hackett passt und das nehme ich dann als Inspiration. Ich finde es interessant kleine Details von, sagen wir, fashion-lastigeren Outfits zu nehmen und sie in die klassische Sprache von Hackett zu übernehmen. Das ist gar nicht so schwer. Letztendlich kommt es auch darauf an wie man es zusammenfügt und wer es anzieht. Ich habe mal ein sehr klassisches Sakko von uns an einem Skater gesehen und es sah toll aus. Andersherum kann dasselbe Sakko an einem 50-jährigen zum Beispiel total falsch aussehen.
England ist auch für seine Musikszene bekannt. Schon einmal über eine Kooperation mit einer Band/einem Musiker nachgedacht?
Naja das Orchester war ja ein erster Schritt. Aber bisher haben wir über eine Kooperation mit einer bestimmten Band nicht nachgedacht.
Wir konnten ja gestern schon ein paar erste Bilder der Kooperation mit Pierce Brosnan sehen.
Ja er ist super. Er ist perfekt für Hackett, hat James Bond gespielt und ist ein international hoch angesehener Schauspieler. Sehr professionell.
Die Frage muss ich jetzt stellen: Wird Hackett vielleicht mal den nächsten Bond ausstatten?
Naja wir haben ja schon – Q oder M? – nein Q ausgestattet.
Ja Q ist der Mann.
Genau. Also Ben Wishaw (Anm. d. Redaktion: Neuer Darsteller von Q im Film „Skyfall“) haben wir in „Skyfall“ ausgestattet. Und Daniel Craig ist natürlich ein großer Schritt.
Letztes Mal war es ja Tom Ford der ihn ausgestattet hat.
Ach ja den habe ich mal getroffen. Sehr netter Mann. Und sehr lernfähig.
peter
25. Juni 2013 at 10:11Wunderbar!!Jeremy ist so herrlich british!!!Das liebe ich!!!
peter
25. Juni 2013 at 10:39Muss ich noch schreiben:Natürlich hab ich noch Second Hand Sachen von ihm und der Laden in London war der Hammer,da stand der jeden Tag hinterm Tresen……
Jan WHo
25. Juni 2013 at 10:52Wirklich? Ich hätte es wissen müssen 😉
Volker
25. Juni 2013 at 13:32Ich dachte das Hackett ein Konzern ist. Schön zu lesen das da noch der „Erfinder“ mitarbeitet
Siegmar
25. Juni 2013 at 14:38schönes Interview und schön zu lesen das er immer noch aktiv sein unternehmen leitet.