Damenmode

Das A-Z weiblicher Stilsünden

Daran ist nur der weiße Rolli schuld, dass es mal wieder mit mir durchging und ich einen naturgemäß überlangen Stilsünden Bericht zusammenstellen musste, den Horst für euch in mehrere Teile geteilt hat. Weil das hier aber immer noch ein Männerblog ist, kommt nach den Stilsünden-Berichten für unsereins, der für euch Männer, der ist dann um einiges kürzer, weil ihr zum Glück nur Sandalen mit Socken aber keine Pinzgauer-Wedges, Nutten-Plateaus oder Nagellacke in Buntstiftfarben tragt. Also lasst uns am besten gleich loselegen und uns den kleinen – so gar nicht bierernst gemeinten – Daisy-Workshop hinter uns bringen, für den ich euch größtenteils Positivbeispiele als Bildmaterial herausgesucht habe … meistens, ihr merkt dann schon, wenn nicht.

Alles egal
Wenn ihr zu den Frauen gehört, denen ihr Aussehen und die Meinungen anderer egal sind, könnt ihr alles tragen und braucht euch nicht weiter darum zu kümmern, wie ihr in euren Klamotten und Stylings ausseht.

Asymmetrie
Asymmetrisches muss sehr gut geschnitten und hochwertig verarbeitet sein, um gut zu sitzen und die Figur zur Geltung zu bringen. Ausdrücklich warnen muss man auch vor diesen hippen Designerteilen, bei denen der Stoff irgendwo seitlich oder frontal zusammengewurstelt wird. Oder vor diesen Ganzkörperzelten, die durch einen beherzten Schrägschnitt am Saum hübscher wirken sollen. Wenn ihr asymmetrische Schnitte liebt, dann greift am besten zu Stücken von guten Labels und probiert die Teile immer vor einem sehr guten Spiegel an. Gut geschnittene und verarbeitete Asymmetrie, ohne und mit Drapierungen, die funktioniert: Schwarzes Top von Helmut Lang und eine karierte Langbluse von Junya Watanabe.

Bandeaustil
Als Originale sind diese Kleider aus aneinandergenähten Stretchbandeaus von Hervé leger immer noch sehr schön. Nicht alle, aber viele. Man braucht eine gut proportionierte Figur, das ist klar – aber ich habe schon Frauen mit Größe 40 gesehen, die darin toll aussahen und welche in Größe 36, die es besser gelassen hätten. Man braucht sehr, sehr gute Beine, am bester in lang und die Rundungen dürfen leider nicht fluffy sein, sondern fest. Das Kleid hier in Blau ist aus der aktuellen Kollektion von Hervé Leger.

Beige, Braun, Lachsrosa, Orange, Senfgelb, Sonnenblumengelb, Offwhite
Das klingt erst mal verrückt, aber das sind ganz schwierige Farben, die nur ganz wenigen Frauen in unseren Breiten richtig gut zum Pigmenttyp stehen. Darum muss man sich nicht kümmern, allerdings wirkt man dann leicht müde, altbacken, blasser und die Haut kann unrein oder unruhig wirken. Und wenn man dann doch den richtigen Hautton hat und einige dieser gut Farben tragen kann, dann sollte man lernen, gute Stücke auszusuchen und sie mit den richtigen Farben zu kombinieren, wenn man in Lachs mit langweiligem Offwhite und so weiter nicht wie die dreiundsiebzigjährige Erbtante aus Alabama aussehen will. Gute Teile in Lachs mit Twist sind das Kleid von Sonia by Sonia Rykiel mit Sonnengelbem Kragen, die Bluse aus der Kollektion See by Chloé und dazu der Rock von Missoni.

Blondiertes Haar
An dieser Frage scheiden sich die Geister. Ich weiß das. Aber es hat einen guten Grund, weshalb jedem die Naturhaarfarbe am besten zu Gesicht steht. Unser Pigmenttyp spiegelt sich in der Augenfarbe, im Hautton und in der Haarfarbe wieder und so passt alles an uns von Natur aus gut zusammen. Natürlich kann man der Lust auf Veränderung trotzdem nachgeben, so oft man mag, aber viele falsche Blondinen sehen einfach tragisch aus, kämpfen erfolglos gegen den Nachwuchs der dunklen Haare am Scheitel und es gibt so viele davon bei uns, dass man die allzu Blondierten in jedem Falle schwerer voneinander unterscheiden kann. Ob das ein guter Plan ist, richtig toll auszusehen? Wenn ihr also keine Punks seid, die ich schon seit immer toll finde, dann begebt euch mit Farbwechselwünschen am besten in die Hände eines sehr guten Friseurs, bei dem ihr nur Friseure und Friseusen mit fabelhaftem Traumhaar herum hüpfen seht. Was für ein Glück, dass Emanuelle Alt nicht blond ist. Wir sind uns doch einig, dass diese sehr schöne Frau mit blondiertem Haar oder quietschblonden Strähnchen ganz schön verlieren würde …

DIY
Das heißt Handarbeiten oder Selbermachen und das ist selbstverständlich eine gute Sache, wenn man sich was strickt oder näht … aber bitte auch mal nach eigenen Ideen und nicht unbedingt diese fast immer peinlichen DIY Teile, die teure Designerstücke imitieren wollen. Inspiration vor Imitation. Es gibt so gute Anleitungen und viele Omis, die noch stricken und nähen können. Ihr braucht diese zusammen getackerten, geklebten und gemalten Fakes doch nicht.

Extensions und Tussihairdo’s
Dass man das noch erwähnen muss, ist schlimm. Aber anscheinend ist dieser Look bei vielen Frauen durch schlechte Beispiele im Fernsehen und Stylemagazinen so fest verwurzelt, dass sie Angst davor haben, ganz auf die eigene, bescheidenere Matte zu vertrauen. Es gibt Ladies, die wollen und wollen es einfach nicht kapieren, dass sie damit billiger aussehen, als viele der Damen in der Herbertstraße.

Farbwahl
Zählt zum kleinen Einmaleins des guten Geschmacks. Wir schicken euch nicht zu diesen Farbberaterinnen mit den vielen Tüchern, aber die guten darunter haben recht und können auch helfen. Mir ist das ein Rätsel, wie es sein kann, dass Frauen große Teile ihres Lebens in Umkleidekabinen und vor Spiegeln verbringen und dann immer noch keinen Blick dafür haben, welche Farben sie tragen sollten. Es lohnt sich, das zu lernen. Aus Büchern, Magazinen und von geschmackssicheren Freunden, die scheußliche Farben oft intuitiv aussortieren. Nichts gegen farbenfrohe Schränke, Color-Blocking und Co., aber ihr habt mehr von eurer Garderobe, wenn ihr euch auf wenige Farben einschwört und nicht aus jedem Dorf einen Hund habt. Ein sehr gutes Händchen für schöne und zu ihrem Pigmenttyp passende Farben hat Julianne Moore.

Gelnägel
Sind unelegant, sehen bei grob geschätzten 85 Prozent der Trägerinnen vulgär aus und sind schlichtweg überflüssig, wenn ihr nicht unter einer Nagelkrankheit leidet. Außerdem verleiten sie zu abenteuerlichen Nagelüberlängen und –stylings, mit denen man billig wirkt. Gut gepflegte, natürliche Nägel sind in aller Regel schöner.

Gemusterte Strumpfhosen (insbesondere nicht opaque Nylons)
Man muss schon in der Schau von Marc Jacobs laufen und fantastische Beine haben, um sowas tragen zu können. Dünn alleine reicht da nicht. Und dann gibt es ganz fürchterlich viele davon, die auch dann hässlich sind, wenn die Beine es erlauben würden. Im Erwachsenenalter, besser, Finger weg. Teenager mit geraden Bleistiftbeinen dürfen lustige Strumpfhosen tragen. Ballerinen, sehr stilsichere und geschmackvolle Ladies oder Punks können gemusterte Strumpfhosen tragen, solange es nicht diese unsäglich langweiligen gepunkteten sind, die auf Modeblogs ständig vorkommen, seit die bei Marc Jacobs in der Show waren und die Billigausgaben davon bei den Textilketten für fünf Euro verhökert werden. Ganz feine Fishnets sehen an den meisten Beinen besser als gemusterte Strümpfe aus.

Gestrickte Polyester und Acrylteufel
Finger weg von Strickteilen, die nicht aus nahezu hundert Prozent Wolle, Viscose, Kaschmir, Angora, Mohair, Seide, Leinen oder Baumwolle gefertigt sind. Die Polyester- und Acrylteile fusseln schnell und sehen meistens schon nach kurzer Zeit schlampig und formlos aus. Man braucht ja ohnehin keine acht oder fünfzehn Pullover gleichzeitig, also besser zwei bis drei gute kaufen. Ihr wollt doch keinen Sondermüll am Körper tragen, das Zeug verrottet nicht mal. Lieber einen schicken Baumwollcardigan wie den hier kaufen. Es muss ja auch nicht unbedingt Kaschmir oder Seide sein.

Goldakzente beziehungsweise Edelmetallfarben
Manchem steht Gold und manchem steht Silber und manchem von uns steht keines von beiden Metallen. Das gilt dann am besten für Knöpfe, Gürtelschnallen, jedwede Verschlüsse und Schmuck. Wer geschmackssicher wirken will, kann damit noch so einiges an seinem Look perfektionieren. Man bekommt das auch relativ leicht raus, welcher Typ man ist, wenn man erst mal einen Blick für das Zuviel an sich entwickelt hat.

Hautzustand
Nichts macht uns so frisch, schön und jugendlich, wie eine sehr gepflegte, schöne und straffe Haut. Man sieht es unserer Haut leider an, wenn wir regelmäßig zu viele Drinks im Nightlife schlürfen und auf das gewohnte Glas Rotwein nicht verzichten wollen. Mit Zigaretten ruiniert man sich die Haut auch, nur wirkt man damit nicht aufgedunsen und der Verfall dauert etwas länger. Das ist aber keine moralinsaure Gardinenpredigt sondern ein Wink mit dem Zaunpfahl, weil das Gros aller jungen Frauen immer noch denkt, man könnte da später noch was ändern dran, wenn man dann ganz offiziell altert. Naturgemäß haben wir nicht alle von Haus aus so schöne Haut wie Toni Garrn, aber den Pflegezustand ihrer Haut kann sich jede Frau zum Vorbild nehmen.

Hüte
Solltet ihr vor dem Rentenalter wirklich nur dann tragen, wenn ihr zu einer der hochwohlgeborenen Königsfamilien gehört oder in eine solche einheiratet, ihr einen ausgesprochenen Hutkopf und ein zierliches und fein geschnittenes Hutgesicht habt und der Hut wirklich schön ist; oder, es euch sowieso nichts ausmacht, euch zu verunstalten und tendenziell zwei Jahrzehnte älter zu wirken.
Ich habe extra lang nach einem Bild gesucht, auf dem ihre Hoheit Catherine mit Hut nicht zwanzig Jahre älter aussieht ….

So, das wär’s erst mal für heute.
Im nächsten Teil kommen die Themen Individialität, Jeansshorts, Klamotten, die schlecht verarbeitet sind, Lipgloss, Modeblogs, Modeschmuck, Mustermix, Nagellacke in knalligen Buntstiftfarben, Nagelmotive und –styling, Naturlocken und naturglattes Haar, Nutten-Plateaus, Orangefarbener Lippenstift, Oversized Jackets …

  • Therese
    12. September 2011 at 12:00

    😀 ich freue mich auf Teil 2

  • FrolleinSuzy
    12. September 2011 at 12:10

    Sehr schöne Sammlung. Bin gespannt auf Teil 2. Leider hat bei mir die Natur im Punkt passende Haarfarbe völlig versagt, schwarze Augenbrauen und straßenköterblondes Haar, da hilft nur färben lassen. Aber nicht blond. 😉

  • Daisydora
    12. September 2011 at 13:03

    @Therese

    Dankeschön, der kommt mittwochs und Teil drei dann am Freitag … 🙂

    @FolleinSuzy

    Vielen Dank … sei froh, dass du trotz der blonden Haare dunkle Augenbbrauen hast …. schade, dass du Straßenköterblond nicht magst, ich finde die Farbe toll, aber es gibt natürlich noch ein paar Möglichkeiten mehr … 🙂

  • Jana Goldberg
    12. September 2011 at 13:08

    Ja, dasselbe habe ich im August zu Männern gemacht und mache ebenfalls weiter. Sollten uns evtl. vernetzen.
    Ansonsten finde ich Dich etwas streng. Wir können uns eindeutig mehr erlauben als Männer. Liegt in unserer Natur.
    LG

  • Daisydora
    12. September 2011 at 14:45

    @Jana Goldberg

    Ich bin leider noch immer ein ganz schlechter Blogleser …. und auf Horstson sind solche Themen ja eher die Ausnahme …

    Ich meine das gewiss nicht bierersnst, aber nachdem auf Modeblogs themenübergreifendes ohnhin selten vorkommt, machen wir hier eine Ausnahme …

    Du würdest dich wundern, wie egal mir das im wirklichen Leben ist, wie wer rumrennt .. ich schreibe das hier aus rein professioneller Sicht …

    Weil du schon da bist: Deine Kommentare auf Modepilot zun Urteil über John Galliano gaben mir übrigens den letzten Kick, meinen gestrigen Sonntagsbericht zu schreiben … 😉

    LG

    Daisy

  • Søren
    12. September 2011 at 14:50

    Voll gut, musste sehr lachen.
    Besonders schön finde ich, dass du zu den NoGo´s meist Beispiele gegeben hast, wie man es besser machen kann.
    Bin gespannt auf die folgenden Teile.
    Aber um ehrlich zu sein, es macht einfach immer so viel Spass, Stilsünden zu begehen, als dass mans lassen würde.

  • Dana Li
    12. September 2011 at 14:51

    Liebe Daisy, ich stimme Dir vollkommen zu! Bei Gelnägeln hört der Spaß auf: ich bin kaum in der Lage von einer Frau mit solchen Nägeln noch irgendwas Gutes zu erwarten, Schande auf meine Oberflächlichkeit!
    Und alle anderen Punkte unterschreibe ich auch!

  • Marc
    12. September 2011 at 15:31

    Ein wirklich toll geschriebener Beitrag, der mich zum Schmunzeln brachte. Weiter so! Ich würde auch sehr gerne noch was zum Thema Handtaschen-Fakes oder wie viele Logos ein Outfit verkraftet lesen…

  • Daisydora
    12. September 2011 at 17:08

    @Sören

    Vielen Dank … klar sollte man sich seine liebsten Stilsünden nicht nehmen lassen … 🙂

    @Dana Li

    🙂 .. auf die kann man echt verzichten … das Zeugs ist glaube ich aus so einer Art Maniküre-Mißverständnis entstanden …

    @Marc

    Vielen Dank … oh ja, Handtschen Fakes habe ich indirekt mit drinnen, zumindest den Punkt Marken Fakes …..

    🙂

  • Ulli
    12. September 2011 at 19:11

    Auf den Punkt! Freue mich auf Teil 2! Hoffentlich lesen das auch viele Frauen! 😉

  • Klaer
    12. September 2011 at 19:21

    Ich verweigere mal wieder die modische aussage bis auf haarfärbung und haut:-o bin jetzt erfolgreich normal dunkelblond:-D das gute mit ner moussetönung in dunkelblond und anschließender urlaubssonne 😀 und alle 8 wochen zur kosmetikerin lohnt sich wirklich auch bei meiner ansonsten unproblematischen ( natürlich kein vergleich mit toni :-() versteh nach wie vor immer noch nicht warum junge mädels lieber tonnen von klamotten besitzen also auf figur haut und haare zu achten jeans und tshirt würden dann ausreichen B-) freu mich auf teil zwei 😀

  • Daisydora
    13. September 2011 at 08:45

    @Ulli

    Auch dir vielen Dank … das hoffe ich auch, dass wir ein aar Frauen bekehren können 😉

    @Klaer

    Die Verweigerung der modischen Aussage ist ja keine Stilsünde, sondern ein Grundrecht 🙂

    Deinem Exkurs über Haut und Haar stimme ich zu … und finde auch, dass man so in Jeans und T-Shirt schon blendend aussieht 🙂

    Dankeschön, Teil II kommt morgen und Teil III am Freitag ….

  • Jana Goldberg
    14. September 2011 at 10:13

    Oh! Habe gerade erst Deinen Kommentar auf meinen Kommentar zu Galliano entdeckt (und beantwortet ;). Ach, mir Dir würde ich ja gern diskutieren. Sei gegrüßt!
    Jana

  • Daisydora
    14. September 2011 at 11:41

    Liebe Jana,

    vielen Dank für deine Antwort, die ich bei den fabelhaften Modepilotinnen deinem Wunsch folgend so stehen lasse.

    Ganz sicher wäre das interessant und produktiv, mit dir darüber zu diskutieren; ich werde Horst gleich nach seinem Urlaub sagen, dass wir einen ganz offiziellen Ovalen Tisch brauchen 😉 dabei würdest du dich aber ganz sicher auch wundern, wie gerecht und kritisch ich allen Religionen gegenüber bin und meinen Wunsch, Religion als reine Privatsache zu handhaben, verstehst du ja. Wir müssen schon als Menschen die Nagelprobe bestehen, denn unser Glaubensbekenntnis macht keinen besseren Mensch aus uns.

    Sei freundlich gegrüßt!

    Daisy

  • Horstson » Blog Archiv » Das A-Z weiblicher Stilsünden, Teil II
    14. September 2011 at 11:49

    […] geht es, liebe Leser, wie schon im ersten Teil angekündigt. Wir legen also direkt ohne Vorwort […]

  • Horstson » Blog Archiv » Das A-Z weiblicher Stilsünden, Teil III
    16. September 2011 at 09:30

    […] geschafft (Teil I und II findet ihr hier und hier). Aber ein paar Hinweise gibt es schon noch. Ihr müsst es ja nicht allzu ernst nehmen, […]