Christian Dior 1957 at Château de la Colle Noire, Tony Armstrong Jones; Bild: ® Christian Dior Museum / Dior Archives; PR
Eigentlich hat man sich schon gefragt, warum es zum 70-jährigen Bestehen von Dior, also eines der bedeutendsten Pariser Modehäuser, keine große Retrospektive gibt – werden doch solche Jubiläen in der Modebranche immer seltener. Doch vor wenigen Tagen kam dann die Meldung rein, dass immerhin ein Staatsmuseum, das Musée des Arts décoratifs, das sich im altehrwürdigen Louvre in Paris befindet, ab dem 05. Juli, also pünktlich zu den Couture Schauen für den nächsten Winter, die größte und umfangreichste Ausstellung, die alle Bereiche des Hauses Dior zeigen wird, eröffnet.
Die Ausstellung wird alles bisher dagewesene in den Schatten stellen. Unter dem Titel „Christian Dior – Couturier du Rêve“, was sich mit „Modemacher der Träume“ übersetzen lässt, wird es, im Gegensatz zur spektakulären Ausstellung 1987, nicht nur um die Jahre 1947 bis 1957 gehen, in denen Christian Dior den Grundstein des Hauses legte. Vielmehr präsentiert „Christian Dior – Couturier du Rêve“ auf der gesamten Fläche des Musée des Arts décoratifs die komplette Kreation des Hauses Dior.
Christian Diors Mutter, Madeleine Dior, um 1900; Bild: ® Christian Dior Museum
Die Innenarchitektin Nathalie Crinière schafft auf über 3.000 Quadratmeter ein Universum, das neben vielen noch nie gezeigten Kleidern von Christian Dior, Schöpfungen aus internationalen Museen und Sammlungen von Yves Saint Laurent, Marc Bohan, Gianfranco Ferré, John Galliano, Raf Simons und Maria Grazia Chiuri, die allesamt die Tradition und die stetigen Neuinterpretationen der Marke repräsentieren, abbildet. So gibt es beispielsweise aus Yves Saint Laurents legendärer „La ligne Trapèze“ ein graues, gesmoktes Bouclé Kleid zu sehen, sowie ein flamboyantes, von den Ballet Russes inspiriertes Kimonokleid von John Galliano, das er für die Vorführung der Haute Couture 1998 in der Pariser Oper konzipierte. Ergänzt werden die mehr als 300 Modelle mit allen Dior-„Sparten“, wie die Pelze des legendären Designers Frédéric Castet für Christian Dior Fourrure, Taschen, Schuhen, Accessoires, Parfumflakons, den Looks der Make-up-Artisten Tyen, Serge Lutens und Peter Philips. Hinzu kommen die Duftkreationen von François Demachy, Hunderte Dokumente, Schnittmuster, Briefe, Fotos und Kunstgegenstände, die die Welt des Dior-Stiles inspirieren und deren Geschichte illustrieren.
Christian Diors Geschichte wird als „Opener“ der Ausstellung erzählt; sein Leben und wie die Kunst aus aller Welt und sämtlichen Epochen seinen Stil beeinflussten. Viele der Exponate reflektieren den Umstand, dass Christian Dior, bevor er Couturier wurde, eine Kunstgalerie betrieb, Jugendstilmöbel und Gemälde sammelte und leidenschaftlicher Liebhaber von Möbeln des 18. Jahrhunderts war.
Richard Avendon; The New Look of Dior, Place de la Concorde, Paris, August 1947; Courtesy of Dior Archives
Die Ausstellung „Christian Dior – Couturier du Rêve“ zeigt ein komplettes Couture Atelier mit den Arbeitsplätzen der Atelier Schneiderinnen und eine zentrale Installation, die vom berühmten Spiegelsaal in Versailles inspiriert wurde, in der die Ballroben von Grace Kelly über Prinzessin Diana bis zu Celebrities unserer Tage, wie Charlize Theron oder Jennifer Lawrence, zur Geltung kommen. Die Haupthalle des Museums mit seiner 30 Meter hohen Kuppel bildet dazu den idealen Rahmen.
Gesellschaftskleid Dior Haute Couture PE 1953, Collection Dior Heritage, Paris; Bild: ® Laziz Hamani
„Es wird eine sehr spektakuläre Ausstellung, die in die Geschichte der Kostümausstellungen eingehen wird“, freut sich der Direktor des Musée des Arts décoratifs , Olivier Gabet, und ergänzt: „‚Couturier du Rêve‘ zeigt nicht nur Kleidung, sondern auch alles verwandte des Metiers und schließt den Bogen zum Museum – denn Christian Dior war einer der Hauptleihgeber der legendären 18. Jahrhundert-Ausstellung im Jahr 1955.“
Damals schuf Christian Dior Modelle, die von den Kunstwerken geprägt waren – ein Novum zu der Zeit und eine der ersten Modenschauen, die dann im Musée des Arts décoratifs stattfand. Am 30. November 1955 verwandelte sich das Museum mit der Ausstellung und den Mannequins von Dior in einem opulenten kulturellen Event – dem ersten dieser Art jemals im Louvre.
Topaze Cocktail Ensemble Haute Couture AW 1951, Christian Dior Museum Collection, Granville; Bild: ® Laziz Hamani
Wir sind sehr gespannt auf die Ausstellung „Christian Dior – Couturier du Rêve“, die gleichzeitig für das vollkommene Aufgehen des Hauses Christian Dior in der Zukunft des LVMH-Konzerns steht: Der Hauptaktionär des LVMH-Konzerns, Monsieur Bernard Arnault, hält mit der Arnault Familienholding immer noch die Hauptanteile an der Christian Dior Couture, dem Bereich, der alle textilen Aktivitäten, Lizenzen und Accessoires und Prêt-à-porter enthält. Für 6,5 Milliarden Euro soll nun auch der Bereich unter das Dach des Konzerns gebracht werden, der schon lange Inhaber der Kosmetik, Parfum und aller übrigen Dior Aktivitäten ist. Dieser Schritt bedeutet, dass die anbrechenden nächsten 70 Jahre des Hauses Dior, dann unter der Ägide des größten Luxuskonzerns der Welt stehen.
Etwas, was sich Christian Dior sicherlich nicht im Traum ausgemalt hatte, als er in einer der ärmsten und schwierigsten Zeiten des 20. Jahrhunderts 1946 die Idee hatte, Mode zu entwerfen …
„Christian Dior – Couturier du Rêve“ läuft vom 05. Juli 2017 bis zum 08. Januar 2018 im Musée les Arts Decoratifs in der Rue de Rivoli in Paris. Mehr Dior geht nicht!
Elke Kempe
28. April 2017 at 10:04Wunderbar geschrieben,Du hast die Nase nicht nur immer ,,vorn,,sondern,,ganz weit vorn,,!