Damenmode

Chanel Frühling/Sommer 2019 – Chanel by the Sea

(Courtesy of CHANEL Prêt-à-Porter Spring-Summer 2019 by Lucile Perron)

Einen fröhlichen und unbeschwerten Abschluss der abgelaufenen Fashion Week in Paris für Frühling Sommer 2019 zeigte Karl Lagerfeld mit seiner Chanel Kollektion am letzten Dienstag im Grand Palais. Mehr Sommer ging nicht, denn Chanel verwandelte das Grand Palais in einen Traumstrand. Eine idyllische Umgebung mit Sand, azurblauem Himmel und Meer, Strandhütten und Stegen. Es gab sogar authentischen Wellengang und das Geschrei der Möwen.

Perfektion wie immer bei Karl Lagerfeld und Chanel und dazu erlebte ein Auditorium von über 2500 Zuschauern noch eine fulminante Kollektion, die nur eines sein wollte, unbeschwert und sommerlich, um seiner Trägerin das Bild eines endlosen und bequemen Sommers zu suggerieren. Dabei griff Lagerfeld auf die Zutaten zurück, die die Codes des Hauses bilden und die Erfolgsrezepte seiner Anfang der Neunziger Jahre so revolutionären Kollektionen für das Haus Chanel: Kastige bequeme Jacken, Radlershorts und großer Logo-Schmuck.
Alles, was wärmend ist, gibt es in den Cruise- und Vorkollektionen und so konzentrierte man sich, sicherlich in Erwartung eines so wunderbaren Sommers, wie in diesem Jahr, auf alles, was ein sorgloses Sommerleben begleiten kann.
Die Entourage der Lagerfeld Jungs wie Brad Kroenig und Baptiste Giabacioni als Chanel-Rettungsschwimmer, in ausgefransten Denim-Shorts und Pool-Sandalen, beobachteten die Vorgänge von ihren Aussichtssitzen, gezimmert aus rohem Holz, während Gäste, darunter Baywatch-Star Pamela Anderson und Pharrell Williams, ihre Plätze einnahmen.


Courtesy of CHANEL Prêt-à-Porter Spring-Summer 2019

Das Set erinnert teilweise an eine maledivische Flitterwochendestination, verwies aber auch auf Deauville – die Enklave in der Normandie, wo Coco Chanel sich vom Geist der idyllischen französischen Strandlandschaft zu ihren ersten Sommerensembles in Jersey und Badeanzügen inspiriert fühlte. Dort bekam sie auch die Ideen zu ihren ersten Balettkostümen zu Darius Milhauds Ballett „Le Train Bleu“, das 1924 uraufgeführt wurde und ihren Ruf als Kostümbildnerin begründete. Während dieser Fashion Week hatte in der Woche davor Chanel und Karl Lagerfeld, die Saison des Pariser Balletts an der Opera Garnier eröffnet mit den Kostümkreationen zu Maurice Ravels „Bolero“ und damit diese lange Tradition fortgesetzt.
Das Defilee begann und ganz dem heutigen Zeitgeist entsprechend, die Models wirkten wie eine moderne Jetsetbrigade, die den Globus auf der Suche nach instagramfreundlichen Urlaubshotspots bereist, barfuß durch den Sand schlendernd, bevor sie ihre bequemen chanelisierten Slides schlüpften. Das Ganze zum Soundtrack von Michel Gaubert, der mit dem 80ies-Klassikern der französischen Gruppe „Les Rita Mitsouko“ Erinnerungen an die Strandurlaube meiner Jugend und erste Rendezvous wach rief.


Courtesy of CHANEL Prêt-à-Porter Spring-Summer 2019 by Lucile Perron

Doch wer Karl Lagerfeld kennt, weiß, dass es bei Chanel nicht nur um Klischees geht, sondern immer einen subtilen Unterton hat, der mit raffiniertem Handwerk, kostbaren Materialien und ausgeklügeltem Luxus im Detail verbunden ist. Was einfach aussieht, ist meist besonders aufwendig bei Chanel.
Die Farben sind leuchtend: sonnengelb, goldgelber Sand, sonniges Beige, pink, blau, geeiste Minze und perlmuttweiß mit Marineblau und Schwarz. Ein gestreifter Strand-Sonnenschirm-Druck auf Chiffon und Seide, mehrfarbige Pailletten Stickereien in Parasol-Form über Tweed und Stickereien, die an gestreuten Sand und Muscheln erinnern.
Der Look definiert sich durch raffinierte Eleganz mit einer Vielzahl von Stoffen, die von Tweed bis Chiffon, über Crêpe, Spitze, Baumwollserge, Denim, Leder und Popeline reichen. Jacken mit breiten Schultern und ausgestellten Ärmeln, die an die seitlich geschlitzten Röcke reichen und sich über Miniröcken oder übergroßen Hosen öffnen. Jumpsuits mit weiten Beinen kontrastieren scharf zu Outfits von kurzen Jacken und kleinen Tweedkleidern. Herrenjacken sind mit trägerlosen Radlershorts oder Leggings kombiniert. Jeans sind mit gegürteten Cardigans oder Badeanzügen mit asymmetrischer Schultern darunter, als hätte man sie nur mal kurz übergestreift, um zur Strandbar zu gehen.
Wenn es um die „echte“ Resortwear ging, hatte der Designer am meisten Spaß. Straw-Beachbags und Visiere mit dem Chanel-Logo wurden neben jugendlicher Bademode mit bonbonfarbenen Prints und String-Crop-Tops präsentiert. Ein monochromer Badeanzug und tiefsitzende Jeans, getragen von Kaia Gerber, gehörten zu den attraktivsten Looks auf dem Laufsteg – besonders für den Generation Z-Konsumenten.
Übergroße Tuniken mit einem v-förmigen Ausschnitt sind auf der Rückseite offen, in mintfarbenem oder beigefarbenem Tweed öffnen sie sich zu einer passenden Shorts. Sommerliche Streifen à la Beachhütte erscheinen über mehrlagigen Kleidern aus Seidencrêpe mit eingelegten Spitzen. Lange Chiffonkleider, die mit zweifarbigen Sonnenschirmen und einem Spitzenmuster bedruckt sind, fließen wie Wasser oder flattern wie von einem Sommerwind getragen. Eine Stickerei aus goldenen Pailletten erinnert an Sandpfade und zeichnet zarte Rillen auf einem pearlised-weißen Tweedanzug und auf Kleidern aus marineblauem Crêpe Georgette. Der wasserdichte Mantel für die Sommerschauer wird von Karl Lagerfeld als ausgestellter Regenmantel aus plastifizierter Spitze neuinterpretiert.
Für den Abend erscheinen typische kleine schwarze Kleider à la Coco Chanel im zwanziger und dreißiger Jahre Stil, die eine neue Lässigkeit ausstrahlen. Klassiker, die man gefühlt hundert Jahre tragen kann und typisch Chanel sind. Ton in Ton mit einem Origami aus Chiffonbändern geschmückt.


Courtesy of CHANEL Prêt-à-Porter Spring-Summer 2019

Bei den Accessoires: Schichten von Sautoir-Ketten, Anhängern und Perlenhalsketten, während um die Arme XXL-Manschettenarmbänder getragen werden. Lässige Pantoletten mit einem kleinen Plexiglasabsatz oder einer Korksohle sind ideale Sommerbegleiter.
Die 11.12 Taschen sind in Tweed, wie geflochten oder mit Sonnenschirmstickerei verziert. Die BOY CHANEL Tasche ist zurück als Satteltasche in Leder und Tweed-Patchwork. Neueste Taschen, sogenannte „Side Packs“, werden im Duo getragen und kreuzen sich jeweils über den Hüften, wodurch eine neue Art des Tragens entsteht. Die Clutches und Handtaschen sind aus Frottee oder mit einem XL-Perlengriff versehen. Große Strandtaschen kommen in Jeans, Stroh, oder gestreiftem Baumwollcanvas daher.
Mehrfarbige Netztaschen à la Saint-Tropez und kleine Kamerataschen aus Leder und geflochtenem Korb vervollständigen die fröhliche Strandatmosphäre. Schließlich besondere Sammleritems, wie Minaudières in Form von Plexi-Muscheln oder bunten fröhlichen Wasserbällen mit CC-Logo wie in unserer Kindheit.


Courtesy of CHANEL Prêt-à-Porter Spring-Summer 2019 Karl Lagerfeld et Virginie Viard

Die neueste Kollektion beschert auch den Launch von „Coco Beach“ – eine Linie, die Lagerfeld Anfang diesen Sommers nach einem Abstecher nach Saint Tropez kreiert hat. Dort bemerkte er, dass es im Chanel-Geschäft an Strandmode mangelt.
Chanel-Präsident Bruno Pavlovsky ergänzt: Wir haben rund 30 Geschäfte in Küstenlagen und in den Monaten Juni und Juli, wenn Städte wie Cannes, Nizza, Capri, Barcelona und die Locations in Florida unglaublich frequentiert sind, führen die Geschäfte Winterkollektionen, da passt eine separate Beachwear Linie ideal.

Lagerfelds Fazit: Im Urlaub ist es immer besser. Für den Frühling-Sommer 2019 lädt Karl Lagerfeld uns ein, die Sommermonate von morgens bis abends in völliger Freiheit und Raffinesse zu erleben.


Courtesy of CHANEL Prêt-à-Porter Spring-Summer 2019 by Olivier Saillant

  • Elke kempe
    9. Oktober 2018 at 09:12

    Einfach zauberhaft,Du machst so schön auf besondere Einzelheiten aufmerksam,da freut man sich auf das Video.

  • JayKay
    9. Oktober 2018 at 12:05

    Vielen Dank für die Beschreibung und Entschlüsselung der Chanel Kollektion, samt ihrer Location und Stimmung. Das macht Spass zu lesen.
    Zur Kollektion: Ob ich das gut finde, den Chanel-Schriftzug auf einigen Stücken in der Mitte zu trennen, weiss ich nocht nicht – z.B. auf den Schirmmützen vorne „CHA“ und hinten „NEL“