Kate, Naomi und Co. hätten so eine Choreografie wie sie uns die Tänzerinnen bei der Rick Owens Show präsentierten wohl niemals hinbekommen geschweige denn durchgehalten. Über genug Energie verfügten die eher beleibten und allesamt mies gelaunt dreinschauenden Tänzerinnen allemal. War es das „Fuck off skinny bitches“ – Gesicht oder waren alle einfach nur kollektiv mies drauf? Rick Owens Motivation für diese Kollektion jedenfalls war die Herausforderung mit vielen unterschiedlichen Körperformen zu arbeiten und auf das verquere Körperbild, was wir haben, hinzuweisen: „We’re rejecting conventional beauty, creating our own beauty“. Und dennoch stellt sich ein wenig die Frage, ob die wirklich rundum gelungene Präsentation nicht auch ein wenig von der eher faden Kollektion ablenken sollte? Was meint ihr?
Paris Fashion Week
Schwarz ist wie Weiß – nur viel schwärzer* – Viktor & Rolf Haute Couture Winter 2013
Posted on 17. Juli 2013Viktor & Rolf gibt es nunmehr seit zwanzig Jahren …
Mit einem Ereignis von geradezu sakraler Stimmung meldeten sich die Designer Viktor Horsting und Rolf Snoeren als Couturiers nach dreizehn Jahren Absenz aus eben diesem Grund, des Jubiläums ihres Labels wieder zurück. Man feiert sich und den Erfolg als Designer mit einer Couture-Kollektion, die man, auch wenn man Maison Martin Margiela (der Bericht kommt noch) und Schiaparelli gesehen hat, als die außergewöhnlichste dieser Saison anerkennen könnte.
Königsklasse der Couture – Valentino Alta Moda Winter 2013
Posted on 10. Juli 2013Manchmal tut man sich schwer, einen Artikel zu einer Kollektion zu schreiben. Man findet keinen Zugang oder unter 50 Modellen sind nur zwei, die etwas aus der Masse herausragen. Beim Anblick der Valentino Haute Couture hab ich das äußerst seltene Bedürfnis, von den 57 Modellen, die die beiden Designer Maria Grazia Chiuri und Pierpaolo Piccioli in ihrer Schau für Valentino in der letzten Woche in Paris vorstellten, mindestens 50 zu besprechen und euch zu zeigen.
Dieses ist natürlich unmöglich, doch wer nachher neugierig geworden ist, kann sich die gesamte Show, die in einem fast intimen Rahmen und Ambiente gezeigt wurde, auf valentino.com anschauen. Man erinnert sich sofort an das Zitat von Diana Vreeland, die, als sie einmal bei Balenciaga kaum glauben konnte, wie schön eine Kollektion war, schrieb, dass sie stets bemüht war, Haltung zu bewahren, auch wenn man außer sich über das Gesehene war …
Nach der Fashionweek in Berlin widmen wir uns noch einer Show, die wir natürlich besprechen müssen. Saint Laurent Frühjahr/Sommer 2014. Ein fast drei Minuten langes Intro brauchte Show für den kommenden Sommer 2014 bis die zu raumschiffartigen Geräuschen hochfahrenden Metallmasten mit ihren stadionartigen Flutlichtern in die Höhe gefahren waren. Zu den ersten Akkorden von Sam Flax Song „Fire doesn’t burn itself“ ertönten, schickte Designer Hedi Slimane eine Gruppe Teddy Boys über den Laufsteg. Diese hatten zwar vom Alter her die 50er nicht im Ansatz miterlebt, standen ihren Originalen aber in Punkto Outfit in nichts nach. Wer nicht mehr weiß was Teddy Boys waren, für den zitiere ich schnell mal Wikipedia:
Da ja in der letzten Woche nicht nur die Herrenkollektionen in Paris, sondern auch noch die Haute Couture gezeigt wurde und wir vom Horstson Team alle Hände mit den Kollektions-Rezensionen zu tun haben, fällt das Cutting heute aus. Es gab ja schon einige Cuttings über Christian Dior und die Geschichte des Hauses, heute geht es allerdings um die aktuelle Haute Couture Kollektion für den Winter 2013 – die dritte von Designer Raf Simons für das Traditionshaus an der Avenue Montaigne …
It’s really about options … Lanvin Menswear Spring/Summer 2014
Posted on 5. Juli 2013Mode für Männer als Universum der unendlichen Möglichkeiten. Es gibt ja in der Mode nichts, das wir noch nie gesehen hätten, also lautet die „Übung“ für Lucas Ossendrijver und seinen „Mentor und Designerpartner“ Alber Elbaz: „Bringing Lanvin back to luxury, rescuing it from fashion.“ Selbst die handverlesenen Marken aller Marken haben Saison für Saison Wege zu suchen und Lösungen dafür zu finden, sich im überlauten Konzert der Defilees viel zu vieler Labels, die beinahe gleichzeitig präsentieren, nicht nur irgendwie zu behaupten, sondern sich buchstäblich zweimal im Jahr neu zu erfinden. Nichts ist tödlicher, als in Gesichter von Modejournalisten zu sehen, deren Facial Expressions sagen: We are so bored about ….
Im Ergebnis nehmen Strategische Planung und Marketing auch bei den Flaggschiffen der internationalen Prêt à porter einen immer größeren Raum ein, der sich rund um die Chief Creatives gruppiert. Lucas Ossendrijver und Alber Elbaz gelingt es, die Kollektionen des Hauses Lanvin nicht von all dem Marketing, das heute mit entscheidet, überlagern zu lassen.
Bei der mehrfachen Sichtung der Kollektion musste ich jedenfalls kein einzigen Mal dran denken, ob die Outfits eher für den asiatischen, den russischen oder doch für den europäischen und US-Markt kreiert wurden. Im Fokus der Kreativen stehen moderne Männer, die Lust auf Mode und die Neugier auf einen neuen Blickwinkel auf bekannte Formen von Anzügen, Jacketts und Mäntel besitzen. Das Ergebnis ist eine gelungene, sehr junge und fast schon mondäne Kollektion. „A new way of being elegant“, der O-Ton von Lucas Ossendrijver dazu.
Das sagen die dazu, die es wissen müssen
Zwei ganz typische Looks habe ich gleich in den Header gesetzt: Mäntel, mal eng gegürtet und ohnehin auch ohne Gürtel sehr schmal in der Schnittführung, so wie der Fuchsiafarbene im Header oder der dramatisch wirkende, Schwarze Ledermantel, den ihr weiter unten seht … mal als flatternde, voluminöse Trenchs, aber ohne großen Auftritt. Der Anzug rechts daneben zählt zu meinen absoluten Favoriten. Das schon wegen der Eloquenz, mit der die Kreateure wässrige Blautöne mixen, als würden just an dieser Stelle das Meer vor Griechenlands Küste und rund um Capri zusammentreffen.
Die Linienführung vieler Outfits verlangt nach einer sehr schlanken Silhouette, andernfalls würde der Lanvin Mann wohl kaum in meinen Lieblingsanzug oder eine der sehr kurz geratenen, koketten Shorts passen. Aber eigentlich schlabbern viele der Hosen so flatterig und bequem, dass Cathy Horyn von der New York Times ob der Jogginghosen aus Viscose-Seiden-Jersey beinahe aus dem Häuschen geriet. Eines der gelungensten Outfits aus dieser Linie, der Korallenrote „Anzug“ (Nummer 13) aus Hose und einem weiten Oberteil mit kurzen Ärmeln, dazu Rote Sandalen … würde ich als Mann auf der Stelle kaufen, so lange noch was am Kleiderständer hängt. Zwar hat mich der Look einen kurzen Moment lang an diese Uniformen von Männern mit zu viel Muskeln erinnert, aber der raffinierte Umgang mit Sterotypen des Sports und der Leisure-Wear überzeugt voll und ganz.
In einer Saison, in der Männer in Blüten, Blumen und Musterprints PRADA kennt ihr schon, Gucci und Dries van Noten kommen …) förmlich zu ertrinken scheinen, verzichten Ossendrijver und Elbaz auf alles, was nach Digital Print aussehen könnte. An Stelle von Prints treten strukturierte Stoffe für Hosen, die als Streifen an überweiten Muscle-Shirts, in denen auch Lackmaterialien zum Einsatz kommen, wieder auftauchen. Auch das dreifarbige Hemd mit kurzen Ärmeln – konsequenterweise aus drei Stoffen genäht und nicht geprintet.
Relevanz an Stelle von Fancyness – man schneidert Lanvin Menswear für Männer mit sehr viel Stil und Understatement, aber auch, so Tim Blanks von style.com, für Männer, die nie zuvor Lanvin getragen haben. „ That jogging outfit, for instance. Call it a suit and it goes anywhere.“
Die Farben: Ganz viel Blau, von leuchtendem Cyan, über Tintenblau, Mitternachtsblau, die schon erwähnten Wasserblau-Töne, bis hin zu Pflaume. Etwas Schwarz und Weiß. Das tolle Korallenrot und Fuchsia.
Unbedingt Erwähnung finden müssen die Accessoires wie Schuhe und Taschen. Ich habe euch wenige Beispiele herausgesucht, es lohnt sich aber, die Schuhe mit Kreuzstich-Deko-Nähten und genieteten Sohlenkanten sowie die Handtaschen, Weekender und Rucksäcke genauer in Augenschein zu nehmen. Sehens- und begehrenswert. Leider … (sagt das symbolische Mode-Sparschwein).
Wie gefallen sie euch, die Ideen Ossendrijvers und Elbaz’s des Lanvin Mannes im Sommer 2014, liebe LeserInnen?
The Perfect Style Lesson Of Simplicity – Hermès Homme Frühjahr-Sommer 2014
Posted on 5. Juli 2013Mit der Vorstellung der Männerkollektion Frühjahr-Sommer 2014 feiert die Designerin Veronique Nichanian ihr 25. Jubiläum bei Hermès und zeigt eine Kollektion, die wie eine Lehrstunde der Selbstverständlichkeit und des simplen Luxus ist. Niemals sahen Jungs mit Tattoos so High-Class aus, wie in den Sandalen und in den schlichten Rundhals-Shirts für den nächsten Sommer. Nichanian versteht es, zartestes Lammnappa und Velours, sowie Baumwoll-Popeline als Hemd zu verarbeiten und simple Nacktheit unter Zweireihern edel erscheinen zu lassen.
Vollbeschäftigte Großstadt-Nomaden – Maison Martin Margiela Spring/Summer 2014
Posted on 3. Juli 2013
Bilder: Maison Martin Margiela
Von keinem Label zeige ich in meinen Querbeet-Modeberichten das ganze Jahr über öfter schöne Teile für Männer, als von Maison Martin Margiela. So viel zur Statistik. Es macht also Sinn, euch zur Vorfreude auf den nächsten Sommer gleich einen kurzen Kollektionsbericht zu geben.
Ohne Konzept oder Motto der Saison – keine Kollektion. So gibt es auch diesmal zum Thema „Marks Of Time And Memories“ neu interpretierte Klassiker, die man bei Maison Martin Margiela einfach erwartet … daneben aber eine Reihe von ungesehenen Ideen, die von Hemden mit sechs Manschetten an den Ärmeln, über Lagenlook mit asymmetrischen Schürzenteilen, die sich an die Workwear-Optik von Schreinern oder Zimmerleuten anlehnen, bis hin zum Spiel mit verschiedenen Längen in einem Outfit, durch eine ebenso originelle wie moderne Kollektion – für den Mann auf der Höhe der Zeit – führen.
Aus dem bröckelnden Welttheater in eine strahlende Zukunft – Chanel Haute Couture
Posted on 3. Juli 2013Am Montag hatten wir ja als Einstimmung auf die Haute Couture Woche den neuen Film „Women Only“ von Karl Lagerfeld gezeigt, in dem er nicht ins Kino gelassen wurde. Was macht Karl Lagerfeld darauf? Er baut als Dekor für die gestern stattgefundene Haute Couture Schau im Grand Palais ein Abbruchreifes, vom Zahn der Zeit gezeichnetes Theater auf, auf deren Bühne die Rückwand durchbrochen ist und man in die helle, futuristische „Wolkenkratzer-Welt“ der Zukunft blicken kann. Darüber erstreckte sich das Jugendstil-Gerüst des Grand Palais und die geladenen Gäste der Schau wurden beim Eintritt durch dieses weitere Meisterstück der Fantasie wieder tief beeindruckt.
Eine großartige Überraschung ist die Frühjahr-Sommer 2014 Kollektion von Kim Jones für Louis Vuitton, die am letzten Donnerstag im Park André Citroën in Paris in einem Pavillon gezeigt wurde.
Schon die jetzt aktuell in die Boutiquen kommende Männer Winter-Kollektion von Jones entführte uns in den Himalaja und bestach durch fantasievolle Details und raffinierte Accessoires. Jones setzt neben den Ikonen des Hauses immer wieder auf die Geschichte, die er mit einer Kollektion assoziiert. Authentisch, weil es ja die Wurzeln des Hauses sind, wird der Leitgedanke seiner Kollektionen meist den Themen ‚Reise‘ und ‚urbanen Nomaden‘ entlehnt.