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Paris Fashion Week

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RINGELPIES BEI DRIES

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Bilder: PR

„Tanzt, tanzt… sonst sind wir verloren.“ (Pina Bausch)

Ähnlich wie bei dem Titel von Wim Wenders Hommage an die verstorbene Choreografin Pina Bausch, fühle ich mich beim Anblick von Dries Van Notens Spring/Summer 2015 Menswear Kollektion euphorisiert: Auf geht’s, los geht’s! Durch die Bude steppen, Hühnerbrust zeigen und wild gestikulierend Tanzschritte durch intuitive Bewegungen ersetzen. Als musikalische Untermalung muss Jun Miyakes „Lillies Of The Valley“ herhalten, jetzt fehlt nur noch das passende Outfit …

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Walter Van Beirendonck Spring-Summer 2015

WALTER VON BEIRENDONK SPRING SUMMER 2015 PARIS 6/2514
Bild: Walter Van Beirendonck; PR

Keine Beirendonck Kollektion ohne politisches Statement – so lautet vermutlich das Credo des belgischen Designers. Die politischen Statements sind allerdings immer sehr subtil und so verwundert es nicht, dass man selbst durch den Titel der Schau noch im Unklaren gelassen wird. „WHAMBAM“ heißt seine Spring-Summer 2015 Kollektion, die sich vom Mangel an Privatsphäre in unserer schnelllebigen Gesellschaft und dem Widerspruch zwischen Paradies und der „dunklen Seite“ der Welt inspirieren lassen hat. Das erklärt sich mit Sicherheit nicht auf den ersten Blick, was vermutlich auch das Ziel war, denn auch im Krieg gilt es, den Feind zu täuschen. So verwundert es dann auch nicht, wenn sich zum Sakko aus dem Header, welches direkt dem Paradies entsprungen zu sein scheint, auf dem Hosenbein eine Waffe gesellt …
Ich bin auf Eure Meinung zu „WHAMBAM“ gespannt!

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­L’AMOUR, LA MODE, L’INDE

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Bild: Louis Vuitton / Ludwig Bonnet

Ma(nn) Maharadscha – Louis Vuitton greift in seiner Spring/Summer 2015 Menswear Kollektion kulturelle und modische Einflüsse Indiens auf und macht damit so ziemlich alles richtig, was man richtig machen kann: Detailverliebte Mode, ein spannendes Setting (Serre Parc André Citroën, Paris) und eine Inspirationsquelle, die Erinnerungen vergangener Tage in mir aufleben lässt – Rajasthan. Eine Reise ins Land der Könige im Nordwesten Indiens hat Kim Jones, Designer für Herrenmode im französischen Traditionshaus, nachhaltig beeindruckt …

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AMI Spring-Summer 2015 – Alexandre Mattiussis College Guys

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Bild: Carlotta Manaigo & Grégoire Avenel; AMI

Ein Label, welches wir bereits seit seinen Anfängen verfolgen, ist Alexandre Mattiussis Marke AMI. Vernünftige, tragbare Mode von Freunden für Freunde und für sich selbst gemacht, lautet sein Credo. Schlüsselerlebnis für den bodenständigen, bärtigen Mann mit dem Erkennungszeichen des feuerroten Beanies war in seiner Zeit als Stylist bei Givenchy und Marc Jacobs, dass sich eigentlich alle Kumpels und gleichaltrigen Freunde die Kreationen der Labels gar nicht leisten konnten.
Er wollte gute, in Europa gemachte Sachen verkaufen und ließ sich für seine Entwürfe seit jeher von seiner näheren Umgebung, Familie, Freunden und das Netzwerk der Jungs, die im Fashionbusiness in Paris beschäftigt sind, inspirieren. Zu seinem Freundeskreis gehören Claus Estermann oder Loïc Prigent …

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V Means Victory! – Louis Vuitton Automne-Hiver 2014-15

Da oben gibt es kein falsch oder richtig. Wer als Creative Director bei Louis Vuitton und den wenigen High-Fashion-Häusern angelangt ist, die ihren Chefkreativen und deren Teams alles und noch ein wenig mehr ermöglichen, kann Ausflüge nach überallhin machen. Und Nicolas Ghesquière war ganz allgemein nach Retro zumute. Und im Detail sollten es die Sechzigerjahre sein. Mit Zitaten auf alle und alles. Auch auf sich selbst. Die Zeit bei Gaultier und das Schaffen bei Balenciaga konnte man hier und da aufblitzen sehen …

Zu gerne hätte ich Delphine Arnault während der Schau beobachtet, von ihrem Gesichtsausdruck abgelesen, wie sicher sie ist, dass ihr so heiß ersehnter Star bei Louis Vuitton, mit seinem Vorwärts-in-die-Vergangenheit-Debüt, weiterhin für die Hälfte des Gewinnes (2013: 3,4 Milliarden €) des Konzernes LVMH beitragen kann. Das ließ mich beim Anblick der Petite Malle Bag, wahrhaft eine Handtaschen-Miniaturausgabe, die manche Mom in Louis Vuitton vermutlich vor ihrer Tochter im Kindergartenalter verstecken muss, für eine Zehntelsekunde zur Salzsäule erstarren … wo ist das Feuerwerk der To-Die-For-Handtaschen, Monsieur?

Hundert von Hundert Fashion-People halten das für den Traumjob, nach Marc Jacobs Erfolgsdurchmarsch an der Spitze von Louis Vuitton zu stehen – was sich Ghesquière aber nicht anmerken lässt. Mit Geheimniskrämerei und der nochmaligen Reduktion in der Verknappung, gab man der Neugier der Fashion Crowd immer neue Nahrung, ohne auch nur irgendetwas preiszugeben. Das, was Ghesquière den Glücklichen, die zum Debüt zugelassen waren, zu sagen hatte, war als persönliche Notiz auf jedem Platz ausgelegt. Nach so viel wortlosem Ankündigungs- und Impressionmanagement, und der Vorab-Gewissheit, dass aber auch wirklich alle ganz entzückt sein werden, von dem, was es da zu sehen gab, fieberte ich beim Schauen des Streams dem Moment, da es endlich losging, entgegen … Und dann ward es Licht im Halbdunkel der vollkommen undekorierten Location und Freya Beha Erichsen im schwarzen A-Linien-Ledermantel mit großem Kragen in Cognac zeigte den ersten Look … bei dessen flüchtigem Anblick ich dachte: „Oh nein, nicht schon wieder weiße Rollkragenpullover, und dann auch noch so monströs“ … wer Louis Vuitton so sehr wie ich liebt, darf das sagen!

Erwartungsgemäß folgten mit ungefähr jedem zweiten Look sehr schöne eher weite Jacken, in Leder, Vinyl, Echtpelz und Wolle … und beinahe ausschließlich sehr kurze Mäntel, allesamt in A-Linien-Form geschnitten, aus Wolle, Leder und Krokodilleder, was jung und edgy wirkte, mich aber auch schmunzeln ließ, wegen der zahlreichen Zitate. Manches erinnert sogar an Mary Quant. Und wegen der gelungenen Vinylteile dachte ich auch an selige Knautschlackzeiten aus André Courrèges Feder. Die mädchenhaften A-Silhouetten nicht neu, aber sehr gekonnt neu inszeniert, kombiniert und arrangiert, das muss man Monsieur Ghesquière lassen. Auch die Kollegen können nicht jede Saison das Rad neu und runder als kreisrund erfinden.

Mut hat er, das muss man ihm lassen. Wer den selben Frauen (Louis Vuitton Kundinnen), die noch vor einigen Saisons als moderne Amazonen in den unvergesslichen Organza-Spitzen-Kreationen von Jacobs, in den Negligées für die stets reisende Businessfrau und den Showgirl-Outfits der Goodbye-Marc-Kollektion schwelgten, einen sehr eloquenten und handwerklich beachtlichen Mix aus Zitaten auf Sixties und Seventies-Bestseller vorsetzt, mit einem Hauch des Spirits von Miu Miu, und den knallweißen Eliette-von-Karjan-trifft-Gunther-Sachs-in-St. Moritz-Gedächtnis-Rollkragenpullis, der weiß genau, was er da tut. Ich konnte es so lange gar nicht fassen, bis mich die Detailansichten der Modelle auf style.com zum Glück in die heile Welt der Louis Vuitton-Werkstätten zurück brachten. Was dort nach Ghesquière Visionen für die „neue Vuitton-Frau“ entstand, wie immer absolut luxuriös, aber auf hintergründig-futuristische Weise. Sehr zeitgenössisch inszeniert. Man betreibt den handwerklichen Aufwand, den die Kundin bezahlt und verdient. Lässt handwerklich und kreativ alle Muskeln spielen, aber protzt nicht damit. Lieber zu wenig Glanz, als auch nur ein Hauch zu viel. Auch mit den Farben verfährt Ghesquière ganz ähnlich: ein Farbkonzept ist nicht zu erkennen, ein Pantone-Maniac war der Chefkreative ohnehin nie. Viele der bewährten und bei Frauen beliebten Basis-Farben wie Camel, Karamell, Cognac, Beige, Rot, Blau, verwaschenes Schilfgrün, etwas Blaugrau, Schwarz, Weiß und Preussischblau für Vinyl, und fertig war der Lack.

Die Stars der Kollektion sind für mich die Kleider, auch als Kombination von Röckchen mit Vinyl-, Leder- oder Krokobustier – mit Zippern geschlossen. Daran konnte ich festmachen, dass der Chefdesigner, wenn er es will und für richtig hält, die Louis Vuitton Frau versteht. Wer Luxus kauft, liebt auch Allure! Und die Frage nach dem Anlass, bei dem man die Mode tragen kann und will, stellt sich immer. Dafür sitzen in diesen Konzernen ein paar der besten Marketingleute, mit deren Wissen um die Begehrlichkeiten der Betuchten und die sehnlichen Wünsche derer, die auf jedes Stück Louis Vuitton hin sparen, Marktanteile dadurch vergrößert werden, in dem alles in „Marktsegmente“ ist gleich „Produkte“ und deren Teilmärkte – umgedacht und -gerechnet wird.

Bei seinem Debüt hat man Nicolas Ghesquière sichtlich noch an der langen Leine laufen lassen. Er sollte es allen zeigen, dass neu und anders einfach viel besser und erfolgreicher werden wird. Viel höher schneller und weiter als das, was der Old-School-Superdesigner Marc Jacobs, in den letzten der sechzehn Jahren als Creative Director für Louis Vuitton und LVMH zeigte. Ein Karussell, einen Zug, Grand-Hotel-Atmosphäre, inklusive Lifte, samt Liftboys und Rolltreppen, derlei inszenierter Tand soll Teil der Vergangenheit bleiben.
Vom Gefühl her ist das damit vergleichbar, wenn nach einer glanzvollen Vorstellung mit den Stars alles Stars an der Pariser Opéra Garnier, nachdem sich der Vorhang schließt, zuerst das Licht gelöscht wird, um dann im Tages- und Gegenlicht hoch droben am Lüster- oder Schnürboden zu versuchen, die Zuschauer mit Realismus total in den Bann zu ziehen. Mir etwas zu aufgesetzt, dieser sehr harte Schnitt. Hat Delphine Arnault Marc Jacobs theatralische Inszenierungen etwa gehasst … gab es körbeweise Stammkundenbeschwerden?

Aber besser zurück zu den Kleidchen. Ganz kurz und im Trend der Zeit schwingend. Seitlich geschlitzt und mit kurzen Zippern … da kann man sich unter so manches Kleid schmale Hosen drunter getragen hin fantasieren. Dann sieht das auch an Frauen jenseits der Dreißig noch großartig aus. Und unter den dünnen Trägern (ich gebrauche hier nicht das Wort Spaghettiträger) derselben wird so manche Frau mit einem dünnen Pulli oder einem T-Shirt ihren ganz eigenen Ghesquière-Stil kreieren. Überhaupt hat es meiner Begeisterung für die Debutkollektion sehr auf die Sprünge geholfen, mir die eine oder andere der Kombinationen, anders gestylt vorzustellen.
Der kleingemusterte Westover, mit braver Rüschenbluse drunter, zur rasanten blauen Vinylhose getragen, für mich nicht der Stilweisheit letzter Schluss. Und diese Oberteile, von denen Maggie Rizer noch eines der verständlichsten trug (zum passenden A-Linien-Röckchen), muss ich mir erst noch erklären lassen. Mag ja sein, dass Luxus noch offensichtlicher wird, wenn man sich Teile leisten kann, die wie wohl kalkulierte Fehlkäufe designt sind, mir ist das zu prätentiös. Aber ich lasse mich von jedem weiblichen Horstsonian gerne eines Besseren belehren, der mir ein Foto von sich (vor Glück strahlend) im Pulli des Looks #5 schickt. Non, non, non, den verstehe ich nicht.

Mein (vorläufiges) Fazit, in Summe ist das Debut gelungen. Mit sehr guten Teilen. Insbesondere denen in Lack und Leder. Mit wertigen Materialkombinationen – Tweeds bestickt zu Vinyl, das hatte man vorher noch nicht gesehen. Ich mag die undramatische Unbeschwertheit der Kleider. Und mit anderen Tops oder Pullis gefallen die unkomplizierten „Kostüme“ aus kleinen Röcken und gezippten Jäckchen, zumeist kragenlos. Dafür kann man die Roten, Graublauen und Karamellfarbenen Pullis mit zweifarbigem Doubleface-Rollkragen, gut zu anderen Teilen tragen. Zum Beispiel zu zwei der besten Outfits der Kollektion: Diesen zweifarbigen Hosen, in Grün-Grün oder Blaugrau-Blaugrau. Daran stimmt einfach alles und offenbart sich das große Talent, das Nicolas Ghesquière nun mal hat. Auch absolut eigenständig und cool, die Idee der langen und am Ende gewundenen Gürtel.

Monsieur Ghesquière hat in den kommenden Saisons gut zu tun. Seine Mentorin Delphine Arnault wird mit Argusaugen verfolgen, wie gut sich die Looks für die neue Louis Vuitton-Frau verkaufen. Am Ende zählt für den vom Erfolg verwöhnten Konzern auch der Zauber der Zahlen. Und Marc Jacobs hatte das Gefühl für die Menschen und Märkte, die Lous Vuitton wollen und kaufen, wie die Kollegen Ford, Lagerfeld und Prada praktisch schon in den Genen.
Ich bin mehr als sehr gespannt, liebe LeserInnen und zur Feier des Tages, lieber Horst und liebe Schreiberkollegen, auf euer Urteil, die echte Expertise, denn, das ist alles zu haben, in den Maisons Louis Vuitton!

Allgemein Paris Fashion Week

Factory Girl x SAINT LAURENT Women Autumn/Winter 2014

Es war ein winterliches Flanieren, was uns Hedi Slimane zwischen goldverchromten Säulen links und rechts vom Runway zeigte. Zum Intro des eigens für die Show aufgenommenen Songs „Had ten Dollaz“ von Cherry Glazerr richteten sich die Säulen, in denen sich das sepiafarbene Licht brach, im Pariser „Carrée du Temple“ zu einer Allee auf. Kennern des Brands war klar, dass es wieder ein modisches Jahrzehnt sein wird dass Monsieur Slimane mit seiner ganz eigenen Handschrift, nennen wir es „Rock’n’Tailoring“, versehen und in die aktuelle Zeit übertragen wird. Dieses Mal waren es die späten sechziger Jahre welche als Inspiration dienten. Edie Sedgwick hätte es genauso geliebt wie es Alex Turner und Miles Kane taten, die aus einer Flasche Champagner trinkend, laut eigener Aussage, mit jedem der Girls ausgegangen wären. Ob das an der Mode oder dem Alkohol lag, bleibt offen …

Diese Girls präsentierten mit „Mascara drenched Eyes“, wie Suzy Menkes es passend formulierte, viele zauber- und mädchenhafte Kleider mit viel Pailletten und Stickereien. Diese variierten zwischen Pistolen Pop-Art Print a la Warhol und grafischen Kompositionen wie sie der Künstler John Baldessari, Slimanes Inspiration für diese Kollektion, selbst hätte schaffen können. Kombiniert mit der für Saint Laurent typischen Bikerjacke oder Strick- bzw. Karocapes erinnerten die Mädchen an London in den Sechzigern. Kleider und Röcke schlossen meist mit den großartigen Mänteln bzw. eben erwähnten Capes (wahlweise bestickt oder mit Pelz) ab und zeigten nur die (arg dürren) Beine der Mädchen.

Überhaupt gab es im Vergleich zum letzten Winter mehr Pelz zu sehen, sei es im Streifen-Patchwork-Look, voluminös mit Punkten oder im Spiel mit Leder. Die hohen Stiefel welche in silber förmlich „Barbarella“ schrien, wechselten sich mit Glitter oder klassischen Mary Janes in rot, schwarz oder metallic ab. Die Attitüde war gewohnt rotzig, aber alles in allem eleganter und irgendwie verträumter und angenehmer als sonst.

Überhaupt zieht sich momentan eine neue, weniger schockierende Attitüde durch Saint Laurent und zeigt zeitgleich dass es eben doch wichtig ist, konsumnah zu designen. Und dann wäre da noch immer der Vorwurf Herr Slimane würde High Street Fashion zu absurden Preisen zeigen. Sicher werden wir (wie bei jeder Kollektion von Saint Laurent) massenhaft Kopien bei den Vertikalen finden und ja, den Look den wir gesehen haben finden wir schon jetzt auf der Straße. Letztendlich ist aber die Straße der Ort wo die Mode (meistens) passiert und es ist und bleibt letztendlich ein Unterschied, ob ich Seidengeorgette oder Viskose trage, n’est- ce pas?

Paris Fashion Week

Der Freie Radikale – Dior Prêt-à-porter Collection Automne-Hiver 2014-15

Erst wenn du buchstäblich im Schlaf beherrscht, die Dinge ganz aufwendig und kompliziert und dabei richtig gut zu machen, kannst Du sie einfach lassen, aber raffiniert gestalten. Raf Simons ließ für Christian Dior mal wieder zum großen Staunen bitten. Müßig, vorher zu raten, was diesmal kommen könnte. Simons mag den Begriff nicht sonderlich gerne, ist aber immer nur interessiert an Modernität gepaart mit Diors Eleganz-DNA … mit einem Hang zum frei Radikalen. Die stilgebende Silhouette des New Look wird kurzerhand zum fuchsienroten Kleid aus Seide, gequiltet wie feinste Steppdecken und die Handtasche Lady Dior, mit ausladend schwingendem Rockteil, vorne verkürzt, ganz auf der Höhe der Zeit …
Zu Rose und Zitrone, der Farbkombination, an der wir den Meister delikater Farbharmonien seit einigen Saisons erkennen können, kommen Rosé und Rot, noch etwas Violett und Orange und man hätte glatt meinen können, Yves Saint Laurent als Engel stand am Farbkasten Pate. Doch darauf kann man Dior unter Simons naturgemäß nicht reduzieren. Der Bogen der Farben spannt sich von Rot, Fuchsia, Magenta, Rosé, dunklem Oxblood, Korallentönen, Grün, zusammen mit dem Magenta des Kleides im Header sogar als Giftgrün, Royalblau, Türkis über Grautöne und Tinte zu Schwarz. Und das sind längst nicht alle Farben.

Simons, der Kreative ruht in sich, beendet dabei aber nicht seine Suche nach immer neuen und schönen Formen und Silhouetten. Kurvige Weiblichkeit schon, aber neu interpretiert. Die Konturen der Rockformen wie mit dem Zirkel gezogen. Nach oben und unten hin geöffnete Cut Outs – obwohl, der inflationär gebrauchte Effekt ist viel zu banal, um auf die meisterlichen Effekte bei Dior eins zu eins zuzutreffen. Raf Simons beweist Eigensinn und stellt sich trotzdem ohne Wenn und Aber in den Dienst der Marke Dior. Es braucht keine Götzenanbetung oder Heldenverehrung, aber der Respekt Simons vor seinen Vorgängern und dem Schöpfer der Marke, tut der Kollektion sichtlich gut.

Was mich auch an dieser Kollektion auf den ersten Blick faszinierte: Simons hält der Eleganz die Treue, weil die Dior Frau in den Kleidern ihrer Marke schön sein will, aber er sieht Weiblichkeit stark – beherrscht es, den Kanon der Formen und Farben als Brückenschlag zwischen den maskulin wirkenden Jacketts und Mänteln, einigen strengen Business-Suits und den raffinierten Kleidern geradezu schwerelos einzusetzen. Innovativ ist in der High-Fashion, was auf der Höhe der Zeit immer noch schön macht! Ich bin ganz an der Seite derer, die nicht daran glauben, dass Frauen, die Kleider jenseits der 2.000 € Schallmauer tragen, den Look suchen: Come Undone! Derlei Spiränzchen könnte sich Simons durchaus leisten, aber er verschenkt keine Saison, einer prätentiösen Eitelkeit willen.

Gerne Minimalismus, aber durchdacht und für die Lebenswirklichkeit der Frauen in urbanen Räumen – übersetzt in alle Sprachen der Dior Mademoiselle und Madame – gemacht. Auch wenn er darüber spricht, eine neue Frau zu erfinden, bleibt klar, dass diese Frau hohe Ansprüche stellt und immer auch elegant sein will. Die Dior Frau im Winter 2014 stellt sich den Herausforderungen wie den schönen Dingen mit Kraft, Vitalität und Energie – in jedem Falle immer tadellos angezogen.

Raf Simons Radikalität offenbart sich insbesondere darin, dass er dazu steht, Dinge die gut sind, nicht qualvoll originell um zu definieren. Mich erinnert sein Tun an einen tollen Designer von Automobilkarosserien, der sowohl etwas völlig neues und ungesehenes schaffen kann, aber im Tagesgeschäft ebenso fantasievoll-originell, an den Feinschliffen bewährter Silhouetten arbeitet. Sehr diszipliniert und mit einer märchenhaften Geschmackssicherheit.

Selbstbewusst-feminin und gelungen sind alle Looks, hier seht ihr aber wie immer nur die Highlights (meine wie immer subjektive Daisy-Auswahl), es lohnt, in das Showvideo hinein zu schauen. Et voilà!

Dior Prêt-à-porter Collection Automne-Hiver 2014-15

Starke Frauen tragen kräftige Farben. Feminines begleitet Maskulines und das Schlichte gibt auf den zweiten Blick Raffinement in Schnitt und Materialauswahl preis. Das für Dior typische Tailoring würde auch diesmal in Ehren gehalten. Röcke mit auf verschiedenen Höhen endenden Säumen, schwingen sanft oder voluminös. Überhaupt hat sich Simons getraut, auch weitere Schnitte zu zeigen, deren Linienführung aber immer der weiblichen Silhouette folgt. Man kann Kurven auch so akzentuieren, dass man sie nur noch erahnen kann und die Weiblichkeit dennoch im Fokus belässt. Für mich begeisternd, die langen Kleider, nur über T-Shirts getragen. Monsieur Simons als Calvinist (der Look stammt ursprünglich von Calvin Klein) … aber nur einen Wimpernschlag später … begeistern glitzernde Stickereien als Hommage an die Couture …

Viel Doppelreihiges, ob als Blazer oder Mäntel. Obwohl an sich nicht mein Fall, Simons beherrscht maskuline Zitate. In Kaschmir und Seide und feinster Wolle. Die Ärmel verkürzt, an den Seiten mit Kordeln geschnürt, auch zwei der an einigen Modellen verwendeten Stil-Effekte. Am besten, man schaut und staunt – für mich hat Raf Simons wieder viel zu viele Looks und Einzelteile geschaffen, die ich auf der Stelle tragen wollte. Allen voran diesen fabelhaften und langen Schal mit asymmetrischem Volant, den braucht man als Frau in Dior doch unbedingt, oder? J’adore Dior und Monsieur Simons! Er ist der Freie Radikale, der sein kreatives Genie gänzlich uneitel in den Dienst der High-Fashion-Legende Dior stellt!

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Carrefour Chanel – The New Urban Women

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Bild: CHANEL

Eines gleich vorweg: Keine Modenschau hat in den letzten Jahrzehnten so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und so einen medialen Sturm ausgelöst, wie Chanels Herbst-Winter Prêt-à-porter Kollektion, die gestern im Pariser Grand Palais gezeigt wurde …
Dabei ging es weniger um die Textilien und Accessoires, als um den einen Höhepunkt des perfekten Dekors der Show, die den Namen „Chanel Shopping Center“ trug. „Ein großes Magazin für ein großes Palais,“ stand auf einem Announcement, das von der Decke herunter hing und Karl Lagerfeld schaffte in seiner Detail Versessenheit das, was manche Foodkonzerne in jahrelanger Kleinarbeit nicht hinbekommen: Ein komplettes CI und Verpackungsdesign für das Sortiment im Food- und Non-Food-Bereich eines Unternehmens auf die Beine zu stellen – wohlgemerkt für nur eine Show! Bis in die letzte Reihe der Regale sorgsam ausgearbeitete Produkte, auf deren Labels alle Elemente und die DNA Mademoiselles auf den jeweiligen Artikel abgestimmt waren …

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Louis Vuitton Women’s RTW Fall/Winter Livestream – Mittwoch, 10 Uhr auf Horstson

Am morgigen Mittwoch präsentiert Louis Vuitton die neue Ready-to-Wear Women’s Fall-Winter 2014/15 Collection in Paris. Da sicher nicht gerade jeder unserer Leser vor Ort ist, streamen wir einfach die Show – so kann man ganz bequem von zu Hause die Entwürfe von – Achtung: Premiere – Nicolas Ghesquière, dem neuen künstlerischen Leiter des Hauses Louis Vuitton, am Bildschirm verfolgen. Wir wünschen viel Spaß!

Die Hashtags für die Twitterer und Instagramer unter uns sind übrigens: #LVLive und #LouisVuitton
Falls irgendetwas nicht funktionieren sollte – kein Problem: Auf LouisVuitton.com ist die Show ebenso zu sehen!