„OH – Leigh Bowery?“, musste ich denken, als mir Blomquist gestern Nachmittag ein verwackeltes Handybild von der Walter Van Beirendonck ‚CLOUD #9‘-Schau schickte. Aber der großartige Leigh (links, Bild entstanden Anfag der 90er Jahre) war es natürlich nicht, der unter dem Crinolinen-Tüll-Dings-Bums steckte, sondern ein Model.
Die Kollektionsteile, die zurecht den Namen ‚CLOUD #9‘ tragen und aus der Collaboration zwischen Erwin Wurm und Beirendonck entstanden, sind, ich gebe es zu, untragbar. Aber darum gehts manchmal nicht – tragbar waren bekanntlich die Entwürfe von Leigh Bowery auch nicht und er beeinflusst bis heute die Modewelt…
Der Rest der Kollektion ist eher klassisch „Van Beirendonck“: Gewohnt kreativ und Geschmacksache.
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Paris Fashion Week
Was ist bloß mit Kanye West los? Blomquist hat mir gerade am Telefon erzählt, dass Kanye West (neben ihm REM Frontmann Michael Stipe, den ich gar nicht erkannt habe) ganz im Gegensatz zu den vorherigen Jahren diesmal ohne große Entourage aus Stylisten, Rappern und Wannabe’s zu sehr wenigen Schauen der Pariser Fashion Week geht und selbst die Fotografen-Schar sich in Grenzen hält. Das finden wir gut und so kann man ganz Yellow-Press-Esque einen Blick auf Kanye West’s Outfit werfen und mein Hauptaugenmerk richtet sich auf die Schuhe:
Soll mal einer sagen das wir die deutschen Designer ausser Acht lassen – Nein! Wir widmen uns sogar sehr gerne dem deutschen Designer-Tum. Und häufig kommt was richtig Gutes bei rum. Bei Bernhard Willhelm zum Beispiel. Sozusagen dem Premium-Designer der Deutschen. Den mag man ja schon weil er zu der 2. Generation der „Antwerp Six“ – jener Designergruppe um Ann Demeulemeester, Walter Van Beirendonck, Dries van Noten, Dirk Van Saene, Dirk Bikkembergs und Marina Yee gezählt wird. Das klingt nach Avantagarde – Das muss dann auch Avantgarde sein und bei Willhelm darf es dann auch gerne mal etwa mehr sein. Auch wenn zuviel des Guten wunderbar sein kann – In diesem Falle nicht.
Zu allem Übel lief während der Präsentation in Paris ‚Frère Jacques‘ in der Unendlos-Schleife. Das erspare ich uns jetzt, einige Bilder der Kollektion nicht – vielleicht gefällt es Dir, mir nicht.
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Hunde, die bellen, beißen nicht? Berlin Mitte wird Trauer tragen – vorbei die Zeit wo man mit Wölfen und Pferden, draufgedruckt auf billige T-Shirts vom Rummel einen guten Eindruck bei der Kellnerin machen konnte. Jetzt trumpft man mit Rottweilern auf. Zumindest bei Givenchy, die letzte Woche in Paris gezeigt wurden. Die Idee von Riccardo Tisci gefällt mir richtig gut. Weniger gut gefallen mir die Mützen mit angedeuteten Hundeohren – aber man kann ja nicht alles gut finden…
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Ob der Hase echt ist? Tierschützer schreien jetzt vielleicht sogar auf. Das ist aber dann auch der einzige Grund zum Aufschrei – ausser der Präsentation ist das, was Thom Browne in Paris auf das Parkett geliefert hat alles andere als schön – dafür aber zu teuer. Und weil Geld und Geschmack anscheinend keine Rolle bei dem Amerikaner spielen, gabs auch noch einen zweiten Hasen – den dann sogar in grau und auch mit einer albernen Schleife in den Thom-Browne-Amerika-Farben um:
Und warum guckt der Hase so aufgeschreckt wie ein schüchternes Reh im regnerischen April? Darum:
Abseits der Männerschauen gibt es Präsentationen. Es gibt solche, die man sich bewusst stecken kann und es gibt Präsentationen von Paul&Joe Men. Und diese Saison sind alle, die es nicht geschafft haben dorthin zu gehen wirklich zu bemitleiden. Aber zum Glück gibt es ja Horstson und meine Wenigkeit.
Was bringt also der Winter bei Paul&Joe Men? Er wird schizophren. Und zwar dandyesk schizophren. Die Kollektion zeigt im Prinzip die zwei Seiten eines Gentlemans des 19.Jahrhunderts. Damals hatten die ja meist nur eine Seite, aber wenn sie zwei gehabt hätten, dann wären sie mit dieser Kollektion gut bedient gewesen.
Einmal tief durchatmen: Ich habe die 10 Minuten Runway-Video von Damir Doma geschafft. Die Musik schnürt einem ein wenig die Kehle zu und ich weiß immer noch nicht genau, was den in Bayern aufgewachsenden Kroaten so interessant macht.
Auch in der kommenden Herbst Winter Saison bleibt Doma seinem Stil treu: Schwarz, maximal weiß, sehr weite Silhouette, kombiniert mit klobigen Schuhen. Alles nichts neues, die Avantgarde wird ihn trotzdem weiterhin lieben und alle anderen ihn weiter beobachten – er ist auf einem guten Weg. Nur die Sache mit der Musik sollte er sich nochmal überlegen.
No Colors Anymore I Want Them To Turn Black… – Louis Vuitton Menswear FW11
Posted on 23. Januar 2011Mehr Schwarz in verschiedenen Kombinationen, Materialien, Texturen und Schnittführungen passt nicht mehr in eine Kollektion. Wenige Teile in kräftigem Orange, das man aber Motel Red nennt, mit Schwarz abgedunkeltes Dunkelrot, Braun und Grau und ein strahlendes Weiß waren dann auch schon die einzig farbigen Momente in der von Paul Helbers, als Studio Director unter der Regie von Marc Jacobs verantworteten Kollektion für den kommenden Winter. Monochromie in der Großstadt: Muster kommen nur Ton in Ton vor. Als Schwarze LV Logoprints im Schwarzen Samt, als großes Schachbrett-Karo auf Schwarzem Wollstoff und – sehr effektvoll und neuartig im Look – ähnlich der Machart von Quilts horizontal verlaufend aneinandergenäht wirkende Schwarze Stoff – oder Lederstreifen für ein Hemd, einen Lederblouson und eine Lederweste. Man sieht alleine daran, wie groß das gute Handwerk bei Louis Vuitton noch geschrieben wird. Sowas Aufwändiges muss sich eine Modemarke ja auch leisten können. Für die Einfarbigkeit der Entwürfe sollen einerseits die Amish People in ihren schlichten Anzügen und Hemden Modell gestanden haben, aber auch das filmische Werk von David Lynch hat die Designer laut Eigenaussage inspiriert…
Für Daisy ist Dries Van Noten nicht nur einer der besten Designer von Männerklamotten: Er ist mein ganz persönlicher Hosenkönig, der meine ohnehin schon übergroßen Erwartungen auch diesmal nicht enttäuschte. Die absolute Krönung – eine Tintenblaue weite Anzughose, an deren Seiten so eine Art unregelmäßiger Kamm – der an den Seitennähten der Hose entlang weich in alle Richtungen fällt – dran geschneidert wurde, wie ein Bergchamäleon, das stolz seinen Rückenkamm präsentieren kann. Dass Hose plus doppelreihig geknöpftes Jackett aus ganz feinem und leicht glänzendem Wollstoff Blau in Blau nadelgestreift sind, macht den ganzen Anzug dann perfekt. Ob die Hose ein Zitat auf den Thin White Duke, David Bowie, das Chamäleon, ist, dessen dandyesker und glamouröser aber ansonsten reduzierter Kleidungsstil sich in der Kollektion für den nächsten Winter spiegelt, kann nur vermutet werden.
Um euch auf diesen gleichermaßen begabten wie originellen Designer (aus Lyon stammend) einzustimmen, zeigen wir 39 Sekunden Werbung für einen weißen Männerslip. Nur ein Model in Unterwäsche, das sich sinnlich in den Laken räkelt …
Noch keine 35 Jahre alt ist der Herr der Fliegen und dennoch schon ein alter Hase als Designer. Alex Mabille hat schon 1997 sein Examen als Couturier und Modedesigner an der Ècole de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne bestanden. Dort lernte er, wie man Stoff drapiert und Falten plissiert. Es ist bis heute hin eine klassische Ausbildung an dieser Schule, bei der fast alles von Hand gemacht wird. Nur zwei Wochen nach dem bestandenen Examen hatte er an der Seite von John Galliano seinen ersten Job bei Christian Dior. Mit seinem Wunsch, die hohe Schneiderkunst alltagstauglicher zu machen, steht Alexis Mabille für eine neue Generation Pariser Modemacher. Was Alex Mabille entwirft, das zeigte auch die nunmehr präsentierte Kollektion für den kommenden Winter, das beinhaltet all das Wissen und handwerkliche Können der gut Ausgebildeten. Er geht damit aber spielerisch um und kreiert einen jungen, leicht rockigen aber auch klassischen Look. In dem Sinne wie auch Outfits von Vivienne Westwood, John Gallianos und Alexander Mc Queens oft zu Klassikern im Kleiderschrank wurden, obwohl sie auf den ersten Blick vollkommen verrückt wirkten. Alex Mabille verkauft nach Amerika, China, Deutschland, Großbritannien, Russland und Japan. Zu seinen prominenten Kunden zählen Mick Jagger, Sean Lennon und die Burlesque-Tänzerin Dita Von Teese, die auf der Bühne schon mal nur mit einer Fliege von A.M. bekleidet in einem übergroßen Martiniglas badet.