Nachdem vermutlich nicht alle Horstson-Leser zur Zeit in Paris sind, haben wir uns gedacht, dass wir ein wenig Fashion-Week-Flair nach Deutschland in eure Büros holen und streamen einfach die Valentino Womens-Wear Schau!
Um 14:30Uhr startet der Stream automatisch. Wir wünschen viel Spaß!
Paris Fashion Week
Mein zauberhafter Kollege Peter überließ mir die dankbare aber gleichzeitig schwierige Aufgabe einer Kollektionsbesprechung der ersten Saint Laurent Kollektion Frühjahr/Sommer 2013. Im Vorfeld gab es ja viele Fragen und Diskussionen. Darf man einfach Yves im Namen weglassen (auch wenn es im Grunde nichts Neues war sondern einfach nur eine Rückbesinnung an die Ursprünge der Marke – wir berichteten)? Sind die Kampagnenfotos langweilig oder nicht? Wird die Silhouette ähnlich der von Dior Homme, der Marke die Slimane groß machte? Er selber hat sich dazu nicht geäußert. Stattdessen wurde ein Kampagnenfoto nach dem anderen veröffentlicht auf denen erste Teile der Kollektion mehr oder weniger zu erkennen war. Alle Motive zeigten aber: Slimanes Stil wird erkennbar sein.
Christian Dior Spring Summer 2013 – Raf Simons Sicht der Dinge
Posted on 2. Oktober 2012Am Freitag zeigte lang ersehnt Raf Simons seine erste Prêt-à-Porter Kollektion für den nächsten Sommer für das Haus von Christian Dior.
Nachdem er schon seine fulminante Neuinterpretation von zeitgemäßer Couture im Juli unter dem großen Beifall der Fachpresse und der Fans des Hauses Dior gezeigt hatte, ahnte man, dass es nicht so ganz daneben gehen konnte – und Raf Simons hat uns für meine Begriffe nicht enttäuscht. Vor allem versucht er nicht dem alten Klischee zu entsprechen, die Stilelemente des Hauses um jeden Preis beizubehalten und ein Dior wieder zu beleben, dass es eigentlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.
Schon ich bin mit dem Haus Dior aufgewachsen, das von Marc Bohan seit 1960 geprägt war, habe den Wechsel zu Gianfranco Ferré miterlebt, der eigentlich einen sehr eigenen Stil gepflegt hat und dann die fulminante, eher romantisch-opulente Zeit von John Galliano gesehen. Gründer Dior war zwar zu seiner Zeit der einflussreichste Modeschöpfer der Welt, aber nach seinem Tod 1956 waren die Elemente des New Looks nie wieder in den Kollektionen aufgetaucht. Erst Ferré hatte immer wieder mit dieser Linie angefangen zu spielen und besonders Galliano sich davon inspirieren lassen.
Der Zeitpunkt einer Verjüngung und eines klaren Dogmen-Wechsels ist also genau der richtige und wichtige, um als zeitgemäße Marke in die nächsten Jahrzehnte zu gehen. Raf Simons nimmt die Elemente des Hauses, wie das Tailleur „Bar“ aus der ersten New Look Kollektion, als zartes Zitat auf und macht dann ein Kleid daraus. Seine Romantik hat nichts Society-Frauen-haftes mehr an sich, sondern das einer modernen Frau. Bewusst wird auf das Raffinement von Qualitäten bei den Stoffen gesetzt, Effekte gibt es bei einigen Durchgängen, wo mit Transparenz und Changierungen gespielt wird.
Die Grundlinie ist klar und modern, spielt mit kleinen raffinierten Details, die aber eher das Handwerk betonen als auf reißerisch lauten Effekt setzten.Trotzdem wirkt nichts streng sondern fließend und es wird kein öder, verzichtender Purismus sondern konstruktive Modernität in den Vordergrund gestellt.
Was mir besonders gefällt ist, dass die Kollektion wie die eines europäischen Modehauses wirkt, das eindeutig von seinen kulturellen Wurzeln, in diesem Fall von Dior, geprägt ist. Nicht Oligarchen-Schick oder das Schielen auf fernöstliche Zielgruppen steht im Vordergrund, sondern die Weiblichkeit, die man sich auch an einem Pariser oder Londoner Mädchen vorstellen kann.
Was ich mir gewünscht hätte wären natürlich mehr Accessoires gewesen, die eher sparsam in der Schau eingesetzt waren. Sicherlich gibt es mehr in der Order-Kollektion und ich bin darauf gespannt was Raf Simons dort für die Modernität tut. Die ‚Lady Dior‘ ist sicherlich nicht mehr die ultimative Tasche zu diesen Looks. Wahrscheinlich weiß Herr Simons dort aber auch Rat, sie neu zu interpretieren.
Absolut modern finde ich die Abendkleider die keine sind, sondern eher Abend-Kombinationen mit weit fließenden Röcken, die an die großen „Ensemble de Réception“ Modelle aus dem Jahr 1954 von Christian Dior selbst erinnern. Schmale, schlichte Oberteile zur High-Tech Interpretation des guten alten Rosen-Damast Stoffe. Die schlichten roten und schwarzen „Tailleur“ Kleider avancieren sofort zu Klassikern in jedem Kleiderschrank.
Zwei Sachen die mir besonders gut gefallen sind, dass die Prêt-à-Porter Kollektion genau das ist, wofür sie als Boutique Kollektion mal erfunden wurde: Sie spiegelt in etwas einfacherer Form den Vibe und den Stil der Haute Couture Kollektion wieder.
Raf Simons nimmt mit ganz feinen Antennen die Tradition und die Eigenschaften des Hauses Dior auf, lässt aber immer wieder zwischendurch seine eigene Persönlichkeit durchblicken und verleugnet sie nicht – Well done Job Monsieur Simons!!
Christian Dior wird sicherlich durch diese Kollektion wesentlich mehr neue und jüngere Klientinnen gewinnen. Trotzdem wird das Haus nicht mit der Brechstange revolutioniert und wird auch den langverbundenen Dior Fans treu bleiben – was ja auch nicht unwichtig ist bei einem dreistelligen Millionen Umsatz, der pro Saison erzielt werden will. Ein Image-Wechsel birgt da stets eine große Gefahr und wenn man neue Zielgruppen erreichen möchte, hat das natürlich auch Risiken.
Für meinen Geschmack gelingt es Raf Simons mit dieser Kollektion eine feine und fragile Metamorphose einer der größten Modehäuser der Welt mit viel Fingerspitzengefühl ein zu leiten. Und schließlich sind es die friedlichen und sanften Revolutionen, die dauerhaft zum Wandel geführt haben.
Christian Dior 2013 ist ein Garant für eine große Zukunft der Avenue Montaigne Nummer 30 – hoffentlich noch lange mit Raf Simons!!
„Die Kunst die Schlichtheit bemerkenswert zu machen“ war eine der Grundmaximen von Coco Chanel und man meint, dass die Hermès Prêt-à-Porter Homme Stylistin, Véronique Nichanian, genau diesen Satz über ihrem Zeichentisch hängen hatte, als sie die Frühjahrskollektion ersann.
Völlig losgelöst davon, Erwartungshaltungen nach dem „Neuen“ zu befriedigen, konzentriert sie sich seit Jahren auf die Perfektionierung des Hermès-Stils und schafft dadurch Klassiker, die sich wandeln ohne sich zu verwandeln. Stoffe von höchster Qualität und Material, das in seinen Zusammensetzungen und der Verarbeitung bestechen, wechseln sich mit einer ruhig gehaltenen subtilen Farbgebung, die nur mit wenigen Akzentfarben, meist ein bis zwei pro Saison auskommen, ab.
Warum trägt das Model eigentlich einen Werkzeugkoffer spazieren?
Posted on 11. Juli 2012Ich bin gespannt auf Eure kreativen Antworten: Warum trägt das Model der Les Garçons Spring/Summer 2013 Show einen Werkzeugkasten spazieren?
Eine offizielle Antwort gibt es übrigens nicht – es stand weder ein Auto bei der Schau, noch irgendetwas anderes, was an eine Autowerkstatt erinnert, als Deko rum…
Wenn das Haus Chanel auf seiner Einladung zur Haute Couture Schau für den Herbst und Winter 2012 letzte Woche das Motto der Kollektion ‚New Vintage‘ angibt, denkt man sofort, dass Karl Lagerfeld einige sensationelle Modelle der letzten dreißig Jahre in veränderter Form wie eine Bestenliste des Hauses defilieren lässt – Es gäbe ja mehr als genug Stoff dafür.
Aber weit gefehlt und Herr Lagerfeld wäre nicht er selbst, wenn er nicht eine total eigenständige und völlig andere Philosophie daraus entwickeln würde.
Ich bin ganz hin-und hergerissen: Eigentlich war ich bisher kein großer Fan vom Label Givenchy. Die Rotweilerprints vor einigen Saisons fand ich anfangs ganz schön, aber die waren eher nichts für mich.
Die Kollektion für den nächsten Sommer finde ich aber sehr gut und ich muss meine Vorbehalte überdenken.
Christian Dior Haute Couture Winter 2012 – Die Zukunft der Couture hat begonnen
Posted on 4. Juli 2012Zeitenwende im Hause von Christian Dior. Gestern wurde endlich die neue Herbst Winter Haute Couture Kollektion von Raf Simons gezeigt. Ähnlich ungeduldig erwartet wie damals, als Gianfranco Ferré Marc Bohan ablöste und die Premieren-Kollektion von John Galliano erschien, brodelte die Gerüchteküche kräftig im Vorfeld. Simons, ein begnadeter Prêt-à-Porter Designer, der für seinen Modernismus bekannt ist, scheute die Feuerprobe nicht, sich einer dreifachen Problematik auszusetzen: zum Einen sich an das ungeheuer anspruchsvolle Metier des Handwerks der Couture zu wagen, einem Klientel zu stellen, das sich, wenn es mehrere zehntausend Euro für ein Kleid oder Kostüm ausgibt, eher opulent und auf den ersten Blick erkennbar „couturig“ kleiden will und an ein Haus zu wagen, dessen Couture immer noch von den Grundelementen des 1957 gestorbenen Genies Christian Dior zehrt und deren Symboliken unverkennbar den Stil des Hauses symbolisieren.
Wer trägt nur sowas? Ich habe sicher nichts gegen lustig-bedruckte Shorts und Hemden – eher im Gegenteil: Bunt ist gut und wenn dann auch noch Walfische in 70er Jahre Pop-Art Optik auf Hosen, Hemden und Mäntel gedruckt werden, um so besser. Nur frage ich mich, wer für eine solche Shorts allen Ernstes 550£ ausgibt und die Hose dann voller Stolz (und Würde) trägt.
Wer nun wirklich so ein Stück haben will – kein Problem: Bei OKI-NI kann man die Kollektion pre-ordern. Für alle anderen reichen vermutlich die Bilder und die habe ich hier:
Jean Paul Gaultier Spring/Summer 2013 – A Passage to India
Posted on 3. Juli 2012Altmeister Jean Paul Gaultier lädt für das kommende Frühjahr 2013 zu einer lässigen Reise nach Indien ein. Auf seiner Fashion-Show, die vor wenigen Tagen in Paris stattfand, dominierten Turbanträger mit gewürzfarbenem Dekor. Aber Gaultier wäre nicht Gaultier, gäbe es da nicht einen kleinen Haken. Seine Kollektion kombiniert ganz frech zu den indischen Kopfbedeckungen alles andere als indische Kleidung. Eher waren Gaultiers Inder in Europa zum Studium und tragen noch immer den globalisierten Look. Und so kombiniert Gaultier seine Klassiker wie die Biker-Jacke, die gibt es für den kommenden Sommer jetzt auch als Mantel, mit seinen berühmten Streifenhosen und den geringelten Pullis im St.James Marine-Stil.
Parka in ganz modernen Toile-de-Jouy Optiken werden zu monochromen Hemden und Hosen kombiniert. Die Farben Rot und Schwarz treten gegen Marineblau an. Dazu gesellen sich weitere alte Bekannte aus Gaultiers Kollektionen der letzten 25 Jahre: die Keypieces wie Hosenrock, Trenchcoat, Halbarmsakko und Bänderweste.
Diese Kollektion startet keine Mode-Revolution, ist aber in den Einzelteilen äußerst kommerziell und sehr tragbar, die Farben sind ganz besonders gelungen. Die blaustichigen Rottöne sind ein absoluter Traum. Häkel-Pullover und mit Spitzen versehene Hemden runden das typische Gaultier-Bild ab. Hemden mit geknöpften Passen und Ras de Cou-Krägen erinnern an die urtypischen französischen Uniformen des 19.Jahrhunderts. Besonders gut gefallen mir die Anzüge mit den Pünktchen und auch die Oberteile haben es mir angetan und sind gekonnt gemacht. Außerdem kann man bei Gaultier auch immer wieder Dinge finden die man zu jedem anderen Teil aus den Vorsaisons kombinieren kann.
Das Outfit mit dem roten Trenchcoat, dem rot-schwarzen Pulli und der marineblauen Hose ist mein absolutes Highlight. Ich bin gespannt welcher Look Euer Favorit ist.
Jean Paul Gaultier hat für mich einen Status erreicht – er darf seinen Stil einfach nur noch perfektionieren. Eine ruhige, durchaus ausgewogene Kollektion die unaufgeregt daher kommt und keine billige Effekthascherei benötigt. Er hat sich ja früher gründlich ausgelebt und braucht heute niemandem mehr etwas zu beweisen.