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Ezra Furman x „Perpetual Motion People“

Wir haben euch Ezra Furman bereits im Zusammenhang von potentiellen Sommersongs für 2015 vorgestellt. Trotz aller Begeisterung über Ezra Furmans „Restless Year“ war ich auf seinem Konzert Mitte Mai schon ein wenig überfordert. Das lag entweder daran, dass der Abend eine Mischung aus Rocky Horror Picture Show und wilder Saxophon-Madness war, wofür übrigens der großartige Tim Sandusky, Bandmitglied seiner Band „The Boyfriends“, die Verantwortung trug. Oder es lag einfach an der Soundqualität, denn die sorgte dafür, dass seine eh schon gewöhnungsbedürftige Stimme ein wenig kreischend wirkte.

Gut, dass es „Perpetual Motion People“ demnächst auf CD gibt, denn dann kann man sich das Album mindestens einmal durchhören. Es macht nämlich verdammt viel Spaß, wenn Ezra Furman mit einer Menge „Doo-Woop“, Punk, Pop und was weiß ich nicht alles durch das Album fegt. Dabei fühlt er sich „Wobbly“ oder stellt in „Watch you go by“ fest: „… It’s fine being drunk on the weekend, but it’s finer to being drunk all week …“ während er mit einer „Bottle of XXX“ in der Hand vor sich hin sinniert.

Währenddessen verleiht seine eingangs erwähnte kreischend – knatschige Stimme gerade den ruhigen Stücken wie eben „Watch you go“ oder auch „Hour of Deepest Need“ diesen Ton, der nach Südstaaten Terrasse bei Sonnenuntergang mit Kornähre im Mund und Gitarre in der Hand klingt . Dort singt er dann:

„I think it’s time that you brought your face across the railroad to my place. I can’t share this whiskey with you through the phone. And If we drink too much of if you might just get me to admit, that I never knew quite how to be alone…“

Das ist dann schon fast Poesie und beißt sich ein wenig mit dem Typen in Kleid und „Chanel“-Jäckchen, der in „Body was Made“ auch ganz nebenbei noch die Kategorisierung von Menschen in Geschlechtern und Körperformen besingt:

„Your body is yours at the end of the day / And don’t let the hateful try and take it away / We want to be free, yeah we go our own way and my body was made.”

Lasst euch also nicht von dieser Figur täuschen, die aussieht wie ein durchgeknallter Crossdresser mit funkiger Sonnenbrille und denkt immer daran: „Death was his former employer“!

„Perpetual Motion People“ erscheint am 03.07.2015

Interview Music

„Viele Leute sehen mich als Weirdo an.“ x Jan Who im Interview mit Petite Meller

Sie beschäftigt sich mit Freud, Lacan und Kant, trägt viel Rouge, trinkt Tee mit Giraffen und ganz nebenbei schreibt sie auch noch ihre Masterarbeit in Philosophie. Aber ihr auffälliges Äußeres, eine Mischung zwischen Lolita und Kunstfigur, ist nur Mittel zum Zweck. Mit ihrem „Nuovo jazzy-pop“ und ihrer Single „Baby Love“ will Petite Meller die Musiklandschaft aufmischen und später Professorin werden. Es ist also klar, dass ein Interview mit ihr keinesfalls gewöhnlich ist.

Jan Who: Was natürlich brennend interessiert und sofort geklärt werden muss: Wie schmeckt der Kuss einer Giraffe?
Petite Meller: (lacht) Interessante Geschichte. Für diese Szene hat es Stunden gedauert eine weibliche Giraffe davon zu überzeugen, mich zu küssen. Dann haben wir zu einer männlichen gewechselt. Die hatte die längste Zunge und hat mich innerhalb einer Minute abgeleckt wie sonstwas.

Von küssenden Giraffen abgesehen, wie geht es mit deiner Masterarbeit voran?
Sehr gut, danke der Nachfrage. Ich schreibe meinen Master in Philosophie mit Schwerpunkt auf die Psychoanalyse, Freud, Lacan, Kant und Deleuze (Anm.: franz. Philosoph). Ich beschäftige mich mit den unbewussten Träumen des Menschen und seinem Verstand. Philosophie ist im Übrigen eine der größten Inspirationen für meine Songs und ich schreibe meistens über Kindheitserinnerungen und Lebenserfahrungen.
 
Wie schaffst du es, das mit deiner Karriere zu vereinbaren?
Meist lese ich an den Wochenenden und schreibe anschließend meine Thesen in unterschiedlichen Bibliotheken in London.
 
Dein äußerliches Auftreten ist eine Mischung aus unschuldigem Schulmädchen in knappen Kleidchen und „Lolita Look“. Spielst du gern mit diesen beiden Seiten der Weiblichkeit?
(lacht) Ich sehe mich selbst überhaupt nicht als sexy an. Um ehrlich zu sein, sehen mich viele Leute eher als „Weirdo“. Ich spiele allerdings gern mit absurden Situationen und Fantasien in meinen Videos sowie mit dem triebhaften und unbewussten Verstand des Menschen. Im Video zu „Backpack“ geht es beispielsweise um weibliche Erfahrungen, wie zum Beispiel seine Sexualität zum ersten Mal zu entdecken.

Wo wir gerade von Sexualität sprechen. Woher kommt dein Faible für Freud?
Freud analysiert Symbole in Träumen und spricht oft von dem Unbewussten als einen Platz, an den wir Sachen aus der Realität verdrängen. Ich habe viele seiner Fälle/Untersuchungen studiert und zum Beispiel von Menschen gelesen, die unterbewusst gern ein Wolf sein wollten. Das Unbewusste hat seine eigene Logik und in meinen Videos versuche ich mein persönliches Unbewusstes darzustellen.

Natürlich möchte ich die Leute an meiner Sicht auf das Leben und an den Ideen, die meine Videos und meine Musik beeinflussen, teilhaben lassen. Ich denke, eines Tages möchte ich gern Professorin sein.

In deinem Video zu „Baby Love“ tanzt du zwischen den Eingeborenen von Nairobi und es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Gab es am Anfang Berührungsängste z.B. wegen kultureller Differenzen?
Ich habe nie an Sachen gezweifelt, zu denen mein Herz mich trägt. Ich wusste, ich treffe auf Menschen, deren natürlicher Rhythmus einfach umwerfend ist. Als ich die Kinder in ihren kleinen Klassenräumen in den Slums von Nairobi tanzen sah, waren mein Team und ich sofort begeistert und mitgerissen. Ich sagte Ihnen: Tanzt im Video genauso wie ihr jeden Tag im Klassenraum tanzt. „Baby Love“ repräsentiert den Rhythmus von Fela Kute und Ladysmith Black Mambazo, welcher mich schon als Kind inspiriert hat und sich durch mein ganzes Album zieht. Ich habe mich übrigens auch sehr gut mit dem „Hauptcharakter“ Hadija angefreundet. Sie schreibt mir fast jeden Tag von ihrem Schulalltag und ihren Träumen.

Deinen Sound bezeichnest du selbst als „Nuovo jazzy-pop“. Was definiert ihn?
Es ist eine Kombination aus Dizzy Gillespie, Duke Ellington, Aufnahmen von Fela Kuti, dem Graceland Album von Paul Simon und französischen Chansons. 

Wie wird dein erstes Album klingen?
Eine euphorische, fröhliche Upbeat-Party mit Saxophonen, Chören und Congas.

Du bist in deinem Alter schon viel gereist. Was war dein Lieblingsort bisher und warum? 
Kenia war der tollste Ort an dem ich bisher war. Die Sonnenuntergänge, die Safaris, die Menschen. Das vergisst man niemals wieder.

Kommen wir noch kurz zu deiner Garderobe, die recht extravagant ist: Was ist dein Lieblingsstück?
Eine pinke Armmanschette, designt vom New Yorker Künstler Matt Star. In meinen Videos steht diese für die Fähigkeit des Heilens.
 

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Jamie xx – „In Colour“

Nicht umsonst heißt das neue Jamie xx Album „In Colour“ – herrscht darauf doch soviel farbenfrohes Auf und Ab dass man gar nicht nachkommt. Das Album klingt wie ein Kind das den Tuschkasten zum ersten Mal ausprobiert. Ein bisschen Soundteppich hier, ein wenig Pling Plong dort und ein paar grandiose Stimmen wie die seiner langjährigen Musikfreundin Romy Madley Croft (ehemals auch The XX), die schon bei „Loud Places“ für sphärische Gänsehaut sorgte und auch auf „SeeSaw“ ihr bestes gibt, übrigens eines der Highlights des Albums. Aber auch das zweite Ex-The XX Mitglied Oliver Sim steuert seinen Gesang bei „Stranger In a Room“ bei und so bekommt man ein wenig den Eindruck dies sei das dritte The XX Album nur weniger depressiv und minimalistisch. Bis dann „I Know There’s Gonna Be (Good Times)“ kommt, man wachgerissen wird und merkt: Nein das wäre The XX definitiv zu bunt.

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Florence and The Machine x „How Big, How Blue, How Beautiful“

Mir glaubt ja bis heute keiner, dass das Konzert von Florence and the Machine 2012 in der Berliner Columbiahalle tatsächlich das aggressivste Konzert war, was ich bis heute besucht habe. Das lag nicht an der Elfe auf der Bühne, sondern vielmehr an ihren weiblichen englischen Fans (keine Elfen), die meinten: Wer zu spät kommt, darf vorn stehen. Und als hätte Florence Welch das geahnt, hat sie auf ihrem neuen Album „How Big, How Blue, How Beautiful“ glatt einen Song namens „Queen of Peace“ veröffentlicht. „…The Queen of Peace always does her best to please …“. Da fühlt man sich doch gleich gut aufgehoben, oder?

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ESC 2015 – Einheitsbrei mit schwedischem Topping

Was war das für ein Abend. Herzschmerz, Weltfrieden, Mord und die drei Tenöre. Früher hatte man sich neben den Outfits während der Punktevergabe noch auf ein paar nuttige Fummel gefreut oder wie im letzten Jahr auf polnische Pornopuppen, die sicher nicht nur die Butter auf der Bühne hart gemacht haben. Das ist vorbei. Dieses Jahr war es „politisch“ und dramatisch bis zum Erbrechen. Früher übergab man sich höchstens nach dem ganzen Sekt und den Massen an Knabberzeug, was man über den Fernsehabend hinweg konsumierte. Dieses Jahr musste man zwischendrin wegschalten, damit man nicht konstant aufgrund des Balladen-Einheitsbreis aufstoßen musste. Und als man gerade dachte, man könne mal wieder in die gerösteten Nüsschen greifen, kamen die drei Tenöre.

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So hat er sich das vorgestellt x Brandon Flowers – „The Desired Effect“

Brandon Flowers ist gar nicht dumm. Sampled einfach mit „I can Change“ Bronskibeats „Smalltown Boy“ und lässt dann auch noch Neil Tennant im Song sprechen. Die schwule Fangemeinde ist ihm also schon einmal sicher. Aber darum geht es Brandon natürlich nicht in erster Linie. Der Frontmann der zum Schluss (leider) eher mäßigen Killers veröffentlicht mit „The Desired Effect“ sein bereits zweites Soloalbum nach Flamingo (2010). Wie man anhand der bereits im Voraus downloadbaren Songs erahnen konnte, widmet sich das Album ausführlich den 80ern auf die ihn angeblich sein Bruder brachte. Und so legt „Dreams Come True“ gleich zu Beginn mit ordentlich Trompeten vor …

Es folgen die drei bereits vorher veröffentlichten Singles „Can’t deny my love“, „I Can Change“ und „Still Want You“ mit denen die erste Ladung Hits rausgeschossen wird, bevor dieses „Between Me and You“ ertönt, das mit Klavier und allerlei Retrogezauber daherkommt und eines der Highlights vom Album darstellt. Bis „Untangled Love“ kann man dann beruhigt vorspulen. Das hat nämlich ein wenig „Killers-Groove“ und leitet den „Gute-Nacht-Leute-das-wars“-Abschluss namens „The Way It’s always Been“ ein. Danke für die Blumen Brandon.

„The Desired Effect“ ist heute (15.05.2015) erschienen.

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Róisín Murphy x „Hairless Toys“

Als ich neulich „Exploitation“ im Büro gespielt habe bemerkte meine Kollegin, dass sich der Song ein wenig nach Kubrick Soundtrack anhören würde. Ich bin musikalisch in Bezug auf Kubrick ein regelrechter Nichtkenner aber hätte Róisín damals schon Musik gemacht, wäre das sicher interessant geworden.
Es ist in der Tat acht Jahre her seitdem „Overpowered“, Róisín Murphys letztes Album, erschienen ist. Auf dem Cover saß Miss Murphy in ein extravagantes Strickoutfit gehüllt mit Bommeln und Latexhandschuhen in einem Diner und schlürfte ganz lässig mit neckischem Blick einen Kaffee. Nun, einige Jahre später, steht Róisín Murphy auf ihrem Cover im roten Mantel und schaut mit einer Mischung aus prüfend bis skeptisch zu uns. Ist aus ihr ein scheues Reh geworden? Keine Sorge. Róisín ist immer noch Róisín. Aber während der Zeit in der sie vergleichsweise abwesend war, hat sie nicht nur ein italienisch sprachiges Album veröffentlicht, sondern auch zwei Kinder bekommen und somit ist jetzt auch mal Schluss mit Bommel auf dem und Flusen im Kopf.

„Hairless Toys“ startet mit „Gone Fishing“ als solider Einstieg mit wabernden und mysteriösen Elektrosounds. Das darauf folgende „Evil Eyes“ führt durch „Hocus Pocus“ zum eingangs erwähnten „Exploitation“, welches man in dieser knapp zehn minütigen Version eigentlich weniger als Song sondern vielmehr als Werk bezeichnen kann. Außerdem erinnert es an „Familiar Feeling“ von Molokos Album „Statues“, welches ein ebenfalls komplexes Intro hat. Dann bei „Exile“, beweist Miss Murphy, dass ihre Stimme auch für bedrückende Retro-Balladen gemacht ist („… Exiled … Banished from your love, I fear it’s a beautiful place, bit cold at night…“), bis dann bei „House of Glass“ wieder die alte Róisín da ist, die mit Bommeln am Tisch sitzt und ihren Kaffee schlürft.

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Er will noch immer – Brandon Flowers x „Still want you“

Wir haben euch ja bereits über die Rückkehr von Herrn Flowers in Kenntnis gesetzt. Dieses Comeback nimmt nun immer mehr Formen an und so hat Brandon bereits seine zweite Single „Still Want You“ vom angekündigten Album „The Desired Effect“ veröffentlicht. Neben einer ordentlichen Portion Saint Laurent bietet das Video außerdem eine Menge Hände, die sich zum Glück nur im Gesicht von Herrn Flowers befinden. Zumindest gehen wir davon aus. Musikalisch bleiben wir bei den 80ern und sind weiterhin auf „The Desired Effect“ (VÖ 15.05.2015) gespannt.

Brandon Flowers auf Tour
Berlin – 31.05.2015 – Huxley’s
Köln – 03.06.2015 – E-Werk

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Jamie XX – „Loud Places (feat. Romy)“

Wir erinnern uns als das Jahr 2009 ganz im Zeichen von The XX stand. Anfangs noch zu viert, sorgten die Mitglieder rund um Jamie XX für eine kleine Revolution in der Musik mit ihrem reduzierten und düsteren Elektrosound. Sechs Jahre und zwei The XX Alben später, steht die Veröffentlichung des zweiten Soloalbums von Jamie Smith alias Jamie XX an und schon vor VÖ wird es als eines der meist erwartetsten Alben 2015 gehandelt. Bis „In Colour“ allerdings erscheint (29.05.2015), müssen wir uns mit den vier bereits veröffentlichten Songs des Albums „Gosh“, „Sleep Sound“, „Girl“ und „Loud Places“ zufrieden geben. Letzterer entstand mit stimmlicher Unterstützung der alten Bandkollegin Romy Madley Croft die im Video zu einer nächtlichen Skateboardtour einlädt.