Zwar haben die Herbst/Winter-Schauen in New York traditionell mit eisigen Temperaturen begonnen, doch die Modejournalisten können aufatmen. Das erste Highlight des in den nächsten vier Wochen stattfindenden Schauenmarathons in London, Mailand und Paris wurde prompt geliefert. Raf Simons stellte die Männer- und Frauenkollektion für das Label vor, das als das Synonym für den „All American Style“ der Neunziger Jahre gilt – Calvin Klein.
Männermode
Live Stream: Calvin Klein Fall/Winter Runway Show live auf Horstson
Posted on 9. Februar 2017Raf räumt den Laden auf … Es fällt erst auf dem zweiten Blick ins Auge: Das Logo von Calvin Klein ist neu. Entstanden ist der puristische Schriftzug, der sich an das erste Logo von Calvin Klein anlehnt, in Zusammenarbeit des neuen Kreativdirektors, Raf Simons, mit dem Grafikdesigner Peter Saville. Der Brite ist kein Unbekannter: Saville gestaltete eines der bekanntesten Bilder der Musikgeschichte: Joy Divisions Cover zum legendären Album ‚Unknown Pleasures‘ aus dem Jahre 1979.
(Bild: Acne Studios)
Aufgewärmte Suppe soll einer Redensart zur Folge besser schmecken. Das stimmt sogar, so zumindest meine Erfahrung. Bei Mode kann es auch so sein: Einen von Alessandro Michele reanimierten Gucci-Gürtel möchte man sein Eigen nennen – Glückliche hatten ihn eh seit Jahren im Schrank liegen. Leider gilt die Suppen-Regel nicht immer und bei einer Folgekollektion noch viel weniger. Als Beispiel sei hier die neue Emoji-Kollektion von Acne Studios erwähnt. Das, was beim ersten Mal ganz wunderbar geklappt hat, wirklich hier wie Teletubbies auf Speed.
(Bild: © Morgan O’Donovan)
Dass auch bei der Männermode die Neunziger Jahre zurückgekehrt sind, erkennt man nicht nur daran, dass in fast allen Winterkollektionen die Hosen weiter werden. Es macht sich auch dadurch bemerkbar, dass sich viele Designer auf die Tendenzen dieser Zeit berufen. Die einen, weil sie das Jahrzehnt erlebt haben, die jüngeren, weil sie in ihrer Generation sehen, dass vieles, was uns damals neu erschien, in der heutigen Zeit genauso gültig und umsetzbar ist und daraus neue Strömungen entstehen.
Die Raverkultur, Love Parade und Co. haben es Kris Van Assche besonders angetan. Der Designer kreiert daraus für Dior Homme eine komplette Kollektion: „Hardior“.
(Von links nach rechts: Modell „Milanesa“, Modell „Bouncer“, Modell „La Parisienne“; Bilder: Courtesy of Vetements)
Niedersachsen und Paris waren sich am Dienstag so nah wie noch nie: „Ich komm zum Glück aus Osnabrück“ stand in großen Lettern auf einem Sweatshirt, das Demna Gvasalia für die Vetements-Show Herbst/Winter 2017/2018 über den Laufsteg schickte. Ich hätte nur zu gerne die Gesichter der Gäste gesehen. Vermutlich waren diese gleichermaßen verzückt und entrückt, denn das, was zu sehen war, hätten sie auch knapp 550 Kilometer entfernt auf der Krahnstraße in Osnabrück sehen können: ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Ein Punk, ein Emo, eine ältere Dame, ein Nerd, eine Sekretärin, ein Couch Potato – Gvasalia ist ein guter Beobachter, der soziale Uniformen dechiffrieren kann und auch mutig genug ist, sie zu präsentieren.
Genauer hingesehen – Louis Vuitton Men’s Collection Winter 2017
Posted on 25. Januar 2017(LOUIS VUITTON © Louis Vuitton Malletier – All rights reserved; Bild: Matthieu Dortomb)
Die Kooperation des Luxushauses Louis Vuitton mit dem amerikanischen Skaterlabel Supreme ist ohne jeden Zweifel die meistbesprochene der Pariser Männermodewoche. Doch Louis Vuittons Winterkollektion nur auf diese Zusammenarbeit zu beschränken, erscheint uns etwas zu schwach. Deshalb sehen wir uns die Kollektion noch mal etwas genauer an.
Kim Jones ist, wie sich schon in den letzten Saisons zeigte, ohne Zweifel einer der begabtesten Menswear Designer, der für ein international renommiertes Unternehmen arbeitet. Der Brite brilliert nicht nur mit Entwürfen, die der Heritage des Hauses immer wieder ein neues Gesicht verleihen. Er schafft es auch, seine eigene Handschrift und Vorlieben mit dem Designerbe von Louis Vuitton zu verbinden.
Kim Jones ist, wenn es um die Auswahl von Kooperationspartnern geht, ein guter Stratege, der auf ein internationales Netzwerk zurückgreifen kann: Die Zusammenarbeit mit den Chapman Brothers ist nur ein Beispiel dafür, womit Jones Louis Vuitton viele Hotseller bescherte – und das, obwohl die Männerkollektionen in vielen Häusern bis heute ein eher stiefmütterliches Dasein fristen. Die Taschen und Accessoires mit den Tierzeichnungen aus der aktuellen Kollektion waren in den Läden schnell vergriffen und selbst mit langen Wartelisten kann die Nachfrage nicht befriedigt werden. Ein Phänomen, das bei Damentaschen häufiger vorkommt, in Herrenkollektionen jedoch zur Seltenheit gehört.
(Backstage bei Paul Smith; Bild: Sonny Vandevelde)
Viele kleine Schritte für die Models, ein großer Schritt für Paul Smith. Die Herbst/Winter-Kollektion war selbst für einen alten Hasen wie Smith eine Premiere: Zum ersten Mal in seiner Karriere präsentierte der Designer in einer Schau die Männer- und Frauenkollektion.
Im Grunde genommen ist es ein logischer Schritt, korrespondiere Looks in einem Abwasch zu präsentieren – kleine Labels machen das allein schon aus Kostengründen seit Jahren, warum sollten also Marken wir Gucci und Paul Smith nicht nachziehen? Für den Designer, der parallel beide Linien entwickelt, bedeutet dieser Schritt in erster Linie eine Arbeitserleichterung. Der angenehme Nebeneffekt ist aber, dass er gleichzeitig die Möglichkeit bekommt, die Message hinter der Kollektion komplett zu transportieren.
(Bild: Acne Studios)
Wer hätte Anfang der 2000er-Jahre, als der Hype um die äußerst gut geschnittenen Jeans von Acne Studios (damals allerdings noch ohne „Studio“) langsam Fahrt aufnahm, gedacht, dass sich diese Marke zu einem Designerlabel erster Güte entwickeln würde?
Vor wenigen Tagen präsentierte Jonny Johansson nun in Paris seine neusten Ideen für modemutige Männer. Die Inspiration holte sich der Kreativdirektor von Acne Studios bei dem Businesslook der 1980er-Jahre sowie dem „New Look“ der Haute Couture der 1940er, wie ich der Pressemitteilung entnehmen durfte. Und tatsächlich: Schaut man sich die Looks genauer an, wird man mit viel Fantasie an Gordon Gekko erinnert – nur eben eine moderne und weniger sleeke Version.
(Bilder: Courtesy of Dries Van Noten)
Der Countdown läuft: Die nächste Schau von Dries Van Noten ist die 100. – somit trägt die Herbst/Winter-Kollektion die magische Zahl 99. Diese lange Kollektionsgeschichte macht sich auch bei der Auswahl der Location – eine Parkgarage – bemerkbar: Dries Van Noten nutzte sie schon für die Herbst/Winter-Männerkollektion 1993-94 und für die Herbst/Winter-Frauenkollektion 1996-97 als Ort für die Präsentation.
Nun war das, was gezeigt wurde, alles andere als ein alter Hut, wenngleich der Designer Stücke aus vergangenen Kollektionen zitiert: „Aber ich wollte keine Kollektion von lauter Archivstücken“, wie Dries Van Noten erklärt. „Ich wollte ein Gefühl für die Zukunft, für Optimismus.“ Der Optimismus macht sich auch beim Soundtrack bemerkbar, zu dem die Models über den Laufsteg geschickt werden: „Lust for Life“ von Iggy Pop – ein Lied, das spätestens seit Trainspotting zum Klassiker avancierte.
(LOUIS VUITTON © Louis Vuitton Malletier – All rights reserved)
Ihr habt es sicher gesehen – schließlich haben wir es gestreamt: Gestern präsentierte Louis Vuitton seine neue Fall/Winter 2017 Men‘s Collection im Pariser Palais Royal unter der Leitung von Kim Jones. Am Tag zuvor postete der Men’s Artistic Director einige Freikarten des Studio 54 auf Instagram. Die dynamische New Yorker Kultur der jüngeren Vergangenheit, die der Siebziger, Achtziger und frühen Neunziger, beeinflussten Jones also in seiner Kreation. „Es geht um Uptown und Downtown“, sagt Kim Jones, „Künstler und Musiker, Freunde und Helden“.