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Tutus und Windmühlen

(Staatsballett Berlin „Don Quixote“ © Fernando Marcos)

Erstes Gespräch des Abends auf meinem Nachbarsitz: „Du, das ist doch falsch geschrieben hier überall. Den Don Quixote schreibt man doch mit J.“ Daher schaffe ich jegliche Unklarheiten über die Schreibweise gleich mal aus der Welt. Wie man Don Quixote nämlich schreibt, hängt tatsächlich vom Sprachraum ab. Während man ihn im spanischen Raum also „Don Quijote“ schreibt, ist in Frankreich von „Don Quichotte“ die Rede und in russischer Umschrift wiederum von „Don Kichot“. Im Deutschen wie ihr seht, fügen wir einfach das wundervolle „x“ ein. Gegen Windmühlen kämpft er aber überall, da ist man sich einig.
Don Quixote ist übrigens die allgemeinsprachliche Bezeichnung für den Roman „El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha“ von Miguel de Cervantes und eben auch der Name des Hauptdarstellers. Don Quixote soll unter anderem Ritterromane parodieren und auch vor Augen führen, wie deren übermäßige Lektüre den Verstand raubt. Aber genug von den Hintergründen.

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Nachtrag: Licht & Spiegel – Das war „Skalar“ in Berlin

(Skalar, Foto: Ralph Larmann)

Als alter Spiegel- und Licht-Fan, so seltsam das jetzt klingt, musste ich natürlich in die Skalar-Ausstellung im Berliner Kraftwerk. Spätestens seit der Spiegel- und Lichtinstallationen von Olafur Eliasson sind diese Dinge im Zusammenspiel für mich das Allergrößte. Aber kommen wir vom Fanboy-Gehabe weg zur tatsächlichen Ausstellung. Eines vorweg: Die Ausstellung ist vorbei. Und alle, die keine Chance hatten vorbeizuschauen, haben tatsächlich mal etwas in Berlin verpasst.

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Männer im Korsett

(Foto: Yan Revazov)

Es gibt wohl niemanden, der nicht zumindest als Kind Dornröschen gelesen, oder einen der zahlreichen Verfilmungen gesehen hat. Dementsprechend gemischt war an diesem Abend auch das Publikum in der Deutschen Oper in Berlin. Besonders die sehr jungen Besucherinnen wollten Tschaikowskys Traum über Liebe, Magie und einer Menge Schlaf live erleben.
Zum Glück war die Inszenierung alles andere als modern interpretiert. Der Prolog startet in einem beeindruckenden Setting des Palastes von König Florestan und seiner Gemahlin. Die Kostüme sind dabei zum Teil bis zur Grenze des Kitsches besetzt mit Steinen und Spitze, aber dennoch immer noch wunderschön. Für Kostüm und Bühne ist Angelina Atlagic verantwortlich, die u.a. schon für das Bolschoi Ballett arbeitete. Die Detailverliebtheit und die Atmosphäre des Bühnenbildes sind durchgehend beeindruckend und immer ein Hauch „too much“.

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Duato / Shechter by Staatsballett Berlin @ Komische Oper Berlin

(Nacho Duato „Erde“; Foto: Fernando Marcos)

Ein Abend wie er in seinen zwei Teilen nicht unterschiedlicher sein kann. Auf der einen Seite der britisch-israelische Choreograph Hofesh Shechter, auf der anderen der Intendant des Staatsballetts Nacho Duato.
„The Art of Not Looking Back“ beginnt mit einer Stimme und einer im Zeitraffer abgespielten Lebensgeschichte. Am Ende die Worte: „My mother left me when I was two“. Was dann folgt, fegt ein paar ältere Zuschauer kurz aus den Sitzen und selbst ich musste kurz mal meine Sinne sortieren. Kreischen, Hysterie und ein tonales Durcheinander. Was man vielleicht erst einmal belächeln möchte, berührt einen im Laufe des Stückes zunehmend und spiegelt die innere Zerrissenheit perfekt wieder.

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Tryout // Dance/Ruption @ Tischlerei – Deutsche Oper Berlin

(Bild: PR Deutsche Oper Berlin)

Normalerweise sind Tänzer ausführende Körper des Intendanten und festgelegter Choreographien. Was aber, wenn man neun Tänzern des Ensembles des Staatsballetts Berlin die Möglichkeit gibt, sich selbst eine Choreographie auszudenken und diese von selbst ausgewählten Corps-Kollegen tanzen zu lassen?
Vergangenen Samstag und Sonntag konnte man sich davon in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin ein Bild machen. Dort waren insgesamt neun Choreographien von neun Tänzern zu sehen, die sich noch in der Entwicklung befinden und zu denen jeder Choreograph/Tänzer eine Einführung gab. Dies war allerdings erst eine Vorschau auf eine Produktion, die in der Saison 2017/2018 zur Uraufführung gebracht wird.

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„Die Tänzer sind es, die das Gedicht schreiben. Ich erwecke es nur zum Leben.“ x „Maillot / Millepied“ in der Deutschen Oper Berlin

(Altro Canto; Foto: Yan Revazov)

Chefchoreograph und künstlerischer Leiter des Balletts de Monte-Carlo Jean-Christophe Maillot und Benjamin Millepied, ehemals selbst Tänzer beim New York City Ballett, bis vor kurzem Ballettdirektor der Opéra National de Paris und nebenbei noch mit Natalie Portman zusammen (die beiden lernten sich am Set von „Black Swan“ kennen). Wenn zwei solche Namen aufeinandertreffen und ein Teil der Kostüme zu allem Überfluss noch von Karl Lagerfeld entworfen worden sind, ist eine ausverkaufte Premiere meist vorprogrammiert. So auch an diesem Abend in der Deutschen Oper in Berlin.

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Neues Knacken x „Der Nussknacker“ getanzt vom Staatsballett Berlin @ Deutsche Oper

(Foto: Fernando Marcos)

Es ist bei Ballett-Reviews schwer, als „Laie“ große Reden darüber zu schwingen, wie professionell etwas getanzt oder wie originalgetreu das Stück war. Was man jedoch bisher in den Medien über den Intendanten Nacho Duato lesen konnte, war alles andere als positiv. Die Feuilletonisten rümpften die Nase. Das Niveau sei heruntergegangen, er kenne sich nicht mit klassischem Tanz aus. Und das waren noch mit die freundlichsten Dinge. Diese Art von Diskussionen überlassen wir jedoch lieber den Leuten, die sich damit auskennen. Wir bewerten hier wie immer rein nach Unterhaltungswert und darum soll es ja letztendlich auch gehen, denn sein wir ehrlich: Was bringt ein noch so toll ausgefeiltes Tanzbein, wenn Klamotte und Bühne hässlich oder einfallslos ist.

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Pas De Deux … Rudolf Nurejev und Miss Piggy tanzen Schwanensee

Auch im leider viel zu kurzen Leben des besten Tänzers der Welt gab es solche und solche Momente …. Mal waren es die großen Tänzerinnen Maja Michailowna Plissezkaja und Margot Fonteyn … die federleicht neben ihm glänzten, dann hatte sich eine gewisse Miss Piggy selbstbewusst als Prima Ballerina Assoluta ausgegeben und die Rolle der Rollen in Swan Lake auf Anhieb bekommen ….
Aber seht einfach selbst!

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As Seen in BLITZ

Wo wir doch neulich so nett über Punk geplaudert haben … Punk hat natürlich nicht nur die klassische Mode beeinflusst bzw. macht dieses auch noch heute, ­sondern auch den Streetstyle, bevor es ihn überhaupt richtig gab. Nun war es schon damals nicht unmöglich, aber ungleich schwerer, sich an anderen zu orientieren, denn es war eine Zeit, in der ein vermeintlich neuer Look nicht in ein paar Sekunden seinen digitalen Weg um die Welt gemacht hat und nicht von Millionen Teenagern kopiert werden konnte. In eben dieser Zeit trugen drei britische Magazine maßgeblich dazu bei, den Magazin-Markt in England durcheinanderzuwirbeln, den Stil der 80er aufzuzeichnen und die im Gegensatz zu den klassischen Modemagazinen auch Streetstyle zum Inhalt hatten: The Face, i-D und das Magazin, um das es heute geht: BLITZ.

Ende der 70er war der Punk im Grunde genommen tot, die neue Clubszene war vom Hedonismus geprägt und von Großbritannien ging eine neue Modewelle aus – die New Romantics. Was beim Punk der New Yorker Club CBGB war, ist für die New Romantics der Londoner BLITZ Club. Im BLITZ lief musikalisch ein Mix aus Punk, New Wave, Synth-Pop und Glam Rock und das Publikum, sorgsam von Steve Strange, der später die Band Visage gründete, an der Tür ausselektiert, war das, was man schon damals als sehr aufwendig gestylt beschreiben konnte. Um die BLITZ-Besucher bzw. deren Styling wuchs ein eigener Kult, man nannte sich selbstbewusst Blitz-Kids und die ersten ‚Blitz-Kids‘ erlangten zu einer Berühmtheit, weit über die Tür des Clubs hinaus – Leigh Bowery, Sigue Sigue Sputnik, Culture Club, Adam & The Ants (die nach der Trennung der Sex Pistols von Vivienne Westwood den Piraten-Look verpasst bekamen) und Duran Duran konnten sich allesamt in den Charts platzieren.

Aus diesem Umfeld kamen auch die beiden Studenten Carey Labovitch und Simon Tesler, die 1980 das BLITZ-Magazin gründeten um Anfangs die Szene des BLITZ Clubs zu portraitieren und sich später auf dem Modemagazin-Markt zu positionieren. Einer der Redakteure, der das Bild des BLITZ maßgeblich geprägt hat, war Iain R. Webb, der nun unter dem Titel „BLITZ – As Seen in BLITZ Fashioning ’80s Style“ auf 272 Seiten die Geschichte des Magazins portraitiert hat – was ich ganz großartig finde, da ich bisher Stunden meines Lebens auf der Blitz Kids Seite verbracht habe und mich über die Bilder der ersten Galliano Kollektion freute oder Looks des jungen Boy Georges bestaunen durfte. Die Blitz Kids haben zwar nur indirekt etwas mit dem BLITZ Magazine zu tun, allerdings ist der Spirit ähnlich – zumindest wenn man sich einige Bilder aus „BLITZ – As Seen in BLITZ Fashioning ’80s Style“ anschaut:

„BLITZ – As Seen in BLITZ Fashioning ’80s Style“ ist im ACC Editions Verlag in englischer Sprache erschienen. Der Preis liegt bei ca. 50€.
Neben den erwähnten Personen finden Amanda Cazalet, Prinzessin Julia, Nick Knight, David LaChapelle, Paul Morley, Anna Piaggi. Ausgewählte Designer gehören Bodymap, Judy Blame, Dean Heller, Jasper Conran, John Galliano, Jean Paul Gaultier, Katharine Hamnett, Pam Hogg, Marc Jacobs, Stephen Jones, Calvin Klein, Andrew Logan, Issey Miyake, Franco Moschino, Vivienne Westwood und viele mehr in dem Buch Erwähnung.

Bleibt nur eine Frage offen – gibt es zur Zeit ein ähnliches Magazin?

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Weltkulturerbe -Weihnachtsoratorium

Wir Deutschen haben viele Dinge, auf die wir extrem stolz sein können: Zum Beispiel unsere Kultur. Manchmal wird einem das erst bewusst, wenn man länger im Ausland ist. So hatte ich mein Schlüsselerlebnis in Frankreich, wo der deutsche Komponist Johann Sebastian Bach (1685 -1750) über alles verehrt wird. Ich wurde nämlich gefragt, ob die Deutschen überhaupt wüssten was sie dort für ein tolles musikalisches Welterbe haben und die Unesco hat sein Werk in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Nun ist Weihnachten und die ganze Feierlichkeit und Festlichkeit drücken sich in einem der Hauptwerke dieses genialen Musikers aus: Dem Weihnachtsoratorium.
Es erzählt in vielen rezitativen Arien und fulminanten Chören die Geschichte der Geburt und der Ankunft Jesu Christi auf der Welt und die Weihnachtsgeschichte nach dem neuen Testament wird in Musik ausgedrückt.

Bach war Leiter des berühmtesten noch heute existierenden Kirchen und Knabenchores, dem Thomaner Chor der Thomas Kirche in Leipzig und sollte eine Musik für die Gottesdienste zwischen vierten Advent und Neujahr schreiben – also hat er einfach die Weihnachtsgeschichte zerlegt und über die Sonntage in Abschnitten verteilt.
Orchesterchor und diverse Solistimmen lassen die ganze Freude durchscheinen, die in der für die Christen wichtigsten Zeit um Weihnachten zum Ausdruck kommen soll. Jeder kennt den Auftakt Chor „Jauchzet Frohlockes“ die auch heute noch die Erwartungshaltung vor Weihnachten symbolisiert. Ein Klassiker nach dem Anderen erzählt von der Hoffnung, die in der Geburt des Heilands liegt und auch das uns altbekannte Lied vom ‚Himmel hoch da komm ich her‘ hat seinen Melodien-Ursprung in Bachs Meisterwerk.

Auch wenn wir im Jahr 2010 leben – die Meisten von uns wenn, dann nur Weihnachten in die Kirche gehen oder gar nicht mehr in der Kirche sind: Die Musik ist unschlagbar, gibt einem Ruhe und Kraft und symbolisiert für mich echte deutsche Kultur.
Es wird auch in den nächsten Jahrhunderten, wenn wir längst nicht mehr auf dieser Welt, sind zu Weihnachten erklingen und von der Hoffnung und dem Aufbruch künden, der im Weihnachtsfest liegt.
Es ist etwas wunderbares was Bach dort komponiert hat und ein Erbe was wir Deutschen der ganzen Welt geschenkt haben.

Fröhliche Weihnachten und viel Spaß beim Hören.