Wo wir doch neulich so nett über Punk geplaudert haben … Punk hat natürlich nicht nur die klassische Mode beeinflusst bzw. macht dieses auch noch heute, sondern auch den Streetstyle, bevor es ihn überhaupt richtig gab. Nun war es schon damals nicht unmöglich, aber ungleich schwerer, sich an anderen zu orientieren, denn es war eine Zeit, in der ein vermeintlich neuer Look nicht in ein paar Sekunden seinen digitalen Weg um die Welt gemacht hat und nicht von Millionen Teenagern kopiert werden konnte. In eben dieser Zeit trugen drei britische Magazine maßgeblich dazu bei, den Magazin-Markt in England durcheinanderzuwirbeln, den Stil der 80er aufzuzeichnen und die im Gegensatz zu den klassischen Modemagazinen auch Streetstyle zum Inhalt hatten: The Face, i-D und das Magazin, um das es heute geht: BLITZ.
Ende der 70er war der Punk im Grunde genommen tot, die neue Clubszene war vom Hedonismus geprägt und von Großbritannien ging eine neue Modewelle aus – die New Romantics. Was beim Punk der New Yorker Club CBGB war, ist für die New Romantics der Londoner BLITZ Club. Im BLITZ lief musikalisch ein Mix aus Punk, New Wave, Synth-Pop und Glam Rock und das Publikum, sorgsam von Steve Strange, der später die Band Visage gründete, an der Tür ausselektiert, war das, was man schon damals als sehr aufwendig gestylt beschreiben konnte. Um die BLITZ-Besucher bzw. deren Styling wuchs ein eigener Kult, man nannte sich selbstbewusst Blitz-Kids und die ersten ‚Blitz-Kids‘ erlangten zu einer Berühmtheit, weit über die Tür des Clubs hinaus – Leigh Bowery, Sigue Sigue Sputnik, Culture Club, Adam & The Ants (die nach der Trennung der Sex Pistols von Vivienne Westwood den Piraten-Look verpasst bekamen) und Duran Duran konnten sich allesamt in den Charts platzieren.
Aus diesem Umfeld kamen auch die beiden Studenten Carey Labovitch und Simon Tesler, die 1980 das BLITZ-Magazin gründeten um Anfangs die Szene des BLITZ Clubs zu portraitieren und sich später auf dem Modemagazin-Markt zu positionieren. Einer der Redakteure, der das Bild des BLITZ maßgeblich geprägt hat, war Iain R. Webb, der nun unter dem Titel „BLITZ – As Seen in BLITZ Fashioning ’80s Style“ auf 272 Seiten die Geschichte des Magazins portraitiert hat – was ich ganz großartig finde, da ich bisher Stunden meines Lebens auf der Blitz Kids Seite verbracht habe und mich über die Bilder der ersten Galliano Kollektion freute oder Looks des jungen Boy Georges bestaunen durfte. Die Blitz Kids haben zwar nur indirekt etwas mit dem BLITZ Magazine zu tun, allerdings ist der Spirit ähnlich – zumindest wenn man sich einige Bilder aus „BLITZ – As Seen in BLITZ Fashioning ’80s Style“ anschaut:
„BLITZ – As Seen in BLITZ Fashioning ’80s Style“ ist im ACC Editions Verlag in englischer Sprache erschienen. Der Preis liegt bei ca. 50€.
Neben den erwähnten Personen finden Amanda Cazalet, Prinzessin Julia, Nick Knight, David LaChapelle, Paul Morley, Anna Piaggi. Ausgewählte Designer gehören Bodymap, Judy Blame, Dean Heller, Jasper Conran, John Galliano, Jean Paul Gaultier, Katharine Hamnett, Pam Hogg, Marc Jacobs, Stephen Jones, Calvin Klein, Andrew Logan, Issey Miyake, Franco Moschino, Vivienne Westwood und viele mehr in dem Buch Erwähnung.
Bleibt nur eine Frage offen – gibt es zur Zeit ein ähnliches Magazin?