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Nachgefragt bei … Sabon Teil 2

Bild: Sabon

Einfach Seife? Sabon, die Geschäftsidee von Avi Piatok und Sigal Kotler-Levi hat sich in den letzten Jahren zu einem weltweiten Phänomen entwickelt und bereichert internationale Einkaufs- und Flaniermeilen. Letzte Woche habe ich Avi, dessen Geschäftspartnerin Sigal, den leitenden CEO Ronen Zohar und Ifat Pasternak, verantwortlich für die Presseabteilung des Traditionshauses, zum Gespräch gebeten und nebenbei die erste deutsche Filiale in Köln besucht.
(Teil 1 des Interviews kann hier nachgelesen werden.)

Wie würden Sie Sabon in drei Wörtern beschreiben?
Avi: Nur drei Wörter? (lacht) Auf jeden Fall spielt Freude eine sehr große Rolle.
Sigal: Stimmt, Freude. Ich finde aber auch, dass Essenz wichtig ist. Also: Freude, Essenz und…

Avi: Sinnlichkeit! Das ist definitiv Teil unserer Erfolgsgeschichte.
Sigal: Genau, Produkte von Sabon genießt man. Das sind unsere drei Worte, unser persönliches Logo sozusagen …

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Nachgefragt bei … Sabon

Bild: Sabon

Was wären wir ohne Seife? Den Geruch mag ich mir lieber nicht vorstellen, umso besser, dass wir auf eine beinahe unendliche Auswahl an wohlriechenden Produkten und Unternehmen zurückgreifen können. Einer meiner Favoriten ist Sabon, das ehemals kleine und feine Lädchen aus Tel Aviv mit Blockseifen zum Selbstportionieren. Mittlerweile hat sich die Geschäftsidee von Avi Piatok und Sigal Kotler-Levy zu einem weltweiten Phänomen entwickelt und bereichert internationale Einkaufs- und Flaniermeilen. Letzte Woche habe ich Avi, dessen Geschäftspartnerin Sigal, den leitenden CEO Ronen Zohar und Ifat Pasternak, verantwortlich für die Presseabteilung des Traditionshauses, zum Gespräch gebeten und nebenbei die erste deutsche Filiale in Köln besucht …

Was war Ihr Anreiz, im Kosmetikbereich zu arbeiten?
Avi: Ganz zu Beginn hatten wir einen Kerzenladen in Tel Aviv, der sehr gut gelaufen ist. Dann haben wir gedacht: Okay, Seifen wären prinzipiell auch eine gute Geschäftsidee. Damals gab es bei uns in Israel nur die Supermarktseifen und keine wirklich schönen Alternativen. Dann dachten wir, das wäre doch eine tolle Idee für die Straße, in der wir auch unsere Kerzen verkauft haben.

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„Ich klimper so vor mich hin“ x Herbert Grönemeyer „Dauernd Jetzt“ Albumpräsentation im Grill Royal Berlin.

Herbert Grönemeyer hat sicht- und hörbar gute Laune als er nach dem kompletten Pre-listening seines neuen Albums „Dauernd Jetzt“ das Berliner Restaurant Grill Royal betritt und sich zuerst den Fragen seines österreichischen Interviewpartners stellt. Allerlei Anekdoten hat Herr Grönemeyer hier bereit. Zum Beispiel zu seiner Tendenz Vieles bis zum Schluss zu verändern oder anzupassen. „Mein Layouter (fürs Cover) sagte mal: „Herbert kommt zu mir und sagt zum Beispiel das Album heißt April. Dann weiß ich, dass es auf jeden Fall nicht April heißen wird, aber ich dabei bin.“ Aber auch Infos über den Ablauf seines Songschreibens („ … Ich sitze vorm Klavier und klimper so vor mich hin …“) machen den Herbert a.k.a. den erfolgreichsten deutschen Musiker an diesem Abend fast zum imaginären Tischnachbarn. Außerdem plaudert er über seine vermeidliche, ihm laut eigener Aussage nicht ganz klaren, Rolle des „Frauenverstehers“ und geht im Anschluss an die allgemeine Fragerunde durch die Besucher und lässt vereinzelt Fotos mit sich machen …

Grönemeyers Auftritt entschädigt dafür, dass das Prelistening leider unter all dem geselligen Beisammensein zuvor etwas unterging. Dafür wurden aber am Ende des Abends glücklicherweise Exemplare von „Dauernd Jetzt“ herausgegeben. So hatte man die Möglichkeit sich im Anschluss noch einmal in Ruhe in das „Dauernd Jetzt“ Grönemeyers reinzuversetzen. Mit Songs wie seiner ersten Single „Morgen“ (Gitarre von Travis Sänger Fran Healy) oder auch „Fang mich an“ („… Du holst den Wind zum Trocknen rein …“) zeigt er einmal mehr seine fast kitschige aber nie lächerliche Art und Weise Liebe zu umschreiben (vielleicht doch Frauenversteher?). Themen wie Social Media, Datenspeicherung („Uniform“) oder auch Nichtstun („Wunderbare Leere“) finden sich ebenfalls auf „Dauernd Jetzt“. Zum Thema Musikstreaming hat Grönemeyer zwar keinen Song geschrieben aber auch eine eindeutige Meinung. „ … Man kann ja auch nicht einen Tisch bei einem Tischler mitnehmen und sagen: Gefällt mir, den stelle ich mir hin“. Und zum „Streit“ mit Bono zu eben diesem Thema (anlässlich des Gratisalbums „Songs of Innocence“) stellt er klar: „Ich mag Bono und wir verstehen uns gut. Trotzdem kann man in einiger Hinsicht unterschiedlicher Meinung sein.“ Und dann merkt sein österreichischer Interviewpartner noch an, dass er es hinbekommen habe einen Song über Deutschland zu schreiben, was in der heutigen Zeit ja sehr schwierig sei.

„Es ist allerhand hier zu sein so ein schönes Land, ganz allgemein. Die wahre Tücke steckt im Detail verlieren uns schnell im Einerlei. Wir sind nicht verdammt hier zu sein. Dies ist unser Land deins und meins. Es ist ein vielschichtiges Revier, wir mögen es wie andere ihrs.“

Gar nicht so schwierig oder? Achja und dann ist da noch der „HoopieShnoopie“ – Remix von „Fang mich an“ bei dem man kurz daran zweifelt Grönemeyer zu hören, während man mit dem Kaltgetränk in der Hand zum Beat wippt. Und falls ihr euch nun auch noch fragt warum er nicht beim deutschen „Band Aid“ mitmacht hat er auch darauf eine Antwort. „Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Zeit … Ich finde, man muss nicht bei allem mitmachen“. Recht so Herbert und vielen Dank!

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Nachgefragt bei … Christian von der Heide, Teil 2

Bild: Atelier Christian von der Heide

Christian von der Heide ehrt mit seinen Arbeiten die klassische Handwerkskunst und zeigt einmal mehr, dass Luxus nicht zwangsläufig mit Dekadenz und Protz einhergehen muss: Die streng limitierten „objects trouvés“-Editionen seines Markenkonzeptes chvdh gefallen mir dabei mindestens so gut, wie seine selbstgestalteten Duft-Flakons. Anbei die Fortsetzung des Gesprächs für Horstson (Teil I gibt es hier zum Nachlesen)

Welche Rolle spielt überhaupt der Flakon für einen Duft?
Ganz früher gab es überhaupt keine Flakons. „Per fumum“ heißt aus dem Lateinischen übersetzt soviel wie „durch den Rauch“, Düfte waren damals eher als Räucherwaren bekannt. Irgendwann hat man Öl und Flüssigkeiten beigemischt und so benötigte man erste Behältnisse. Diese Form der Aufbewahrung hatte aber nur den Zweck, den Inhalt von Staub und Luft zu schützen. Das ist die eine Aufgabe eines Flakons, die sich bis heute erhalten hat. Die Entwicklung des heutigen Flakons hat sich erst um 1910 weitreichend verändert: Fortan wurden Flakons gezielt für einzelne Düfte entwickelt. Zuvor erfüllten sie den Zweck eines Einrichtungsgegenstandes, es gab eine Kammschale, Etuis, Puderdose und Flakons. Natürlich gab es auch schon Reisesets, Hermès hatte ein ganz elegantes Modell aus Leder und Sterlingsilber.

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Nachgefragt bei … Christian von der Heide

Bild: Atelier Christian von der Heide

Billige Massenproduktion? Fehlanzeige! Christian von der Heide ehrt mit seinen Arbeiten die klassische Handwerkskunst und zeigt einmal mehr, dass Luxus nicht zwangsläufig mit Dekadenz und Protz einhergehen muss: Die streng limitierten „objects trouvés“-Editionen seines Markenkonzeptes chvdh gefallen mir dabei mindestens so gut, wie seine selbstgestalteten Duft-Flakons. Für Horstson habe ich den sympathischen Designer zum Gespräch gebeten und nebenbei sein Hamburger Atelier kennenlernen dürfen

Welche Rolle spielt Ästhetik für dich?
Eine unerlässliche Rolle. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich mit meinen Arbeiten immer die herkömmliche Auffassung von Ästhetik bediene. Ich mag mindestens genauso gerne Brüche. Wobei, in denen steckt ja auch wieder der Anspruch von Ästhetik. Man muss die Formen von Ästhetik erst einmal kennenlernen, um sie anschließend brechen zu können.

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Nachgefragt bei … TOMS – Teil 2

Bild:

„One for one“ – Wir haben uns auf die Suche gemacht und mit TOMS ein verantwortungsvolles Unternehmen gefunden, das mit jedem Schuhverkauf an eine bedürftige Person spendet. Sebastian Fries, gebürtiger Deutscher mit Wohnsitz in Los Angeles, gehört zu den Experten im Bereich Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell. Anbei die Fortsetzung des Gesprächs für Horstson (Teil I gibt es hier zum Nachlesen).

Wie groß ist dein Team?
Mein Team bezüglich aller „Giving“-Fragen besteht aus 25 Mitarbeitern. Insgesamt hat TOMS um die 400 Mitarbeiter weltweit, was wirklich wenig ist. Gerade in Asien, Europa und Zentraleuropa expandieren wir und finden Anklang mit unserem Geschäftsmodell.

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Nachgefragt bei … TOMS

Sebastian Fries; Bild: TOMS

Das Ungleichgewicht der Textilindustrie beschämt inzwischen nicht nur umwelt- und ethisch bewusste Verbraucher: Billigkleidung, desaströse Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne gehören oftmals zur Unternehmenskultur vieler Label und Marken. Muss das sein? Definitiv nicht! Wir haben uns auf die Suche gemacht und mit TOMS ein verantwortungsvolles Unternehmen gefunden, das lohnt, näher betrachtet zu werden. Sebastian Fries, gebürtiger Deutscher mit Wohnsitz in Los Angeles, gehört zu den Experten im Bereich Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell. Für Horstson habe ich ihn zum Gespräch gebeten …

Erzähle uns etwas über dich: Wie bist du zu deinem Job gekommen?
Ich lebe seit zwanzig Jahren in den USA, habe im Fach Internationale Beziehungen promoviert und habe vorher in Boston und New York gearbeitet. Bei TOMS bin ich seit drei Jahren und arbeite dort als Chief Giving Officer. Als mich eine Recruiting-Firma anrief und mir der Job angeboten wurde, dachte ich mir nur: „Was soll das jetzt bloß bedeuten?“ (lacht). Bei meinem vorherigen Job habe ich versucht, ein Geschäftsmodell aufzubauen, das eng mit Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen zusammenarbeitet. Damals habe ich ganz viel mit Non-Profit-Organisationen zum Thema Nahrung zusammengearbeitet und das war für TOMS wiederum interessant. Dort angekommen, beschäftigte ich mich mit folgendem Modell: Ein Kunde kauft ein Paar Schuhe und wir spenden zusätzlich ein Paar Schuhe an Bedürftige in Entwicklungsländer. Das Geschäftsmodell kam so gut an, dass der Aspekt „Giving“ irgendwann hinterherwankte. Die Verantwortlichen waren also auf der Suche nach jemanden, der so etwas schon einmal in einem größeren Rahmen gemacht hat. So kam ich zu meinem Job.

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Nachgefragt bei … Toni Garrn

Bild: Jil Sander

Wenn man in der Nähe von Hamburg seine Kindheit verbracht hat und nun seit Jahren schon in der Hansestadt lebt, fühlt man sich einigen Menschen und Labels besonders verbunden – Wolfgang Joop ist so ein Fall, nicht zu vergessen Karl Lagerfeld, der in Hamburg das Licht der Welt erblickte. Jil Sander gehört natürlich auch dazu und ganz aktuell eine der schönsten Frauen der Welt: Toni Garrn, die angeblich beim Public Viewing am Jungfernstieg entdeckt wurde, was sich im Interview als Fehlinformation herausstellte. Auch sprachen wir über den neuen Jil-Sander-Duft „SIMPLY“ und über rasierte Brüste …

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Nachgefragt bei … Rutger Hauer

Rutger Hauer fotografiert von Bryan Adams; Bild: Gaastra

Bryan Adams, Gaastra und Rutger Hauer – Zugegebenermaßen eine ungewöhnliche Kombination, kann das passen? Sicher, man muss sich nur darauf einlassen. Vor geraumer Zeit habe ich einen Kurzfilm aus dem Hause Gaastra zugeschickt bekommen, “Flying Dutchman” heißt das gute Stück und ich gebe zu, dass ich das bewegte Bildmaterial erst einmal mit Nichtachtung gestraft habe. Die Sage vom Fliegenden Holländer kennt beinahe jeder aus seiner Kindheit und auch das Thema Segeln weckt keine Glücksgefühle in mir (bei Ausflügen mit meinem passionierten Segelffreund liege ich regelmäßig bei Schwindelkeit und Sehkrankheit in der Kajüte). Erst beim Namedropping fühlte ich mich veranlasst, näher beim Film und den Kampagnenbildern hinzuschauen: Rutger Hauer, das “Blade Runner”-Original mit den stahlblauen Augen? Bryan Adams, der singende Fotograf (je nach Belieben auch umgekehrt), der mich schon in meiner frühen Jugend dazu veranlasst hat, das barbusige Stern-Fotografie-Cover von Pink zu kaufen? Genau, die beiden sind zusammen vor Los Angeles an Bord der Schooner Curlew (dank passioniertem Segelfreund weiß ich, dass es sich um ein sehr berühmtes Boot handelt) gegangen und haben die Segel gehisst. Die Aufnahmen von Bryans sind gewohnt ansehnlich und auch der Film mit Hauer als Kapitän Bernard Fokke überzeugt. Für Horstson habe ich Hollands erfolgreichsten Schauspieler zum Gespräch gebeten …

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„Ich denke wir hatten mit „Morgens immer Müde“ auch Glück.“ X Laing im Interview

Es ist zwei Jahre her, da sprachen Laing jedem von uns mit „Morgens immer Müde“ förmlich aus der Seele und auch ihr Debütalbum „Paradies Naiv“ beleuchtete so einige uns nur allzu bekannte Facetten des alltäglichen Lebens. Mit „Wechselt die Beleuchtung“ veröffentlicht das Quartett, bestehend aus Nicola Rost (Gesang), Johanna Marshall (Gesang), Neuzugang Larissa Pesch (Gesang) und Marisa Akeny (Choreographie und Tanz), nun ihr Zweitwerk. Wieder geht es um Zwischenmenschliches, was textlich witzig aber nie lächerlich dargeboten wird und stets zum Mitwippen einlädt. Jan hat die Mädels in Berlin getroffen und über Ferkel, Serienmarathons und höfliche Umgangsformen gesprochen …

Im Song „Sagen Sie Sie“ geht es ja um höfliche Umgangsformen und das ewige Duzen. Wir sehen uns ja auch das erste Mal, daher rein formal am Anfang die Frage: Du oder Sie?
Nicola (lacht): Sehr höflich, dass Sie fragen, aber wir haben ja jetzt mit Du angefangen, also können wir auch gern damit weitermachen.

Absurderweise habe ich bei allen bisher gesehenen / gehörten Interviews nie die Frage nach der Herkunft des Bandnamens wahrgenommen.
Larissa: Echt? Heute Morgen wurde sie im Radio beantwortet.

Seht ihr, ich sollte wirklich mehr Radio hören. Aber für alle Leser die nicht jeden Morgen das Radio anschalten: Was bedeutet Laing?
Nicola: Also der Name stammt von meiner Familie mütterlicherseits und entstand schon, als es die Band noch gar nicht gab und ich die ersten Songs schrieb. Ich wollte einen Namen, der möglichst wenig bedeutet und mit dem man nichts Konkretes assoziiert, wie mit den „Beach Boys“ zum Beispiel.

Wobei anglophile Menschen ja durchaus auf „Lügen“ hätten kommen können.
Nicola: Ja oder liegen! Das haben wir auch schon oft gehört.

Ihr arbeitet von Anfang an bei eurem Bühnenkonzept mit Schreibtischlampen über euren Köpfen und euer neues Album heißt nun „Wechselt die Beleuchtung“. Woher die Faszination für Leuchtmittel?
Nicola (lacht): Tatsächlich haben wir früher gerade in Berlin oft auf Bühnen gespielt, die gar keine waren. Wir standen also zum Beispiel in Kellern von Freunden, die Partys veranstaltet haben und wir taten gut daran, uns unsere eigene Beleuchtung mitzubringen. Damit lag der Gedanke nahe, sich solche Schreibtischlampen an Mikrofonstangen zu montieren, damit man uns überhaupt sehen konnte. Das hat sich dann irgendwann durchgesetzt und es passt einfach super, da der Fokus auf unseren Gesichtern liegt und unsere Körper nur teilweise beleuchtet sind.

Und wenn ihr die Beleuchtung jetzt wechselt, was erwartet uns bei der Bühnenshow?
Alle (singen): „Lass dich überraschen“.

Nicola: Der Beleuchtungswechsel ist natürlich eher als Metapher gemeint aber natürlich auch im direkten Sinn. Insofern darf man auf jeden Fall gespannt sein, denn wir werden auch mit Licht experimentieren.

Das neue Album-Artwork wirkt im Vergleich zum Vorgänger „Paradies Naiv“ härter, weniger clownesk und es zeigt dein (Nicola) Gesicht überbelichtet in schwarz/weiß. Eine Message im Sinne von: Laing wird erwachsener und/oder ernster?
Tatsächlich war der Grundgedanke etwas Neues zu machen aber dennoch fortzuführen was wir damals begonnen haben. Ich sehe das eher wie einen großen Prozess. „Paradies Naiv“ hat ja den Prozess des Erwachsenwerdens beschrieben, das heißt in die Welt hinausgehen, Erfahrungen machen, immer mehr verstehen aber auch Sachen erfahren, die man gar nicht wissen wollte. Jetzt ist ein Jahr vergangen und es sind definitiv neue Facetten hinzugekommen, insofern freut es mich, dass dir das aufgefallen ist. Ich würde aber nicht sagen dass es jetzt zwangsläufig härter, weicher, fröhlicher, trauriger oder sonst wie anders wirken soll…

Apropos neu. Ihr habt ja auch einen Neuzugang, nämlich Larissa. Wie kam es dazu? Kanntet ihr euch schon?
Larissa: Ja wir kannten uns schon. Wir haben gemeinsame Bekannte und ich habe in einer Show gesungen. Nicola und Marisa waren zufälligerweise da…

Marisa: … Und waren sehr begeistert.

Larissa: Ja und als dann die Frage einer Nachfolgerin aufkam, fiel mein Name. Ich weiß noch, ich saß im Bett, verschlafen, am Serien Schauen – was man sonntags eben so macht und dann klingelte mein Handy und mir wurde gesagt: Hey, die Nicola von Laing wollte deine Nummer, ich habe sie mal weitergegeben und sie ruft dich gleich an.

Nicola: So nach dem Motto: Wollen wir uns mal treffen? Was machst du morgen? (alle lachen)

War es denn eine Serie, die man mit einer schönen Schicksalsanekdote mit dem Anruf verknüpfen könnte?
Larissa: Es war Breaking Bad …

Gut, das eignet sich nicht wirklich. Was würde denn zu der Findungsgeschichte passen?
Nicola (lacht): Tom und Jerry.

Ihr hattet mit „Morgens immer müde“ einen riesigen kommerziellen Charterfolg, an den die folgenden Singles aus dem letzten Album alle nicht herankamen. Das ist schade, da ihr mit eurer Art von Musik eine Nische gefunden habt, die so keiner ausfüllt. Glaubt ihr es ist immer noch schwer als deutsche Nischenband kommerziell erfolgreich zu sein? Oder ist euch das zum Beispiel gar nicht so wichtig?
Nicola: Ich glaube es war schon immer schwierig kommerziell als Musiker erfolgreich zu sein. Dieser Wunsch „Ich will im Rampenlicht und auf der Bühne stehen“ ist ja auch ein Kindertraum. Was wir uns wünschen, ist das weitermachen zu können was wir tun. Dazu braucht man natürlich einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg, da man sich sonst die ganze Arbeit nicht leisten kann weil man schauen muss wo man finanziell bleibt. Ich bin auch gar nicht sicher ob man dieses Niveau bzw. den Erfolg von „Morgens immer müde“ dauerhaft halten kann. Letztendlich sind Künstleraufmerksamkeitskurven ja immer ein Auf und Ab. Wenn du ein Album veröffentlichst, bist du überall und wenn du dann etwas Neues machst, bist du logischerweise weniger präsent.

Oder man zieht sich konstant so absurd an, dass man dadurch im Gespräch bleibt.
Larissa: Ja, wir hatten über Fleischkleider nachgedacht.

Aber hat das nun auch etwas mit Deutschland zu tun?
Nicola: Weiß ich gar nicht. Ich glaube es liegt aber auf jeden Fall nicht an der Musik. Wir merken ja, dass sich viele Menschen mit dem was wir tun identifizieren können. Ich glaube die Rangelei um Aufmerksamkeit ist so krass, dass falls du nicht so etwas wie Werbespots oder wie bei uns den Bundesvision Songcontest machst, dein Produkt bzw. die Songs gar nicht so massiv bei den Leuten ankommen. Wir nehmen es auf jeden Fall nicht als Kritik, dass die anderen Songs von „Paradies Naiv“ nicht so eingeschlagen sind. Einige Songs schafften es durch dieses Gewirr an Informationen und Input und andere eben nicht. Und letztendlich hat es auch immer etwas mit einer Prise Glück zu tun. Ich denke wir hatten mit „Morgens immer Müde“ auch Glück.

Eure neue Single heißt „Safari“. Darin geht es um das Daten im Großstadtdschungel und den verschiedenen Typen, die auf einen warten. Jetzt mal die Frage an euch. Welches Tier von denen, die ihr beschreibt, zieht ihr meistens an?
Johanna: F-F-F-Ferkel (lacht) (Auszug aus dem Song – Anm. der Redaktion)

Larissa: Oh ich glaube bei mir ist das ein Mix aus ganz verschiedenen Arten. Ich stelle mir gerade so etwas wie ein Minotaurus mit Pferdekörper … ne das klingt komisch … also jedenfalls bunt gemischt.

Nicola: Bunte Hunde

Und wenn ihr dem Typen dann begegnet, was ist dann in textiler Hinsicht ein absolutes No Go?
Nicola: Ich bin kein Fan von Perlmuttknöpfen. Keine Ahnung woher das kommt aber Perlmuttdruckknöpfe mag ich an Männern gar nicht. Es gibt so Details da denkt man einfach: Ne. Also selbstbewusste Männer mag ich. Aber Perlmuttknöpfe machen das kaputt.

Marisa: Ich mag keine Sprüche T-Shirts. Wo so blöde Statements draufstehen.

Und du Johanna?
Johanna: Verdammt mir fällt nichts ein. Doch, Strings.

Oh Gott ja – aber das sieht man ja hoffentlich nicht gleich …
Stimmt. Ich würde sagen ich bin auch schuhfixiert. Jesuslatschen in denen knochige, haarige Füße stecken, finde ich schlimm. Und ja auch Perlmuttknöpfe.

Also Birkenstocks mit Perlmuttknöpfen wären das Allerschlimmste.
(lacht) Ne wahrscheinlich ist das dann so ein Minus mal Minus macht Plus Effekt.

Na dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg bei der Jagd und vielen Dank!

Laing auf Tour (Dringend zu empfehlen!)

17.10.14 – Düsseldorf, Savoy Theater
18.10.14 – Frankfurt/M, Brotfabrik
19.10.14 – Hamburg, Imperial Theater
21.10.14 – Dresden, Filmtheater Schauburg
22.10.14 – München, Theaterraum Freiheit