Wie bereits letzte Woche berichtet, habe ich mich auf neues Terrain begeben und erstmals im Beauty- und Haarbereich reingeschnuppert: „Wheadon – Wohlfühlen ist Hautsache“ und Hendrick`s Gin haben zum „Salon of Curiosities“ nach Berlin geladen und neben jeder Menge leckerer Drinks auch Grooming- und Beauty-Services angeboten. Aufgrund meines geringen Bartwuchses oder vielmehr Nicht-Wuchses kam ein Grooming eher nicht infrage, eine Gesichtsbehandlung dafür umso mehr. Selten hat sich meine jugendtraumatisierte Haut so ebenmäßig angefühlt, unbedingt empfehlenswert! Nichtsdestotrotz habe ich für alle Barträger unter uns ein paar Impressionen eingeholt und dafür Miguel Gutierrez, internationaler Barber und besser bekannt als Online-Phänomen „The Nomad Barber“, zum Gespräch gebeten …
Los geht’s, erzähle mir etwas über dich!
Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich nicht studieren möchte und habe mit Sechzehn die Schule beendet. Ein Bekannter war damals ziemlich erfolgreich als Barber: Vier Salons, teure Autos und ein eigenes Haus. „Das will ich auch“, dachte ich mir und habe meinen Weg ebenfalls als Barbier eingeschlagen. Vor zwei Jahren bin ich einen Schritt weitergegangen und habe die berufliche Passion mit meinem Faible fürs Filmen und Reisen verbunden: „The Nomad Barber“ ist ein Reisetagebuch der etwas anderen Art, bei dem ich Barber und Grooming-Profis aus aller Welt treffe. Innerhalb der letzten zehn Monate war ich in zwanzig Ländern unterwegs und halte alle Begegnungen auf verschiedenen Social-Network-Kanälen fest.
Facebook, Instagram & YT?
Überall! Die Resonanz ist auf allen Kanälen riesig, innerhalb kürzester Zeit hatte ich um die fünf Millionen Klicks auf YT. Die „Gefällt mir“-Zahlen auf Facebook sind enorm gestiegen und auf Instagram folgen mir über 70.000 Menschen.
„Chapeau, Hut ab!“ – Was sind die stärksten Erinnerungen der letzten Monate?
Es war und ist unglaublich (lacht). Die Hälfte meiner Erfahrungen habe ich schon wieder vergessen, glücklicherweise habe ich alles auf Video. Manchmal nutze ich die wenige, freie Zeit und schaue mir vergangene Aufnahmen an.
Gemeinsam mit Tausenden von täglichen Followern…
Das ist gerade das Schöne an der gegenwärtigen Situation: Ich hatte die Aufnahmen vorrangig für mich persönlich gemacht und mittlerweile bekomme ich tägliches Feedback von Menschen aus der ganzen Welt. Das Projekt „The Normad Barber“ hat sich zu einer echten Geschäftsidee entwickelt.
Hört sich nach einem arbeitsintensiven und aufregenden Projekt an. Wie bleibst du fit?
Das Reisen hält mich ziemlich auf Trab, zuhause gehe ich jedoch zum Boxtraining. Natürlich habe ich ein bis zwei Übungen für unterwegs, jedoch ist das Gepäck-Schleppen mit am Besten in den Alltag integrierbar. Das hält dich fit und glaub mir: Die Arbeitsausrüstung für einen Barber ist nicht leicht. Gerade wenn man abwechselnd mit dem Flugzeug, Nachtbus oder Zug unterwegs ist, spürt man jedes Gramm zu viel auf dem Rücken.
Wie kommst du auf deine Beiträge/Ideen?
In meiner Branche bietet es sich auf jeden Fall an, kreativ zu sein. Gerade wenn es zu Kooperationen oder einer Zusammenarbeit kommt, sollte man gut im „Out of the Box“-Denken sein: Viele Menschen haben Angst vor Risiken, die musst du jedoch bewältigen um wirklich erfolgreich sein zu können.
Momentan unterhalten wir uns bei „Wheadon“, einem Beauty Concept Store in Berlin und schlürfen Drinks von Hendrick`s Gin. Ist das nicht irre?! Solche Kooperationen fallen nicht einfach vom Himmel, hier haben kreative Köpfe an der richtigen Stelle zueinander gefunden.
Trendthema Bart: Was sollten potentielle Neuträger beachten?
Immer ein Referenzfoto bei sich tragen und auf den richtigen Barber setzen (lacht). Ganz wichtig dabei: Realistisch bleiben! Ich schmunzele immer wieder über Kunden, die dünnes, helles Haar haben und schwarze Rauschebärte bevorzugen. Das ist natürlich für alle Beteiligten sehr, sehr schwer zu realisieren.
Wie motivierst du dich in solchen Situationen?
Denke einfach daran, was dein „großes“ Ziel ist, worauf willst du hinaus? Wofür arbeitest und reist du um die Welt? Sei motiviert, gebe niemals auf! Ich persönlich möchte Erfolg haben, unabhängig bleiben und eines Tages auf der ganzen Welt mit Salons vertreten sein.
Auf eine vielversprechende Zukunft, endlich mal ein Prost zum Drink! Dein (aktuell) größter Luxus?
Luxus? Im Nachtbus? Beim Schleppen vom Equipment (lacht)? Nein, Quatsch. Spaß beiseite! Ich habe eine Sammelleidenschaft für Parfüms entwickelt.
Ahh, wie findest du die Montale-Düfte?
Witziger Zufall, ich habe mir gerade hier einen Montaleduft gekauft, riecht sogar ein bisschen nach Hendrick`s. Zurück zum Luxus: Duft und Schuhe sind meiner Meinung nach immens wichtig für den Mann.
Keine schlechte Adresse zum Arbeiten, irgendwelche Styling-Tipps?
Manchmal reicht eine Jeans mit den passenden Boots. Ich finde Looks sollten niemals zu laut sein, All-Over-Looks in teurer Klamotte vermeide ich.
Wie sieht 2014 der perfekte Bart aus?
Definitiv gepflegt. Nicht zu lang und passend zum Haarschnitt gestutzt.
Irgendwelche Tipps für die Haare?
Rock´n`Roll und 50er Jahre-Einfluss: Die Haare nach hinten stylen um das Gesicht zu betonen.
Ich fühle mich ertappt: Tagtäglich versuche ich die Haare nach vorne zu stylen um Geheimratsecken zu kaschieren…
Mit dem Problem bist du nicht alleine auf der Welt! Es kommt immer darauf an, wie selbstbewusst du mit Geheimratsecken umgehst. Waren wir nicht gerade beim Thema Rock`n`Roll!? Passt auch hier ziemlich gut: „Rock it!“. Es gibt genügend Männer, die selbst mit Geheimratsecken klasse aussehen.
Jude Law!
Na also. Zum Beispiel Jude Law (lacht). Das muss ja nicht bedeuten, dass du deine Haare abrasieren musst. Ein kleiner Trick: Achte beim nächsten Friseurbesuch darauf, dass sie dir vorne, am Pony, die Haare etwas kürzer schneiden als an den Seiten. So kannst du mithilfe einzelner Strähnen Geheimratsecken bedecken.
Notiert – Vielen, vielen Dank für das Gespräch und die tollen Tipps!