(Bild: Carolina Herrera)
Ende der 1970er-Jahre erreichte das Discofieber seinen Höhepunkt und der Ort, von dem alle sprachen, aber nicht jeder reinkam, war das von Steve Rubell und Ian Schrager geführte „Studio 54“ in New York. Die Prominenz stand Abend für Abend Schlange vor der berühmten Kordel und auf der Empore waren neben Halston, Andy Warhol, Capote und Liza Minelli der gesamte Jet Set dieser Zeit.
Es war der Ort aller Sehnsüchte von Tausenden von Menschen und glaubt man der Legende, wollte jeder dort hin. Wirklich jeder? Nein, aber die allabendliche Gästeliste des „Studio 54“ war in etwa so hochkarätig wie die Teilnehmer einer Krönungszeremonie, nur eben für die Königinnen und Könige der Nacht. Mitten drin war auch Carolina Herrera, zu deren Bekannten Andy Warhol zählte. Der Künstler porträtierte die aufstrebende Designerin 1978, Herrera zahlte mit einer juwelenbesetzten Clutch, die Warhol auf einer New Yorker Party bewundert hatte. Bei der Einführung ihres Labels im Jahr 1981 war es dann auch Warhols „Interview Magazine“, dem sie ihr allererstes Interview gab – geschrieben vom kürzlich verstorbenen André Leon Talley.
Das Label von Carolina Herrera gilt heute als New Yorker Marke schlechthin. Das Unternehmen ist nach und nach gewachsen und umfasst mittlerweile neben der Prêt-à-porter-Kleidung (verantwortet von Kreativdirektor Wes Gordon) und Brautmode natürlich Düfte, die die meisten unter uns kennen dürften. 1988 wurde der erste Duft lanciert, 1996 trat die Tochter Carolina A. Herrera für die Einführung des Eau de Toilets „212“ dem Unternehmen bei und übernahm die kreative Leitung des Beautybereichs. Heute führt das Label über 20 Düfte – darunter die Herrera Confidential-Kollektion, „CH“ und die äußerst erfolgreichen Kreationen „Good Girl“ und „212“. Im Jahr 2019 wurde dann das Eau de Toilette „Bad Boy“ lanciert, jetzt folgt „Bad Boy Le Parfum“.
Die Parfümeure von Carolina Herreras „Bad Boy Le Parfum“
Verantwortlich für den Duft „Bad Boy Le Parfum“ ist Carolina A. Herrera, die gemeinsam mit den Parfümeuren Fanny Bal, Nicolas Beaulieu und der legendären Nase Bruno Jovanovic (Jovanovic war übrigens auch die Nase hinter „Monsieur“ von Frédéric Malle) das technisch raffinierte Parfum entworfen hat. Sie kreierten eine Kopfnote, die auf einem Hanfakkord aufbaut, was eine Premiere in der Duftbranche ist. Die Basisnoten von Leder und Vetiver verweilen auf der Haut, schließlich handelt es sich hier – wie der Name schon sagt – um ein Parfum. Es gibt übrigens keine Möglichkeit, das natürliche Aroma von Rohleder zu destillieren oder zu extrahieren. Eine Neuinterpretation ist also immer eine olfaktorische Illusion, keine zwei Lederakkorde gleichen einander. Dank der Parfümeure Bruno Jovanovic, Fanny Bal und Nicolas Beaulieu entstand ein Lederakkord, der sich mit Vetiver vereint, der typischen, aber unberechenbaren Holznote klassischer Herrenparfums. Die Herznote wird dann durch Schwarzen Pfeffer und Geranium bestimmt.
Testimonial für den Duft „Bad Boy Le Parfum“ ist wieder der Schauspieler Ed Skrein. Ob der Duft genauso einschlägt, wie der matte Blitzflakon verspricht, bleibt natürlich abzuwarten, aber das Potenzial hat er auf jeden Fall …
Wer den Duft testen möchte: „Bad Boy Le Parfum“ von Carolina Herrera ist ab sofort bei Douglas erhältlich.
paule
26. Januar 2022 at 15:41Der Flakon ist leider extrem blöd. Wer hat ihn entworfen? Das würde ich schon gerne bei Good Girl wissen.
Horst
26. Januar 2022 at 23:01@paule der Flakon wurde von Luigi Bormioli entworfen. Auch für den Flakon von Good Girl ist er verantwortlich.
Interessantes Portfolio übrigens mit vielen großen Namen: https://www.bormioliluigi.com/perfumes/mobile/en/custom.html
Eva Parke
27. Januar 2022 at 14:12@PAULE @HORST
Ich wollte da nicht schon wieder vorpreschen, habe mich daher erst mal zurückgehalten. Der liegt ja nicht so gut in der Hand, aber was bedeutet das schon, wenn man was originelles will …
Bei Good Girl dachte ich auch, dass der Flacon nicht hochwertig wirkt, aber Carolina Herrera ist ja keine Tranditions-Parfummarke und Karlie Kloss hat es dann im Spot irgendwie herausgerissen.
Ich vermute, die KundInnen, die diese Parfums kaufen, könnte man mit Flacons à la Guerlain und Dior nicht vor dem Ofen hervorlocken.
Horst
27. Januar 2022 at 17:42@Eva Ja, der Flakon ist natürlich kein Handschmeichler wie Comme des Garçons, wobei ich die unterschiedlichen Ideen des Designs spannend finde.
Paule
27. Januar 2022 at 19:33@ HORST
Danke. merkwürdig, Good Girl hatte ich immer bei Allen jones verortet, der ähnliche Skulpturen gemacht hat. Das Portfolio gefällt mir gut. Ich mag die Armani-Flakons bei denen der Verschluss wie ein Stein aussieht. Aber es gibt ein starkes Gefälle zwischen sehr gut und sehr mies. Eva hat vollkommen recht. Es sieht nicht hochwertig aus. Es wirkt billig. Es sind eher 80er Jahre Flakons: DA fand man sowas toll. Wir erinnern uns an den Dali-Duft oder an den MCM-Obelisken. Das geht hier alles stark in diese Richtung.
Eva Parke
28. Januar 2022 at 16:45@HORST @PAULE
An Deinem Beispiel Comme des Garcons kann man ja festmachen, dass es solche und solche Parfums gibt. Ich glaube, das sind schon vier oder fünf Segmente. Düfte wie die von Herrera sind irgendwo im mittleren Bereich zu verorten. Das ist nicht typisch Drogeriemarkt, wie diese Düfte à la Christina Aguilera, aber eben auch für ein Publikum, das wenig Ahnung von Parfums hat. Würde man diesen Kunden den Duft Shalimar (ein Beispiel unter zig Möglichkeiten) und den alten Flacon vorführen, könnte man den Geschmack damit vermutlich nicht treffen.
Kurz: Es ist sehr aus der Mode gekommen, einen oder wenige wertige Düfte zu haben, die man jahrelang oder jahrzehntelang trägt. Das ist sicher auch gut fürs Geschäft.
Das Marketing der Kosmetik- und Parfumbranche ist ja unschlagbar. Die lotsen auch Duftdinosaurier wie mich ab und an zu neuen Düften, die dann aber auch eher von Tom Ford, CdG oder Issey Miyake sind, anstelle oder zusätzlich zu meinen Alltime-Favoriten Empreinte, so einigen Düften von Guerlain und natürlich auch welchen von Chanel (jetzt hätte ich doch fast Hermes Garten am Nil vergessen 🙂
Die Armani Flacons finde ich auch gut.
paule
29. Januar 2022 at 01:20@ EVA
Oh, ja, jahrzehntelang. Das kenne ich. Manche habe ich seit mehr als 30 Jahren. Neulich ist mir was passiert. Früher gab es „Cool Water“. Das war für mich der Duft für die etwas „wilderen“ Jungs. Die, die rotzig waren. Die haben das bei uns getragen. Es roch frisch und damals nach Abenteuer (für mich jedenfalls) Die wilden Jungs waren Abenteurer und ich war eine Pfeife und lag rim und hab gelesen. Also, was ist mir passiert. Ich war mit dem Prakti in der Parfümerie und wir bekommen eine Probe „Cool Water“. Ich riech dran und habe die End 80er-Vibes der wilden Jungs. Und er sagt: „Das riecht nach geduschtem alten Mann“. Das war ein Schlag ins Gesicht. Ich weiss, es lieben alle No 5. Aber das ist für mich alt. Es riecht für mich nach alter Lehrerin und nach den dunklen Zimmern, in die man in den späten 70ern als Kind musste, um Tanten zu besuchen. Späte 70er, wie das klingt. 70er, das kann sich heute keiner mehr vorstellen. Genau so gut könnte ich 1830 sagen.
paule
29. Januar 2022 at 01:22Weil ich gerade 1830 sage. Hat jemand den Western auf Netflix gesehen mit Kirsten Dunst?
Eva Parke
29. Januar 2022 at 11:07@PAULE
Wieder mal sehr erhellend und unterhaltsam, was Du da beschreibst. Bei mir ist das mit den Parfums so eine Art Nebenberufskrankheit, da ich während des Studiums in der besten Parfumerie in Wien gejobbt habe. Und während meiner Schuljahre liefen ebendort im Schaufenster noch die Parfumfilme, die es zu jedem Duft von Guerlain gab.
Cool Water kam dann auch irgendwann, aber später. Kuros von YSL war damals der Renner für Männer, die etwas modernes wollten. An Aramis von Estee Lauder kamen aber wenige vorbei (da gab es noch ziemlich viele Marlboro Männer, glaube ich).
Über Deine Bemerkung zu Chanel No.5 musste ich in mich hinein schmunzeln … ich liebe das unter anderen Düften sehr, aber nur als Parfum. Das mit 1830 kommt aber nicht hin. Chanel No.5 ist erst jugendliche 100 Jahre alt …
Den Western mit Kirsten Dunst habe ich nicht gesehen, ist der gut? Ich empfehle aus dem Genre „The Sisters Brothers“ mit John C. Reilly und Joacquin Phoenix.
Diptyque gibt der Rose ein Update | Horstson
1. Februar 2022 at 04:12[…] Fabrice Pellegrin ist für Diptyque-Liebhaber ein alter Bekannter: Wenn ich richtig gezählt habe, hat der Franzose mittlerweile 20 Düfte für das Parfümhaus kreiert, darunter Klassiker wie Do Son aus dem Jahr 2005 und Eau de Lierre aus dem Jahr 2007. Schaut man über den Tellerrand von Diptyque zu den Düften, die Pellegrin insgesamt entworfen hat, finden sich dann sogar welche, die auf den Rosenduft aufbauen: So zum Beispiel das Parfüm Rose Cruise von Carolina Herrera. […]
Versace, Jean Paul Gaultier, Eight & Bob und Paco Rabanne: Duft-Ideen zum Valentinstag | Horstson
6. Februar 2022 at 23:42[…] schwarzen Vanilleschoten. Doch denkt man an 1 Million kommt einem – ähnlich wie bei einigen Düften von Carolina Herrera – der Flakon vielleicht als Erstes in den Sinn. Entworfen wurde der legendäre Goldbarren […]