Teile der Prêt à Porter werden immer couturesker!
Das trifft auf einen unserer Lieblings-Kreateure, Alber Elbaz, aber auch auf den deutschen Mode-Pragmatiker, Thomas Maier, zu. Unbeirrt vom großen Trend sehr weiter Silhouetten und verschobener Proportionen konnte man sich eine Schau lang von den klaren Vorteilen dessen überzeugen, dass eine Linienführung nach den Körperformen und perfekte Schnitte, ähnlich akribisch konstruiert, wie in der Couture, am Ende zu wunderbaren Outfits und einem sehr guten Look entwickelt werden können, der nicht weniger neu ist, als die Arbeit frenetisch bejubelter Kollegen.
Es ging los mit einem schlichten Schwarzen Mantelkleid und endete mit einer Schwarzen Robe, mit Samtbustier, das mit einem im Stil der Art Nouveau gefertigten Korsett überzeugte. Man hätte diesem Kleid die paar Tage übrige Zeit gegönnt, um noch zu den Academy Awards getragen werden zu können. Aber man muss sich weder um die Abendgarderobe noch um die Tageslooks aus Maiers Kollektion sorgen machen.
Irgendwann, nach dem X-ten Outfit in Schwarz oder Mitternachtsdunkelblau habe ich aufgehört zu zählen …. wie viele davon ich selbst gerne tragen und unbedingt kaufen möchte. Da gibt es fabelhafte Tailleurs in Schwarz und dem schon erwähnten Blau. Maier setzt zwar auf Doppelreihigkeit, weiß die Strenge der Jacketts beziehungsweise Jäckchen aber dadurch zu brechen, dass die Knopfreihe bei einem Bouclé-Tailleur diagonal verläuft, die Knöpfe nach unten hin näher beisammen sitzen und am Ende ist es dann nur noch ein Knopf. Schlicht, aber elegant und wunderschön. So wie die Schwarzen PVC-Lackmalereien, mit denen Kleider, Kostümjacken und eine ganz sensationelle Bluse, einzigartig veredelt wurden. Man muss nicht unbedingt übergroße Plexi-Bomber auf Klamotten aufnähen, um ein unverwechselbares Ergebnis zu erzielen. Da bin ich näher bei Thomas Maier, als bei Miucca Prada mit all ihren Trafalgars und laut um Aufmerksamkeit schreienden Ideen … Aber das ist ein Thema für einen eigenen Bericht.
Maiers Winter dürfte die junge oder auch nicht mehr ganz so junge, aber auf jeden Fall an exklusiver Mode mit einem Twist Modernität besonders interessierte Kundin begeistern. Zuerst ist da viel Schwarzes. Die Röcke sind entweder etwas weiter geschnittene Shiftröcke in Überknielänge, auch vorne geknöpfte Modelle sind darunter. Dazu werden dann entweder taillierte Kostümjacken oder Strickteile getragen, die man so schön bisher in keiner anderen Kollektion geboten bekam. Am besten gelungen scheinen mir zwei Outfits, bei denen über einer Schwarzen Peplum-Bluse mit den schon beschriebenen PVC-Lackmalereien, Schwarz-in-Schwarz, ein Schwarzer Waffle-Knit-Pulli oder ein Cardigan mit dem selben Wabenmuster und ein schmaler Schwarzer Shiftrock getragen wird. Das Outfit entspricht perfekt einer sehr modernen Auffassung von Mode. Nur einmal wird an Stelle des Rockes eine über das Knie reichende schmale Hose zu einem Pulli getragen.
Ansonsten schwelgen wir im kommenden Winter bei Bottega Veneta in Kleidern. Schwarze Shiftkleider, die mit couturesk fransig geschnittenen Voiles zu raffinierten Cocktail-Modellen veredelt wurden. Mal mit Volant-Applikationen oder auch mit einem Bolero aus fedrig geschnittenen Voilestreifen, die zu dicht an dicht gereihten Volants gruppiert wurden … Oder auch als farbige oder in zurückhaltenden Tönen wie Ecru geschneiderte Shiftkleider mit Cut-Out-Rückendekolletés und mit bunten Steinen bestickt. Alles sehr feminin, aber auf moderne Art, ohne süßliche Stilnote.
Man könnte noch seitenweise drüber schreiben, da sind sehr viele Ideen und Details, die es lohnen werden, die Kollektion zu sichten und an zu probieren, wenn sie in den Läden hängt …. aber ich denke, die Bilder der ausgewählten Outfits sprechen für sich und das Talent des Thomas Maier, bei dem wenig Gedöns aber viel gute Arbeit und sein feines Gespür für den modischen Zeitgeist der modernen Frau, immer wieder für eine Kollektions-Punktlandung garantieren. Am Ende werden die größten Kuchenstücke des Marktes für Luxuslabels unter den wenigen Kreateuren aufgeteilt, die ihre Kreativität auch mitten ins Zentrum der Wünsche und Erwartungen der Kundin, die deren Mode jenseits der zweitausend Euro kaufen soll, zu lenken verstehen. Auch darin liegt die Kunst einer guten Kollektion. Sehr gut gemacht, Herr Maier!
Bilder style.com
siegmarberlin
28. Februar 2012 at 11:54das sich keione Frau hier äussert, sage ich “ traumhaft“ schöner geht es kaum noch.:-)
Daisydora
28. Februar 2012 at 15:29Vielen Dank siegmarberlin …. ich mag die Kollektion auch …