Music

Björk x „Utopia“

(Björk x „Utopia“; Cover Artwork; Bild: PR)

Was haben venezolanische Vögel, Nina Bonina Brown und Tinder gemeinsam? Richtig, alles kommt auf Björks neuem Album „Utopia“ zusammen. Aber eins nach dem anderen. Nachdem unser liebster isländische Weirdo mit „The Gate“ und „Blissing Me“ bereits zwei Singles des neuen Albums im Voraus veröffentlichte war klar: Es erwartet uns etwas Großes. Nachdem Björk auf „Vulnicura“ ihre Trennung vom Künstler und Vater ihrer Tochter Matthew Barney thematisierte, bezeichnet sie „Utopia“ nun als ihr „Tinder-Album“. Im Gegensatz zur allseits beliebten Bumsplattform allerdings, ist der Zustand des Verliebtseins bei Björk natürlich nicht rein körperlich. Vielmehr findet es auf einer mehr oder weniger subtilen Ebene statt. So geht es in „Blissing Me“ unter anderem um die Anfänge, in denen man Gemeinsamkeiten wie den gleichen Musikgeschmack entdeckt:

„… Sending each other MP3s Falling in love to a song…“.

In der ersten Singleauskopplung „The Gate“ greift Björk zudem die Wunde auf, die auf ihrem letzten Albumcover noch offen und verletzlich klaffte. Diese hat sich nun in ein Tor („Gate“) verwandelt, aus dem Sie wieder Liebe geben und empfangen kann. Ja, das klingt fast übermäßig kitschig und dennoch ist es eben auf Björks Art und Weise wunderschön. Natürlich gehört auch der aufregende Sex zum anfänglichen Verliebtsein. Und so beschert sie uns mit „Body Memory“ tatsächlich einen „Explicit“ Song.

„Then my body memory kicks in. It simply takes over. Beastiality, I redeem my body…“.

Animalische Lust bzw. Hingabe und Björk. Das hätte man trotz vulvaartigen Kopfschmucks
auf dem Cover wohl eher weniger vermutet. Aber auch sie ist eben auch nur ein Mensch.

Kommen wir zu den Vögeln, von denen es (neben zahlreichen Flöten) sehr viel auf diesem Album zu hören gibt. Die Vögel allerdings lassen sich oftmals erst nach mehrmaligem Hören erkennen und sind selbstverständlich nicht irgendwelche Amseln oder Spatzen. Es handelt sich um venezolanische Vogelstimmen, die Björk auf einer aus den 70er Jahren stammenden Vinyl entdeckte. Da passt es doch wie angegossen, dass ihr erneuter Mitproduzent Arca ebenfalls aus Venezuela stammt. Und so flötet und zwitschert sich die Isländerin auf „Utopia“ durch dieses anfängliche Gefühlschaos, an das man sich gern noch zurückerinnert.
Und dennoch gibt es natürlich auch kritische Töne und Rückblicke auf ihre Beziehung. Und wer sich schon mal gefragt hat, wie man die vermeidlichen „Fuck Ups“ in der Erziehung seiner Kinder durch den Ex Mann und das Thema Feminismus in einen Song packt, bittesehr:

“(…)Clean plate: Tabula rasa for my children. Let’s clean up: Break the chain of the fuckups of the fathers. It is time: For us women to rise and not just take it lying down. It is time: The world is listening. (…)”

Und dann, wenn man denkt wie politisch, tiefgründig und doppeldeutig alles ist kommt raus, dass Björk sich für „Sue Me“ von niemand geringerem als Drag Queen Nina Bonina Brown hat inspirieren lassen. Diese sagte eben genau das, als sie in der neunten Staffel von Ru Paul’s Drag Race ausschied. „Vermutlich ist Humor generell unterbewertet in meinem Werk.“, sagte sie zudem erst jüngst in einem Interview.
Vermutlich ja. Aber wir alle wissen, dass es sehr wenig gute Witze gibt. Und wenn „Utopia“ einer davon ist, lachen wir gern darüber.

  • fred
    3. Dezember 2017 at 18:18

    Björk find ich super. Ich frage mich immer, wer mehr irre ist. Björk oder Kate Bush. Die beiden sollten mal ein Album zusammen machen. Beide haben auch die selbe Vorstellung von Wald- und Spacevideos. Björk und Kate Bush, das wäre mein Traum. Bedtime-Stories von Madonna ist ja auch von Björk. Ein wahnsinns Lied. Winter ist immer Björk-Zeit bei mir.