(Bild: PR)
Da ich nur beim Lesen und während der Arbeit vor dem Computerbildschirm ein Korrektionsmodell tragen muss, darf dieses gerne etwas extremer ausfallen. Als mir kürzlich, auf der Suche nach einem neuen Gestell – schließlich will man ja auch mal wechseln – diese Brille aus Holz ins Auge fiel, war es um mich geschehen.
Aber sollte ich wirklich als maskuline Iris Apfel meine Kollegen überraschen? Der Optiker war sich ganz sicher: ich sollte! Entworfen hat mein Objekt der Begierde das Nachhaltigkeitslabel Kerbholz, das mit jedem verkauften Produkt einen kleinen Betrag für Aufforstungsprojekte spendet.
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Gute Idee, dazu noch mit tollem Design, was mich auf eine angenehme Weise überrascht. Denn sind wir mal ehrlich – viele Stücke mit Nachhaltigkeits-Charakter haben den Charme einer alten Mülltüte. Verbessert mich gerne, aber ich stolpere in Hamburg, besonders beim Bummel durch Altona oder die Markstraße, immer wieder über Baumwollschuhe mit Sohlen aus alten Autoreifen, Hemden, Jacken und Hosen aus 100 % biologisch angebautem Leinen, gepflückt und verarbeitet unter streng menschenwürdigen Bedingungen, aber leider in der Schnittform von alten Postsäcken. Das Problem: Durch den Anspruch, mindestens die Welt zu retten, rückt der wesentliche Teil in den Hintergrund – das Design. Grund genug also, mich kurz mit dem recht frischen Label aus Köln und seinen Machern zu befassen.
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen – oder noch besser, wie im Falle der Freunde Moritz Blees und Matthias Köppe direkt mit einer Idee für ein logisches Businessmodell mit Nachhaltigkeitseffekt zurückzukehren. Die beiden Studenten machten im Jahr 2011 Mittelamerika unsicher und lernten, neben Land und Leute, das Material, für das sie heute bekannt sind, lieben: Holz!
Anders als in Deutschland, wo viele Kunststoffe zum Einsatz kommen, wird dort extrem viel mit Holz geschreinert – von Hütten über Boote, von Essbesteck bis hin zu Schmuck. Ganz begeistert vom natürlichen Material sahen beide das riesige Potenzial von Holz für moderne Accessoires die in unseren Gefilden funktionieren müssten.
Nach der Reise wurden zwei weitere Freunde von der Begeisterung und der Idee mit Holz zu erschwinglichen Preisen zu designen angesteckt. Skizzen für Uhren und Brillengestelle wurden entworfen und ein Jahr später die kleine Firma gegründet.
Dank Crowdinvesting kam ein Startkapital von 100.000 Euro zusammen und seit letztem Jahr können Uhren und Brillen Online und vereinzelt in eigenen Pop-Up-Stores geshoppt werden.
Neben Holz werden auch Produkte aus Schiefer und Acetat angeboten.
Bleibt die Frage, ob ich mich bei dem Modell „Rudolph“, der der Name der Brille, auf dem Holzweg befinde?
PeterKempe
3. Januar 2017 at 13:34Liebe runde Brillen seit je her! „Rudolph“ find‘ ich super!