Wenn man zu den Leuten gehört, die mit Destiny’s Child und eben auch Beyoncé groß geworden sind, war der vergangene Freitag ein Pflichttermin. Da besuchte die Überfrau, Mutter, Betrogene, Sexbombe oder wie man sie auch sonst noch nennt, Deutschland für zwei Konzerte. Warum eines davon (neben Düsseldorf) nun gerade in Frankfurt sein musste, weiß man nicht, aber dennoch war klar: Es würde sich lohnen. Während sich die Konzertbesucheroutfits zwischen latent geschmacklos und completely obsessed bewegten (eine Frau hatte den schwarzen Hut und die Kutte aus „Formation“ an), war die Stimmung bereits vor dem Konzert auf dem Höhepunkt. Das lag auf der einen Seite an einer Gruppe Jugendlicher, die einfach mal drauflos getwerked haben und in den Spagat gegangen sind, als gäbe es kein morgen. Auf der anderen Seite war da der „DJ“ oder wer auch immer die Musikzusammenstellung vor ihrem Auftritt zu verantworten hatte. Da war von Hiphop über Michael Jackson, Justin Bieber bis hin zu den Spice Girls alles dabei, um die Leute hochzutreiben. Somit war das Ausrasten bei den ersten Licht- und Toneffekten vorprogrammiert. Dank des immensen Basses gingen bereits die ersten Beats so dermaßen durch Mark und Bein, dass sich alle von den Sitzplätzen erhoben.
Von Anfang an bot Beyoncé alles, was man von ihr erwartete. Hintern, Stimme, Tanzeinlagen und ein Übermaß an Pailletten und Glitzerfummel, die ihresgleichen suchten. Was man ihr an diesem Abend trotz aller kalkulierten Aussagen zugutehalten musste: Wenn sie dem Publikum dankte, dann nahm es ihr jeder in der Arena ab. Es gab eine Menge Privataufnahmen zu sehen, die man bereits aus dem „Lemonade“-Filmchen kannte. Von Kind und Mann, der Oma und natürlich ihr. Die Songs zündeten ausnahmslos. Und sogar als sie „Purple Rain“ fast ausspielte, ohne dass irgendetwas auf der Bühne passierte (von violettem Licht mal abgesehen) und so an ihr verstorbenes Idol erinnerte, bekam sie die Stimmung danach sofort wieder in den Griff. Im Gegensatz zur letzten Tour sang sie kurz vor Ende dieses Mal sogar einen Song von Destiny’s Child („Survivor“) und machte sich dabei stilgerecht einfach mal nass. Das Faszinierende an diesem Abend war, dass das Publikum hauptsächlich aus jungen Mädchen bestand, die wohlbemerkt nicht mit Destiny’s Child aufgewachsen und dennoch Fans sind. Beyoncé hat somit geschafft, was Madonna verzweifelt versucht, aber gelingen mag es ihr nicht. Die vor allem junge Generation begeistern und als Fans gewinnen. Das alles gelingt ihr mit einer offensichtlichen und dennoch nie vulgären Sexualität, einer fantastischen Stimme und einer musikalischen Relevanz, die sich immer am aktuellen Zeitgeschehen bewegt ohne ihre persönliche Note zu verlieren.
Siegmar
3. August 2016 at 15:31hätte ich mir gerne angetan, du fragst warum in Frankfurt? die Festhalle ist großartig für solche Auftritte, ich weiß es, als ehemaliger Frankfurter
Horst
3. August 2016 at 21:32Ich kann mit der Tante leider gar nichts anfangen 😉 😀