(Barrie Knitwear Spring Summer 2019 Collection by Augustin Dol-Maillot)
Keiner kann so gut Kaschmir-Strick machen wie die Schotten. Woran das liegt? Natürlich wird auch im Norden der britischen Inseln die feine Kaschmirwolle aus der Mongolei oder Tibet verarbeitet, jedoch haben die Schotten ein besonderes Geheimnis, das ihre Produkte so einmalig macht, denn sie waschen die Pullover, nachdem sie gestrickt sind mit dem ganz besonderen Wasser, das es dort noch in vielen natürlichen Quellen gibt. Genau dort, wo sich Hase und Igel Gute Nacht sagen, in der Nähe von Hawick, wurde die Strickerei Barrie 1903 gegründet.
Walter Barrie und Robert Kreisel bekamen schnell einen Namen für ihre klassischen Damen- und Herrenpullover und ihre raffinierten Intarsiencardigans. Die beiden entwickelten viele Techniken zusammen, um besonders das Finishing von Kaschmirpullovern in Stricktechniken zu präsentieren, die von anderen Herstellern nicht beherrscht wurden. Typische britische Basics und vor allem ihre große Farbpalette ließen die Schotten einen großen Boom erleben.
Courtesy of Barrie Knitwear – Augustin Dol-Maillot
Anfang der 1990er Jahre drohte immer mehr Konkurrenz aus Italien, später aus China, und die Briten hielten an ihrem Konzept der Handarbeit, den hochwertigen Materialien und der Verarbeitung fest. Ihre eigenen Kollektionen kamen etwas in die Jahre, weil es an Innovation fehlte. Glücklicherweise sicherte ihnen die Zusammenarbeit mit Chanel, die sofort das exorbitante Know-how der eigenwilligen Schotten erkannten, die Aufträge und die Herausforderungen förderte die immerwährende Verbesserung der Technik. 2012 kaufte Chanel das Unternehmen nach über dreißig Jahren Zusammenarbeit und gliederte es in seine selbstständig agierenden Paraffections Ateliers ein.
Neben der Produktion des Prêt-à-porter für Chanel und der regelmäßigen Teilnahme an den Métiers d‘Art Kollektionen steht aber auch bei den Paraffections Ateliers die selbstständige Entwicklungen eigener Kollektionen im Vordergrund. Bei Barrie gibt es seit 2018 einen neuen Designer, der sicherlich den aufmerksamen Beobachtern schon an anderer Stelle aufgefallen ist: Augustin Dol-Maillot ist kein Anfänger und mit seinem signifikanten Strick-Beanie gehört er seit einigen Jahren zur männlichen Entourage von Karl Lagerfeld.
Oft taucht er in den Modenschauen im Grand Palais auf, entweder einen der raren Männerlooks präsentierend, oder um den Dekor der Schau zu bereichern, als Seemann in der „La Pausa“ Croisière Schau oder als Buchverkäufer in der letzten Sommer Haute Couture. Dabei ist der Diplomdesigner alles andere als nur dekorativ, denn nachdem er sein Modedesignstudium an der renommierten LISSA Schule in Paris erfolgreich absolvierte, schuf er unter anderem die Ballettkostüme für das Moskauer Bolschoi Ensemble. Ballettkostüme sind eine große Herausforderung, weil sie nicht nur gut aussehen müssen, sondern auch den Bewegungsabläufen der Tänzer folgen müssen. Viele Designer beherrschen zwar gutes Design, aber dieser Prozess bedarf aber besonderer Erfahrungen.
Courtesy of Barrie Knitwear Spring Summer 2019 Collection by Augustin Dol-Maillot
Augustin Dol-Maillot wurde 1989 in Tours geboren und wuchs, dank seines Vaters Jean-Christophe Maillot, der seit fast 30 Jahren das Ballett in Monte Carlo leitet, praktisch hinter der Bühne auf und konnte die Tänzer beobachten. Mit sechzehn begegnete Augustin Karl Lagerfeld, der auch sehr verbunden mit dem Ballett de Monte Carlo ist, und arbeitete im Studio Chanel als Praktikant. Nachdem er bei Nelly Rodi im Studio noch mehr Erfahrungen sammelte, kehrte er zu Chanel zurück und kümmerte sich besonders um die Sonderteile und Accessoires, die Streetwear mit Couture verbanden. Augustin schafft es in seinem Stil Streetwear und hochwertige Materialien zu verbinden und so verwundert es nicht, dass seine Debütkollektion für Barrie genau das ausdrückt.
Trotz Achtung der Tradition und der Adaption des klassischen Barrie-Stils schafft er es durch Materialkombinationen, wie Kaschmirbaumwolle oder Kaschmirseide, den Looks eine besondere Leichtigkeit zu verleihen und spielt mit den Logos in neuester 3-D Technik. Applikationen und Jacquards verwandelt er in neue Klassiker und seine Denimlooks, die aber gestrickt sind, spielen mit hoch komplizierten Techniken und Waschungen. Denimwear überraschend in gestrickt umgesetzt, ideal für das Frühjahr und den Sommer, setzen Sports- und Streetwearakzente und avancieren zu avantgardistischen Klassikern. Sailorstreifen und Rauten à la Barrie bekommen ein neues Gesicht, die schottische Distel taucht als Stickerei und in Verbindung mit dem Logo auf. Augustin schafft es, das Barrie ein eigenes Gesicht bekommt, das sich von herkömmlichen Strickkollektionen total unterscheidet. Das liegt an den handwerklichen Möglichkeiten, auf die er zurückgreifen kann. Denn neben den modernen Maschinen hat Barrie noch Werkzeuge, die es längst nirgends mehr gibt und die Stricker machen generell fast alles in Handarbeit. So sind bis zu zwanzig Stationen zudurchlaufen, bis ein perfekter von Hand eingesetzter Ärmel gefertigt ist und die Finishings werden durch oft jahrzehntelange Erfahrung der Mitarbeiter meisterhaft umgesetzt.
Augustin Dol-Maillot versteht es auf charmante Weise den typischen rauen schottischen Charme mit seiner verspielten französischen Mentalität und seinem Design auf sehr heutige Weise zu verbinden.
Wir sind schon sehr gespannt auf die Winterkollektion, denn in Augustin Dol-Maillot schlummern noch viele Ideen.
vk
15. Januar 2019 at 22:59nice. und sehr schoener text.
aber irgendwie hab ich in verbindung mit dem header-foto BARBIE gelesen, wie die puppen, und das zwei oder drei mal, und erst weite im text gemerkt, dass es barrie cashmere scotland ist, ein household name eigentlich, deren produkte allerdings niemals so nach spielerfrauen – oder eben barbie.puppen aussahen. zumindest soweit ich mich erinnern kann.
haben chinesinnen bock drauf? vielleicht. ich weiss es nicht.
ich finds nen nisschen kaufhausmaessig – direct to tv – direkt ins outlet center.
barbie daily soap.
wie der dritte aufguss von coach ny.
stephanberlin
19. Januar 2019 at 18:18Hmmm, je ne sais pas…