Chanel lanciert demnächst erstmals eine Make-up-Linie für Männer. Für mich ein willkommener Anlass einmal einen Trend zu besprechen, den ich schon seit geraumer Zeit beobachte. Denn was, zumindest in meiner Generation, auf den ersten Blick unkonventionell erscheint, ist in globaler Sicht eigentlich nur eine längst überfällige Antwort auf eine Tendenz, die sich seit vielen Jahren verstärkt. Sicherlich schaut das Haus in erster Linie erst einmal auf die asiatischen Märkte und bedient natürlich als französische Luxusmarke, Europa, den wichtigen Ursprungsmarkt, mit. Weit gefehlt:
Denn genauer hingeschaut sind schon in südeuropäischen Kulturen und dem Nahen Osten bei Männern exakt gepflegte Augenbrauen und gefärbte Wimpern an der Tagesordnung. Bei den Asiaten verschwimmt, das belegt Instagram tagtäglich, eh die Grenzen zwischen Garderobe und Accessoires, die fröhlich aus der Damenmode adaptiert werden, viel fließender. Sicherlich auch aufgrund der Körpermaße einfacher zu bewerkstelligen als bei uns Nordeuropäern, aber auch das Bewusstsein zu den Geschlechtern ist ein anderes. In Asien sind schon allein durch Mangakultur, Pop-Art Tendenzen und die starken Idolisierungen von Stars und Designtendenzen, Männer mit Make-up Alltag und Produkte werden selbstverständlich überall angeboten.
Dass gerade bei der Generation zwischen 20 und 35 heute weniger Berührungsängste herrschen und besonders Mann viel bewusster und spielerischer mit seinem Körper umgeht, belegt nicht nur die allgemeine Tattoowelle oder auch der durchaus unkomplizierte Umgang mit Schönheitskorrekturen als es in meiner Generation, zwischen fünfzig und sechzig, gehandhabt wird. Einem Bild zu entsprechen, wie es dann häufig böswillig unterstellt wird, ist nicht der Hauptgrund, sondern die Selbstverständlichkeit von Bodyshaping, Ernährungsbalance und eben auch das Streben nach der Perfektion eines ausgeglichenen Teints und der Betonung von Gesicht und Ausdruck.
Im 18. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit, besonders bei Männern in der Aristokratie, später im neunzehnten Jahrhundert dann verschwunden.
Warum sollte man also, ich spreche weder von Nagellack noch Lippenstift, seinem Gesicht nicht das perfekte Finishing, natürlich aussehend, geben, wenn man darauf Lust hat?
Dass Männerhaut andere Eigenschaften hat, als die weibliche ist ein offenes Geheimnis und so findet Chanel jetzt, das es an der Zeit ist, dass die Jungs nicht die chicen schwarzen Packungen der Mädels stibitzen und benutzen. Es gibt eine maskuline etwas reduzierte Linie von Basic Make-up Produkten, die perfekt ins Männerbadezimmer und die Kulturtasche passen.
Unter dem Motto: Sei einfach nur Du selbst, nur besser! gibt es in der Linie Boy de Chanel eine kleine Revolution in dem Modehaus, das für seinen unwiederbringlichen Stil steht, an dem jetzt auch ein bisschen mehr die Männer teilhaben können, nachdem Pflege und Düfte schon vor Jahrzehnten auch bei den Männern zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Dabei konzentriert sich die Linie auf drei wesentliche Grundprodukte des Make-ups, eine Fondation, einen Lip-Balm und einen Augenbrauenstift in verschiedenen Nuancen. Eben das, was man als Basic für kleine Korrekturen und ein wenig mehr Ebenmäßigkeit und Gepflegtheit anwendet, um rund um die Uhr ein gutes Gefühl zu haben. Das mitternachtsblaue Packaging mit reduziertem typischen Chanel Design, pur und perfekt überzeugt dabei mit Modernität und Zeitlosigkeit und das jüngst designte Chanel Handcreme-Ei bekommt so sicherlich maskulinen Zuwachs in meiner Kulturtasche.
Im September startet Boy de Chanel in Südkorea. Ab Dezember gibt es dann für alle Jungs weltweit die Chance die Produkte auszuprobieren oder auch im Chanel Beauty-Online Store zu bestellen. Die Chanel Boutiquen lancieren Boy de Chanel ab Januar 2019.
Ich finde es eine wunderbare Sache, dass für uns Jungs eine eigene Linie geschaffen wird, denn Emanzipation ist ja keine Geschichte, die nur auf das weibliche Geschlecht begrenzt ist. Sondern für jederlei Geschlecht gilt.