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peterkempe

Ausstellung

Dior Museum Granville – Die Wurzeln der Legende

Trotz unzähliger Designer und Luxusmarken, die es in Paris gibt, hat der Name eines Mannes, der vor genau siebzig Jahren sein Modehaus begründete und der bereits vor sechzig Jahren verstarb, noch heute einen magischen Klang. Alle seine Nachfolger zehren von dem, was Christian Dior dazu bewog und inspirierte, seine eigene Handschrift zu kreieren.
Seit zwanzig Jahren gibt es das „Museum Christian Dior“ in der Villa „Les Rhumbs“ in der Normandie in Granville. Die „Les Rhumbs“ ist der Ort, wo Familie Dior lebte, als er 1905 geboren wurde und in der er dann ab 1910, als die Diors nach Paris übersiedelten, seine Ferien verbrachte.

Dass die Villa „Les Rhumbs“ die Wurzeln und Prägung für das bildet, was bis heute die Dior-Codes beeinflusst, zeigt noch bis zum 24. September die Ausstellung „Dior et Granville, aux sources de la légend“, in der seltene Archivbilder aus der Kindheit von Christian Dior und seiner Familie präsentiert werden. Bilder von Christian Diors so geliebten Mutter Madeleine und seiner Lieblingsschwester Catherine, die ihn zur Kreation des berühmtesten Duftes des Hauses „Miss Dior“ inspirierte. Dazu exemplarische Kleider und Accessoires, die nicht nur von ihm erschaffen wurden und in denen er immer eine Hommage an Granville versteckte, sei es in einer Farbe, einer Stickerei oder in einem Detail, das an die Kleider seiner Mutter erinnerte, sondern auch von denjenigen, die genial und jeder mit eigenen Zugaben seinen Traum eines Couture Hauses fortsetzten. Ob Modelle des jungen Yves Saint Laurent, der nach Christian Diors plötzlichen Tod die Kollektionen verantwortete, oder von Marc Bohan, Gianfranco Ferré oder dem genialen John Galliano bis zu Raf Simons und jetzt Maria Grazia Chiuri, die ganz auf modernisierte Dior-Inspirationen setzt, sind aus jeder Phase die Kreationen kuratiert, die an die Einflüsse und Inspirationen der glücklichsten Zeit in seinem Leben, wie Christian Dior selber sagte, anschließen.

Die Ausstellung „Dior et Granville, aux sources de la légend“ verführen dazu, näher die Geschichte Granvilles und der Familie Dior zu betrachten: Wir schreiben das Jahr 1905. Der zukünftige Couturier ist noch ein Baby und Madeleine Dior überzeugt ihren Mann Maurice davon, die Villa „Les Rhumbs“ mit den unzähligen Perspektiven zu kaufen. Auf den Anhöhen von Granville steht das Haus nur einen Kilometer vom Zentrum der Stadt Granville entfernt, die „neun Monate lang klein und friedlich daliegt und sich im Sommer in ein elegantes Viertel von Paris verwandelt“. Das Haus bietet einen einzigartigen Ausblick und wunderbare Möglichkeiten für Madeleine Dior, die hier ein gewaltiges Betätigungsfeld hat, um sich ihr Heim nach ihren Vorstellungen einzurichten.
Als Madeleine Dior das Haus sah, das eher einem kleinen, soliden Gutshaus als einem mondänen Wohnsitz ähnelte, musste sie es haben. Mit fast genau derselben Überzeugung, die ihr Sohn Christian Jahre später bei dem kleinen Hotel in der 30, Avenue Montaigne verspüren sollte, als er es 1946 besichtigte und aufgeregt Marcel Boussac bat, es als Firmensitz des Couturehauses zu kaufen.

Zwei Jahre lang beaufsichtigt Madeleine Dior den Umbau mit rosafarbenem Putz und grauem Kies, wobei der Innen- und Außenausbau der Villa „Les Rhumbs“ gleichzeitig vonstattengingen. Damit der beachtliche Garten im Stil eines englischen Parks angelegt werden konnte, mussten mehrere Tonnen Erde angefahren werden. Wer die Eingangstür einmal durchschritten hat, wird von der Magie der gekonnt arrangierten Dekoration gefesselt sein. Es ist eine unwirkliche Welt, die sich heute dem Besucher und der Vorstellungskraft damals des kleinen Christian öffnete.
Elegant sollte alles sein, das war die Vorstellung von Christian Diors hübscher Mutter. Der Vater, Maurice Dior, war erfolgreicher Unternehmer und die finanziellen Mittel waren da. Heute würde man sagen, dass die frühe Kindheit von Christian Dior unter einem sonnigen Stern stand und es an nichts fehlte.

Doch eingeholt von der bewegten Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts erlebten die Bewohner von „Les Rhumbs“ auch weniger schöne Stunden. Es war bei einem Aufenthalt in Granville, als der Krieg 1914 ausbrach. Die Familie beschloss, nicht nach Paris zurückzukehren, sondern im Schutz ihres Hauses und des eingefriedeten Gartens zu bleiben. Sie war unbestreitbar ein wichtiger Teil der Familie, eine Insel des Friedens, und doch war die Villa eines der ersten Opfer des Ruins der Familie Dior nach der Krise 1929. Der Vater musste das Haus verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. Das Haus wurde von der Stadt erworben, das Mobiliar verstreut und der Park 1938 zu einem öffentlichen Garten umgewandelt. Christian hat das nie verwunden und wurde schwer krank, eröffnete später mit der Hilfe von Freunden eine Galerie, bis er schließlich bei Lucien Lelong als Modezeichner landete, wo ihn Marcel Boussac entdeckte und beschloss, ein eigenes Modehaus zu eröffnen, um den Absatz seiner Stoffe zu verbessern. Der Rest ist Legende und der Weg, der nun seit siebzig Jahren andauert, hat seinen Ursprung dort, wo das Wetter ein wenig an Norddeutschland erinnert und das zu einem der schönsten Flecken Frankreichs zählt. Seit 1997 befindet sich das Museum Christian Dior dort, wo Christian Dior am glücklichsten war.

Von Granville bewahrte sich Christian Dior immer, wie er in dem Buch „Christian Dior et moi“ schreibt, „die Sehnsucht nach stürmischen Nächten, dem Nebelhorn, der Totenglocke der Begräbnisse und dem Sprühregen der Normandie, all das, womit er seine Kindheit verbracht hat“. Es lebt für immer weiter in den Farben (Rosa und Grau), den Parfums (Rose und Maiglöckchen) und den festen und eleganten Formen, in der angenehmen Ruhe, die ein „Familienhaus“ auszeichnet, eben jener Granville-Esprit. Jedes Stück, das mit dem Namen Dior signiert ist, trägt eine Spur von dem Geist Diors und auch ein wenig von dem Stil in sich, der in Granville seinen Anfang nahm und den kleinen Träumer die Flügel verlieh, den Frauen die Weiblichkeit zu schenken …

Dior et Granville, aux sources de la légend
Museum Christian Dior – Villa „Les Rhumbs“
1 Rue d’Estouteville
50400 Granville
Frankreich

Die Ausstellung „Dior et Granville, aux sources de la légend“ läuft noch bis zum 24. September 2017.
Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 18:30 Uhr.

Damenmode

The Power of Blue – Dior Herbst/Winter 2017

(© Adrien Dirand)

Dass Maria Grazia Chiuris zweite Prêt-à-porter Dior-Kollektion eine Farbe in aller Konsequenz in den Vordergrund stellt, ist ein Konzept, das ihr durchaus gelungen ist. Das sage ich sicherlich nicht ganz unparteiisch, da es ausgerechnet meine Lieblingsfarbe ist und eine Farbe, von der man nie genug bekommen kann: Blau.
Maria Grazia Chiuri hat schon immer eine Schwäche für die verschiedensten Nuancen dieser Farbgruppe. Sicherlich war sie sehr erfreut, als sie bei ihren Recherchen in den Dior-Archiven festgestellt hat, dass Christian Dior seit seiner Schulzeit, in der er die zweireihige Marineuniform tragen musste, die Farbe Blau – neben seinem berühmten Rot und dem allgegenwärtigen Schwarz – zu seinen Favoriten erkor.

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Ausstellung

Ausstellungstipp – „Margiela – The Hermès Years“ in Antwerpen

(Hermès A/W 1998 image of the advertising campaign over-painted by Martin Margiela (Cape Cod watch designed by Henri d’Origny and double-tour strap bracelet created by Martin Margiela), Photo: Thierry Le Goues )

Eine der spannendsten Modeausstellungen des Jahres eröffnet am Donnerstagabend im belgischen Antwerpen. Ausstellungen dieser Art haben sich in den letzten Jahren zwar sowieso zu Publikumsmagneten entwickelt, doch diese sollte man auf jeden Fall näher in Augenschein nehmen. Sie ist nicht nur einem der wichtigsten Modeschöpfer Belgiens, Martin Margiela, gewidmet, sondern setzt zusätzlich den Fokus auf eine der damals Aufsehen erregendsten Partnerschaften, der kreativen Leitung des Hauses Hermès.
Avantgarde und Tradition ging mit der Ernennung von Martin Margiela zum Chefdesigner der Damenmode von Hermès erstmals eine sehr erfolgreiche Partnerschaft ein, die später dazu führte, dass auch andere Häuser jüngere ausländische Designer ihren Kreativteams voranstellten.

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Interieur

Office de luxe – Puiforcat by Joseph Dirand

(Bild: Adrien Dirand für Puiforcat)

Puiforcat steht für eine der berühmtesten Silberschmieden des französischen Luxushandwerks. Gegründet wurde die Firma 1820 im Pariser Marais und stellte anfangs, wie viele der damals mitten in der Pariser Innenstadt produzierenden Silberschmieden, traditionelle Bestecke und Tafelaufsätze her. Der Wandel vollzog sich erst mit Jean Puiforcat (eigentlich Jean-Émile Puiforcat), der ein begnadeter Designer und Hauptvertreter des modernen Art-déco-Stils war. Noch heute steht Puiforcat besonders für seine Entwürfe und die logische Folge bei Neukreationen, die auf der Stilistik aus der Zeit beruhen.

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Shopeinrichtung

Chanel eröffnet neue Boutique in München

(Bild: Courtesy of Chanel)

Für internationale Luxusmarken wird es immer wichtiger, auf der Maximilianstraße repräsentativ vertreten zu sein – nicht nur, weil München eine der schönsten Städte Deutschlands ist, sondern auch, weil sich die Metropole bei asiatischen und arabischen Touristen großer Beliebtheit erfreut. Mit Louis Vuitton fing es an, dass die französischen Marken ihre größten Filialen nördlich der Alpen in München unterhalten.

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Damenmode

Chanel Ground Control – „Rocket Women“ Chanel Herbst/Winter 2017

(Bild: Olivier Saillant)

Kaum eine Show wird jede Saison so heiß erwartet, wie die Inszenierungen, mit denen Chanel bei jeder Fashion Week in Paris im Grand Palais überrascht. Stets am Dienstag, einen Tag vor Abschluss der Modewoche, kann man die Schau als das Ereignis der Fashion Week bezeichnen. Während die Haute Couture und die Metiers d’Art Kollektionen in wesentlich kleinerem Rahmen gezeigt werden, setzt das Prêt-à-porter immer wieder neue Maßstäbe – mit bis zu 2.800 Gästen.

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Damenmode

Prada Herbst/Winter 2017 – The Rise of Romance

(Bild: Courtesy of Prada)

„You have to put more of yourself out there“ war das Motto von Miuccia Pradas Herbst/Winter-Damenkollektion, die Ende Februar im Rahmen der Mailänder Fashion Week gezeigt wurde. Zwar knüpfen die Entwürfe an das „Wanderlust“-Thema und an die Intellektuellenbewegungen der Endsechziger und siebziger Jahre an, die die Inspirationen für die Männerkollektion lieferten, allerdings fällt bei den Frauen alles etwas eleganter und urbaner aus. Das ist genau das, was den doppelten Reiz dieser äußerst gelungenen Prada-Saison ausmacht. Eine der beeindruckendsten Schauen in Mailand mit spektakulärem Tiefgang.
Miuccia Prada setzt schon mit der jetzt im Handel befindlichen Frühjahr/Sommer- und auch der Männerkollektion das Zeichen, dass sie wieder ganz bei sich und dem Markenkern angekommen ist. Ob Materialmix, Musterkombinationen oder die Mischung aus grafischen Schnitten und Retro-Anklängen der Sechziger und Siebziger – immer mit dem Seitenblick auf technische Materialien und der Sportswear entliehenen Athleisure Einflüssen: Pradas Designsprache ist beispiellos eigenständig …

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Damenmode Männermode

Gucci Herbst/Winter 2017: Der Garten des Alchemisten – ein anti-modernes Labor

(Gucci Herbst/Winter 2017; Bild: Courtesy of Gucci)

Erstmals zeigte Gucci, wie bereits im letzten Jahr angekündigt, seine Damen- und Herrenkollektionen für die Herbst/Winter-Saison zusammen in einer Schau. Für Alessandro Michele logisch und bei seinem Konzept auch plausibel, denn seine Mode folgt bei Männern und Frauen dem gleichen Designkonzept. Hinzu kommt, dass sich der Italiener geschlechterübergreifend inspirieren lässt. Der Gucci-Designer gilt als einer der Trendsetter, bei der Vermischung von weiblichen und männlichen Attributen und steht wie kein anderer für die Opulenz, die sich hemmungslos bei der Kostümgeschichte, den Gucci-Archive und scheinbar auch dem Fundus der Opern- und Theaterbühnen bedienen.

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Damenmode

Fendi Herbst/Winter 2017 – Forties meets Wiener Secession

(Fendi Herbst/Winter 2017; Bild: Courtesy of Fendi)

Die Botschaft ist klar: Schon beim Betreten des Showspace in Mailand, wo das römische Traditionshaus Fendi regelmäßig seine Prêt-à-porter-Kollektion zeigt, fällt auf, dass der Logoprint zurück ist. In großen römischen Ziffern steht das Gründungsjahr angeschlagen und der Laufsteg ist wie ein kostbares Parkett eingelegt, mit den ineinandergreifenden Logos, das Karl Lagerfeld im Jahr 1973 erfand und zum Erkennungszeichen des Hauses und zu dem Logo der Siebziger Jahre machte.

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Accessories

Objekt der Begierde – Chanels „Gabrielle Bag“

(Gabrielle Bag; Courtesy of Chanel)

Als Gabrielle „Coco“ Chanel im Februar 1955 eine Tasche entwarf, die Frauen eine ganz neue Bewegungsfreiheit eröffnete, eine Tasche mit ebenso schönen wie funktionellen Linien, revolutionierte sie die Welt der Mode und der Accessoires. Mit einer Kette, die Coco Chanel den Messenger Bags der Soldaten abgeschaut hatte, dem roten Innenleben und dem Stepp, zu dem sie von der Struktur ihres Sofas inspiriert wurde, begleitet sie seit dieser Zeit Frauen in aller Welt und erobert jede Generation aufs Neue.
Seit mehr als dreißig Jahren schreibt Karl Lagerfeld diese Geschichte fort und bereichert Coco Chanels Vermächtnis durch seine Kreationen, wie die „Boy Bag“, die längst zum Klassiker avanciert ist. Auch die „Mademoiselle“, eine Abwandlung der „2.55“ mit ihrem CC-Verschluss, haben wir seiner Erneuerung der Marke in den Achtziger Jahren zu verdanken. Nun hat Karl Lagerfeld eine neue Tasche entworfen – die „Gabrielle Bag“.

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