Ebenfalls erst 2010 gegründet, gehört das Label Brain & Beast gefühlt schon jahrelang zu meiner Modevorstellung von Barcelona. Die Köpfe hinter dem Label, Ángel Vilda, César Olivar und Verónica Raposo, lassen sich bereitwillig von meinen Fragen bohren und haben gefühlt 0,00% Lampenfieber vor der bevorstehenden Show. In aller Ruhe werden die Ehrengäste, Kind und Hund, begrüßt und mit dem ganzen Team bekannt gemacht. Die einzelnen Outfits wirken wunderbar verrückt und ich bin schon mehr als gespannt, wie sie bei den Zuschauern ankommen werden. Die Hunde bekommen derweil ihre Masken angepasst und wirken wie Vollprofis, ein sehr lässiger Anblick. Zurück zum Label: Saison für Saison werden verschiedene Materialsorten kombiniert und miteinander verknüpft. Kulturelle Einflüsse werden selten dezent und unterschwellig eingebunden, sondern vielmehr demonstrativ-eklektisch wiedergegeben. Für diese Kollektion, „Maniac“, wurde sich eingehend mit dem Thema Angst auseinandergesetzt, das Motto: Wir sollen unsere Ängste akzeptieren und unser inneres Biest akzeptieren. Einheitsbrei und Monotonie? Definitiv Fehlanzeige! Emotional aufgeladene Mode? Garantiert! Ich stelle mir immer wieder vor, wie viel wohl im Atelieralltag der Beteiligten gelacht wird: Ich nehme an, sehr, sehr häufig…
Julian
Zum Showroom auf die andere Seine-Seite, so kann Modealltag in Paris aussehen – Ausgestattet mit frischem Croissant und Kalligraphie-Grußkarten aus dem Louis Vuitton Geschäft Saint Germain des Prés (den Artikel gibt es hier zum Nachlesen), mache ich mich, mitsamt Jessie von Journelles und Magdalena von Hoard of Trends, auf den Weg zur Präsentation der Prefall 2015 Kollektion.
Im Headquarter angekommen, erwartet uns ein großartig-„ghesquièresques“ Aufgebot: Wie bitte, was? Eine Verniedlichung von Chefdesigner Nicolas Ghesquière?! „Quelle histoire“, keinesfalls! Bestenfalls eine Wort(er)findung zur Huldigung seiner charakteristischen Looks. Bereits bei Balenciaga habe ich ihn mit großer Bewunderung verfolgt, jetzt klicke ich dank ihm durch jede Louis-Vuitton-Pressemitteilung mindestens dreimal. Es folgt eine Annäherung in einem der schönsten Showrooms überhaupt (ab hier keine objektive Berichterstattung mehr)…
Los geht’s mit einem Designer, der wirklich sehr, sehr schwer anzutreffen ist: Fittings, Termine und Interviews – Pablo Erroz strahlt eine beneidenswerte Ruhe aus, als er mit großzügiger Verspätung im Backstage-Bereich zu unserem Gespräch erscheint. Ich kann ihm die Wartezeit nicht übel nehmen, schließlich hatte ich so die einzigartige Möglichkeit, in aller Ruhe durch seine Entwürfe zu stöbern. Hochwertige Materialien, eine unverwechselbare Detailverliebtheit und jede Menge Haben-Wollen-Teile. Ich kann nicht glauben, dass der sympathische Spanier erst 2010 sein gleichnamiges Label gegründet hat. Seitdem steigert er sowohl national als auch international seinen Bekanntheitsgrad und zeigt sich, neben Barcelona, auch in Madrid, Valencia und Wien auf der Modewoche. Sein Talent bleibt dabei nicht unerkannt, Award-Alarm en masse: Zuletzt erhielt er den Onda Cero Award vom letzten Jahr und den Barcelona Designers Collective Prize, kuratiert von keiner Geringeren als der Gründerin von Marchesa, Georgina Chapman. Eine Annäherung…
Bild: Julian Gadatsch
Die Feder kritzelt: Hölle das!
Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? –
So greif‘ ich kühn zum Tintenfass
und schreib‘ mit dicken Tintenflüssen.
Wie läuft das hin, so voll, so breit!
Wie glückt mir alles, wie ich’s treibe!
Zwar fehlt der Schrift die Deutlichkeit –
Was tut’s? Wer liest denn, was ich schreibe?
(Friedrich Wilhelm Nietzsche)
So oder so ähnlich habe ich mich gefühlt, als ich kürzlich beim Besuch des Louis Vuitton Geschäfts Saint Germain des Prés in Paris zur Feder greifen durfte: Ehrfürchtig versuche ich ein Kritzeln zu unterbinden, drücke unbeholfen auf dem Papier herum und konzentriere mich voll und ganz auf den Tintenfluss. Ich bin überzeugt, dass meine Grobmotorik nicht unentdeckt bleiben wird und pfeife alibimäßig „Aux Champs Elysées“. Bloß nicht auffallen heißt die Devise, obgleich ich zweifelsohne von der falschen Seine-Seite trällere. Die Dame neben mir, ebenfalls im Onlinebereich tätig, macht es mir dabei nicht leichter und perfektioniert ihre dritte Karte mit geschwungenen Lettern.
Kaum aus Zürich heimgekehrt, erreichen mich gleich zwei weitreichende Nachrichten: Zum einen die starke Franken-Aufwertung, Topthema der Presse. So weit, so gut. Ich bin insgeheim beruhigt, dass ich Brioche und Ovomaltine während meines Aufenthalts verhältnismäßig günstig erstanden habe und die Schlagzeilen erst anschließend über Europa prasselten. Beim Blick in die Zukunft bin ich jedoch etwas beunruhigt, muss ich um meinen alljährlichen Urlaub in den Bergen fürchten? Ich hoffe natürlich inständig, dass sich bis dahin das Währungs-Hin & Her wieder beruhigt hat.
Antwerpen, Paris? Paris, Antwerpen! – Ihr ahnt es sicherlich schon, von keinem Geringeren als Dries Van Noten ist die Rede. Belgiens everlasting Wunderkind (Obacht: Ich bin immer begeistert von seinen Kollektionen und gewähre keinerlei Objektivitätsgarantie.) hat diese Saison den Lagenlook perfektioniert.
Auf ein Highlight folgt das nächste – Während Peter noch vor Kurzem von der Bottega Veneta Männerkollektion geschwärmt hat (den Artikel gibt es hier zum Nachlesen), habe ich gegrübelt, welche Outfits von Chefdesigner Tomas Maier in meinen heimischen Kleiderschrank passen würden. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, das Grübeln definitiv der falsche Ausdruck ist und ich vor lauter Begeisterung die gesamte Kollektion ordern müsste. Mindestens genauso euphorisch war ich, als ich soeben erstmals Zeit gefunden habe, die Entwürfe von Jil Sander zu sichten.
Very, very British – Die Diesel Black Gold Männerkollektion wurde zwar in Mailand gezeigt, gehört mit seinen Looks wohl doch eher nach London. Andreas Melbostad, Kreativchef des Hauses, setzt für Herbst/ Winter 2015 gezielt auf Brit-Chic à la Punkphase heranwachsender Teenager. Ich bin mir noch nicht sicher, ob und wie mir die gezeigten Entwürfe gefallen. Ein Annäherungsversuch:
“Life is an adventure, like a lion caught between two pandas, a deer in the headlights, or a fistful of wolves.”(Justin O´Shea)
Modefilmchen-Mysterium – Wobei, eine Verniedlichung à la Filmchen ist an dieser Stelle vielleicht etwas unangebracht: Justin O´Shea, seines Zeichens MyTheresa-Chefeinkäufer, Streetstyle-, Stilheld und globale Trendspürnase, bereitet sich in „A Fistful of Wolves“ auf die bevorstehende Berliner Modewoche vor. Natürlich nicht auf gewöhnliche Art und Weise, diesmal geht es wunderbar mysteriös und wolftypisch zu.
O´Shea zeigt weder seinen umfangreichen Kleiderschrankinhalt (hätte mich auch schwer verwundert, dieses Phänomen fällt wohl eher in die Kategorie Blogger-Schoßhund-Mag-Ich-Nicht-Ernstnehmen-Vorbereitung einer Modewoche), noch verrät er seine Lieblingsdesigner (ebenfalls ein Phänomen, dass ich nicht wirklich verstehe: Warum werden oftmals schon vor den Schauen alle Berliner Kreativschaffenden durch das weltweite Netz gejagt? Bei mir führt so viel Behind the Scenes und Sneak-Preview zu Übersättigung statt Vorfreude) …
Lenin, Marx und Mao Zedong – Die neue Herrenkollektion von KTZ ruft zur Geschichts- und Politikstunde auf. Ich bin noch unentschlossen, ob ich den plakativen Portrait-Abnähern auf der Oberbekleidung etwas Schönes abgewinnen kann und wenn ja, was? Auf den ersten Blick muss ich unumwunden zugeben, dass mir der herkömmliche Schulunterricht weitaus mehr zugesagt hat, als die Londoner Variante unter der kreativen Leitung von Markan Pejoski …