Obwohl man viele Kneif-mich-mal-Momente in unserem Beruf hat, gibt es immer auch Situationen, in denen man am Liebsten wortlos kapitulieren würde. Einfach die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, losschluchzen und Instagram, Facebook sowie Höflichkeitsfloskeln zum Teufel jagen. Zum Glück sind diese Momente jedoch rar gesät und werden von phäno-phänomenalen Begebenheiten überschattet: So geschehen in der vergangenen Woche, als ich für mehrere Tage in Florenz zugegen war und das erste Mal beim LUISAVIAROMA-Dinner dabei sein durfte.
Julian
Rückblende: Frühjahr 2012, der Belgier Raf Simons wird zum Kreativdirektor von Dior ernannt und erntet tosenden Applaus. Bravo, Freudentränen und Pfiffe für einen gewagten Schritt, denn wann kam zuletzt ein Visionär der Männermode in die Haute Couture hineingeschneit? Bestenfalls, um langfristig zu bleiben? Wann wurde der Entschluss gefasst, den stoffgewordenen Minimalisten mit ewigem Beiklang Jil, Sander oder beiden ins Traditionshaus Dior zu holen? Entwarnung – genaue Beweggründe der Verantwortlichen um CEO Sidney Toledano werden in Frédéric Tschengs „Dior und Ich“ nicht analysiert, dafür jede Menge Modemomente ins Visier genommen. Soviel sei versprochen: Es wird historisch, nicht nur alteingesessene Couture-Liebhaber werden in den Bann gezogen.
Denn „Dior und Ich“ wäre niemals ohne ihn entstanden, den Herrn des Hauses. Demjenigen, der die belgisch-französische Symbiose von 2012 erst möglich gemacht hat: Christian Dior. Hinter diesem Punkt bedarf es einer langen Pause, einem Kaffeenachschenken oder aber einer Zigarette – womit wir doch wieder bei Simons angelangt wären, dem hektischen Neu-Chefcouturier, der während der Dreharbeiten immer und immer wieder zum Glimmstängel greift. Pause beendet, Simons muss vorerst warten.
Der ein oder andere unter uns wird es bestimmt schon auf Facebook und Instagram gesehen haben, ich war erstmals auf der Pitti Uomo in Florenz unterwegs. Mitunter habe ich Geox besucht und deren Schuhe auf dem Gelände der Messe Probe getragen. Der italienische Branchenriese ist bei uns in Deutschland oftmals mit dem ewigen „der Schuh der atmet“-Image vergangener Tage behaftet, nicht so in Bella Italia, wo sie schon um die Innovation, Technologie und Leistungsstärke der Schuhe wissen …
Bild: © Leigh Sachwitz INSIDEOUT
Auf, auf ins Hamburger Oberhafenquartier – Der Olympus Photography Playground lädt ein zum Spielplatz der etwas anderen Art. Vom 18. bis 28. Juni 2015 erwartet einen die Installation Night & Day, geschaffen von den Künstlern MASER und Leigh Sachwitz (flora&faunavisions) in Zusammenarbeit mit Andi Toma (Mouse on Mars). Wie, was, Mars?
Bild: PR
Die etwas andere Beschallung – Horst hat ihn bereits gefunden, Jan Who ebenfalls: Die Rede ist vom passenden Kopfhörer für den Alltag. Die empfehlenswerten Berichte der beiden gibt’s hier und hier zum Nachlesen. Momentan bin ich noch unschlüssig, obgleich ich verschiedene Ausführungen durch Hamburg spazieren führe und dabei kleine bis große Tücken in Kauf nehme.
Gläserne Städtetour – In den letzten Wochen habe ich bereits von meiner Brillensuche berichtet, noch bin ich jedoch nicht fündig geworden und sammele fleißig Inspirationen. In die finale Runde (gerade weil äußerst kostengünstig und vielversprechend) hat es, neben jeder Menge luxuriöser Nasenkleider, auch die niederländische Brillenmarke Ace & Tate geschafft.
© MARTIN SCHOELLER, KIM HARRIS, 2003
Von wegen Effekthascherei – Maximale Fotogrößen in der Kunst? Für uns, bildgesättigte Konsumenten des digitalen Zeitalters, kein Hindernis bisweilen völlig alltäglich! Mutti würde jetzt sagen: „Das war nicht immer so“, ermahnend den Kopf schwenken und auf verschiedene klassische Printverfahren verweisen. In einem nächsten Schritt würde sie Beispiele unterschiedlicher Künstler runterrattern, die ihre Arbeiten größentechnisch bis in Epochale ausreizen.
Ausreizen klingt erst einmal schrecklich unprätentiös und wenig inspirierend, um auf eine bevorstehende Ausstellung (am 27. Juni 2015 geht’s los) in der Berliner CWC GALLERY aufmerksam zu machen. Passt in diesem Fall jedoch, denn im Gegensatz zur Malerei bestimmt in der Photokunst seit Jahrzehnten die technische Entwicklung das großmögliche Format, welches geprintet und anschließend ausgestellt wird. So weit so gut, kommen wir zum eigentlichen Titel …
Bild: Annie Leibovitz für Vanity Fair
Es gibt Momente in denen ich einfach nur buff bin, sprachlos und ganz klar gerührt. Einen dieser Momente löst das neue Cover der Vanity Fair aus: Annie Leibovitz lichtet (ehemals) Bruce Jenner ab und das erste Mal muss ich sagen, das mir ein Titelblatt aus der Reihe Kardashian-Clan zusagt. Es gefällt mir, ganz ohne Genderwahn und Geschichten drumherum. Bruce stellt sich uns ganz selbstverständlich als Caitlyn vor und ich klatsche ehrfürchtig, verneige mich und hoffe, dass es mit mir viele tun werden. Ach was, sehr viele hoffentlich. Dieses Cover steht als Beispiel für unzählige Menschen, die sich nicht mit einem solchen Auftritt ausdrücken können und in einer, wortwörtlich, ähnlichen Situation stecken.
Mehr habe ich an deiner Stelle nicht zu sagen, wobei: „Chapeau Caitlyn, starker Auftritt!“
Montblanc Sfumato Dokumenttasche in Rich Brown; Bild: Julian Gadatsch
„Das ist ’ne frische Nummer!“ – Jens Henning Koch, Marketingvorstand von Montblanc, bringt jede Menge Humor und Gesprächsstoff mit, als ich ihn im Rahmen der Präsentation von der neuen Sfumato-Kollektion in London zum Interview treffe. Ich habe mich erstmals bewusst dazu entschieden, kein reines Q&A durchzuführen. Warum? Vielleicht, weil ich mich mit der Inszenierung (oh weh: ein Outfitpost auf Horstson) der Produkte ebenfalls auf neues Terrain begebe!
Montblanc Sfumato Dokumenttasche in Rich Brown; Bilder: Julian Gadatsch
Ihr erkennt es richtig, Julian goes Selbstdarstellung. Zugegebenermaßen wohldosiert und noch etwas unbeholfen, bei einer exklusiven Anfrage wie dieser konnte ich jedoch definitiv nicht nein sagen! Ebenso habe ich mir überlegt, dass ich das Textformat hierfür etwas auflockere und die spannendsten Zitate (es waren jede Menge dabei) an passender Stelle miteinbinde. Los geht’s: Während ich im Londoner Hyde Park die neuesten Ledermodelle aus dem Traditionshaus Montblanc spazieren trage, überlege ich mir ununterbrochen, was es wohl mit der außergewöhnlichen Färbung auf sich hat?
Tschüss Norddeutschland – Für mich geht’s heute ab in den Urlaub, Südfrankreich ruft und fragt gleichzeitig nach der passenden Sonnenbrille: Lieber den Wayfarer-Klassiker oder das Pilotenmodell? Bestenfalls keins von beiden! Viel lieber hätte ich eine der neuen Sonnenbrillen aus der ikonischen MYKITA + Maison Martin Margiela-Reihe im Gepäck.