Copyright Peter Berlin, „Self Portrait in Black Cap,” c. 1970s, Hand-painted vintage gelatin silver print, Courtesy ClampArt, New York City
Bevor es Instagram gab, gab es Menschen wie Andy Warhol. Diese Menschen hatten zu einer Zeit, als man noch mehrere Wochen darauf warten musste, bis der Film, den man zuvor im Fotogeschäft abgegeben hat, endlich entwickelt war, durch ihre Fotos einen ganz besonderen Zeitgeist dokumentiert. Diese Menschen zeichneten sich, neben einer ungeheuren Geduld, insbesondere durch den Pioniergeist aus – und dem Willen, ihren eigenen Ideen zu folgen. Einer dieser Vorreiter der Selbstinszenierung war Armin Hagen von Hoyningen-Huene, der es in den Siebziger Jahren unter dem Künstlernamen ‚Peter Berlin‘, insbesondere in der schwulen Subkultur, zu einer großen Popularität gebracht hat.
Die New Yorker ClampArt-Galerie widmet Peter Berlin nun eine Ausstellung …
Copyright Peter Berlin, “Self Portrait in Black Leather I,” c. 1970s, Vintage gelatin silver print, Courtesy ClampArt, New York City
Geboren 1942 in Polen, wuchs Armin Hagen von Hoyningen-Huene in Berlin auf. Er jobbte u.a. als Illustrator, Schneider und Fotograf – wobei ihm das Talent der Fotografie regelrecht in die Wiege gelegt wurde: sein Großonkel war der legendäre Modefotograf George Hoyningen-Huene (1900-1968). So verwundert es auch nicht, dass er schon recht früh Menschen wie Klaus Kinski, Catherine Deneuve oder Brigitte Bardot vor seiner Kamera sitzen hatte. Während von Hoyningen-Huene tagsüber als Fotograf arbeitete, cruiste er abends durch die Parks und Bahnhöfe von Berlin, Rom, Paris, New York und San Francisco.
Er war eine schillernde Gestalt, die es verstand, durch seine selbst geschneiderten Outfits die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – und das nicht nur beim Cruising. Vor mehr als 40 Jahren schuf von Hoyningen-Huene dann die Figur ‚Peter Berlin‘ und avancierte mit seinen homoerotischen Selbstporträts regelrecht zu einer Ikone …
Copyright Peter Berlin, “Self Portrait in Black Mesh Tank Top,” 1976, Vintage gelatin silver print, Courtesy ClampArt, New York City
Peter Berlin wirkte in zwei pornografischen Filmen mit: „Post Haste Hüstle“ (1972) und „Nights in Black Leather“ (1973). Hinzu kommen die eigenwilligen Selbstporträts und dennoch schafft es Peter Berlin, zu einem internationalen Phänomen heranzuwachsen, der Beziehungen zu bekannten Personen der Zeit unterhält: Bedeutende Künstler wie Tom of Finland, Robert Mapplethorpe und Andy Warhol nutzten ihn als Vorlage für Zeichnungen und Fotos.
Bilder: Copyright Peter Berlin, Links: “Self Portrait as Sailor,”; rechts: „Self Portrait by Tree,” Hand-painted vintage gelatin silver print, Courtesy ClampArt, New York City
Peter Berlin, heute 72, lebt noch immer in San Francisco. Mittlerweile ist es ruhig um ihn geworden, was für mich völlig unverständlich ist. Berlin ist Vertreter der Archetypen, die das Bild des Homosexuellen maßgeblich geprägt hat.
Die Ausstellung „WANTED: Peter Berlin“ trägt ihren Teil dazu bei, die Figur Peter Berlin wieder ins Gedächtnis zu rufen – ‚Danke‘ dafür!
Copyright Peter Berlin, Ausstellungsplakat
„WANTED: Peter Berlin“
ClampArt Galerie
531 W 25th Street, Ground Floor
New York, NY 10001
Vereinigte Staaten
Die Galerie ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Andrea
17. September 2015 at 20:16Auch sehr sehenswert: Die Dokumentation „That Man: Peter Berlin“ von Jim Tushinski aus dem Jahr 2005.
Monsieur_Didier
17. September 2015 at 21:22…eins der Phänomene, welches ich irgendwie noch nie nachvollziehen konnte…
aber eine interessante Hintergrundgeschichte…
…einen Flug werde ich wohl trotzdem eher nicht buchen…
Tim
19. September 2015 at 12:47Kannte ihn bisher nicht, gerade auf Facebook Bilder von der Veröffentlichung gesehen. Er sieht mit Anfang 70 immer noch sehr ansehnlich aus 😉