Szene aus Falcons Jock Studio-Film Ramcharger (1984), mit Bob Bishop in der Hauptrolle (rechts). Das Bild wurde vom berühmten Setfotografen Fred Bisonnes aufgenommen. Foto: © FalconStudios.com
Während man vor gar nicht allzu langer Zeit Pornos – wenn überhaupt – eher heimlich konsumiert hat, avancieren heute Darsteller der Filme zu kleinen Stars: Studios wie Cocky Boys haben dem schwulen Porno ein neues Image verpasst und vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns ein Jake Bass oder Levi Karter von einer Kampagne eines Luxuslabels entgegenlächeln. Warum also diesem Filmgenre nicht eine eigene Ausstellung widmen? „Porn That Way“ im Schwulen Museum in Berlin nimmt sich dieser Aufgabe an und vereint erstmals die historische und aktuelle Entwicklung von schwuler, lesbischer, queerer und Trans*-Pornografie …
Szene aus William Higgins Laguna Pacific/Catalina-Zeit: The Young Olympians (1983). Foto: © Catalina / c1r.com
„Porn That Way“ versteht sich als eine wissenschaftliche, kritische und zugleich lustvolle Schau, die sich von den dunklen und versteckten Anfängen der bewusst homosexuellen Pornografie im 19. Jahrhundert bis zu den selbstbewussten öffentlichen Produktionen der 70er Jahre, von Filmen aus der Zeit der AIDS-Krise bis zur aktuellen sex-positiven feministischen Bewegung erstreckt. Ebenso berücksichtigt wird „Romantischer Porno“ als Antwort auf „Reality Porn 2.0“ und die sich zunehmend etablierende Trans*-Pornografie, wobei ich zugeben muss, dass ich mir unter „Reality Porn 2.0“ nicht allzuviel vorstellen kann.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotos, Postkarten, Filme und Zeitschriften, Kostüme, Verträge, Originalvideokassetten, Poster, Flyer – genauso Vintage-Dildos, Erektionsspritzen, Pillen und Kameraausrüstungen – aus Archiven und von Studios sowie Privatpersonen rund um den Globus und spiegelt damit die zunehmende Emanzipation queerer Sexualität wider.
Magazin mit Foto-Story „Making It Big In San Francisco”, mit 70er Jahre Porno-Ikone Jack Wrangler. Archiv des Schwulen Museums
Die Ausstellung ist meiner Meinung nach allein schon wegen der zum Teil unfreiwillig naiv wirkenden Bildern absolut sehenswert.
Eines hat sich übrigens in den Jahrzehnten der Pornografie nicht geändert: die Darsteller drehen ihre Filme immer noch unter den unglaublichsten Pseudonymen – eigentlich schön, dass sich zwischen Reality Porn und Bareback-Film immer noch ein Stück „Tradition“ finden lässt …
Links: Plakat von „Nights In Black Leather“ mit Peter Burian („Peter Berlin“), Bild mit freundlicher Genehmigung von Schwules Museum Berlin; rechts: Premiere des Films Erotikus von Tom de Simone im Paris Theater, Los Angeles 1973. Erotikus beschreibt die Geschichte der schwulen Pornografie von den Anfängen bis in die frühen 1970er Jahre. Foto: © Tom de Simone
Porn that Way
Schwules Museum
Lützowstraße 73
10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30 69 59 90 50
Fax: +49 (0)30 61 20 22 89
Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. März 2015
Siegmar
5. Januar 2015 at 12:56Da ich keine 200 m davon arbeite, werde ich meine Mittagspause nutzen und mir die Ausstellung mal ansehen und ein Blick auf Peter Berlin lohnt ja immer. 😉
Horst
6. Januar 2015 at 10:02@Siegmar ich bin auf Deinen Eindruck gespannt! Ich fand die Bilder schon recht vielversprechend und Peter Berlin ist natürlich ganz großes Kino (und ehrlich gesagt viel zu wenig bekannt)