Bild: Courtesy of SAINT LAURENT PARIS
Es ist schon schwer, eine Kollektion und Präsentation auf die Beine zu stellen, die es schafft, den aktuell in der Luft schwebenden Gerüchten entgegen zu wirken. Glücklicherweise ist Hedi Slimane immer für eine Überraschung gut. Das ging 2013 mit der Grunge-Kollektion los und erreichte nun bei der diesjährigen Herbst-Winter Kollektion einen neuen Höhepunkt. Diese war der Teil 2 der Herbst-Winter Kollektion, da ein überraschend großer Teil bereits als Pre-Fall Kollektion in Los Angeles präsentiert wurde. Warum dieser so groß war, wurde nun klar.
Das, was Hedi Slimane nämlich im Hotel de Senecterre 24 in der Rue de L’université in Paris präsentierte, war Couture. Vom Haus selbst wird die Show zwar nicht als Couture-Show bezeichnet, allerdings lassen Details, Verarbeitung wie auch Präsentationsform keinen Zweifel offen. Erst verlagert Slimane also die Männershow komplett nach Los Angeles und nun Couture zur Prêt-à-porter-Woche. Ich würde an dieser Stelle gern neue Musik präsentieren oder irgendwelche Rockstars in der ersten Reihe, aber auch hier: Fehlanzeige. Lediglich ein Begrüßungswort von Pierre Bergé selbst eingesprochen, sowie die Stimme von Bénédicte Ginestous, die bereits zwischen 1977 und 2002 die einzelnen Modelle ankündigte, waren zu hören. Wo bisher laute Rockmusik herrschte, waren nur die Absätze der Paris Pumps zu hören, die in den jüngst von Hedi Slimane erneuerten und wieder eröffneten Couture-Ateliers gleichmäßig klackerten.
Die Kollektion selbst war stark von Yves Saint Laurent beeinflusst, hatte aber einen großen Hedi Einschlag. Die Kleider und Röcke weiterhin ultrakurz mit starkem 80ies Einschlag. Haare und Make-up erinnerten an die 80er Helmut Newton-Ästhetik. Glamuröse Pailletten-Jumpsuits und die dramatische Schultern der Fuchs-Mäntel und Kleider, welche sprichwörtlich bis in den Himmel reichten, waren nur einige Highlights. Die sehr knappen Kleidchen waren perfekt auf die sehr dünnen Models geschneidert und wurden oftmals mit dem Lieblings-Stück Slimanes, der Lederjacke, aufgemischt. Diese waren wahlweise mit Herzchen-Nieten oder Graffitis verziert. Eine große Auswahl von breiten Statement-Gürteln komplettierten wie schon bei der Pre-Fall Kollektion die Looks.
Was die Show allerdings ausmachte, waren Looks wie Nummer 38 oder 42 mit denen Slimane etwas bewies, was man ihm seit jeher vorwirft: Nicht Yves Saint Laurent konform zu sein und lediglich Streetstyles teuer neu aufzulegen. Spätestens als Pierre Bergé beim herzförmigen Fuchsmantel applaudierte, war klar, dass diese Kollektion nicht nur für den ehemaligen Lebensgefährten ein Highlight war. Auch Catherine Deneuve, die Gerüchten zu Folge angeblich während der Grunge-Show 2013 den Raum verlies, gratulierte Slimane im Anschluss an die Show. Als Slimane zudem persönlich nach vorne kam und Pierre Berge ein kleines Küsschen gab, wurden die Gerüchte natürlich weiter angefeuert. Bleibt also die Frage: Abschiedskuss oder Beginn einer neuen Ära?
Saint Laurent Fall 2016 – „La Collection de Paris“
PeterKempe
14. März 2016 at 13:06Das Kleid mit dem pinken Volant und dem Goldguertel ist mein absoluter Favorit! Well done Hedi und besonders gut die Sichtweise und Erklaerung von Jan ! Merci !
thomash
14. März 2016 at 14:28mir ist hedi slimane ja immer entweder zu ironisch oder wie hier zu prätentiös und “épater les bourgois“ aber der einblick in die show ist super! vielen dank :- )
Jan
14. März 2016 at 14:31Das ist die erste Kollektion von Slimane, die dem Geist und Glamour des Hauses Saint Laurent gerecht wird, auch wenn es für meinen Geschmack insgesamt etwas zu historisch und zu wenig zukunftsweisend wirkt.
Siegmar
14. März 2016 at 14:58ich denke, dass muss sich 3-4 ansehen, auf den 1. Blick ein paar sehr schöne Teile, die Röcke sind mir absolut zu kurz, besonders an Frauen die sich Saint Laurent leisten können. 🙂
PeterKempe
14. März 2016 at 15:06Schon die Praesentation im alten Stil lässt für mich Slimanes Blick in die Zukunft deutlich werden .Was er daraus macht und ob er das weiter entwickelt ,was wünschenswert wäre ,davon lassen wir uns überraschen !
Martin
14. März 2016 at 15:36Sehr eigen?!
Monsieur_Didier
14. März 2016 at 19:07…ach wunderbar…
die erste Slimane-Kollektion für Saint Laurent, die mir absolut gefällt…
ich fand die Grunge-Fetzen fürchterlich und so wird es auch bestimmt einigen mit dieser Kollektion gehen, aber ich finde sie atemberaubend, voller Zitate auf Yves…
…und ja, die Röcke sind kurz, sicherlich zu kurz für die meisten Frauen, aber das hat „diese“ Frauen in den seltensten Fällen davon abgehalten, diese Röcke auch zu tragen…
und recht so, Emanzipation fängt da an, wo man sich einen Teufel um die Meinung der anderen schert…
ich bin hysterisch, ich bin verliebt :-*
Junikäfer
16. März 2016 at 11:59Alfons Kaiser: „…Achtziger-Jahre-Schrott..“
Ich hoffe trotzdem sehr, dass Slimane bei Saint Laurent bleibt.
Thorsten
21. März 2016 at 19:14Die erste Slimane-Saint Laurent-Kollektion, die ich gut finde und die tatsächlich nach Saint Laurent aussieht nach all dem Grunge-Müll der letzten Jahre.