Männermode

Alles wird wieder gut: Berluti Herbst-Winter 2021/2022

(Berluti Herbst-Winter 2021/2022; Foto: Valentin B. Giacobetti)

Der offizielle Modenschauenkalender ist Corona-bedingt etwas durcheinandergeraten: Da eh keine Gäste kommen dürfen (oder, wie bei Bottega Veneta, nur sehr wenige und dann auch mit der Gefahr, für, nun ja, ‚Irritationen‘ zu sorgen), sprechen sich viele Labels vom offiziellen Schauenkalender frei und präsentieren dann, wann es aus ihrer Sichtweise am besten passt. Am 8. April 2021 passte es bei Berluti und so zeigte das französische Label seine Herbst-/Winterkollektion 2021 in einer digital inszenierten Kunstinstallation: „Living Apart Together“, so der Name der Performance, was übersetzt „Getrennt zusammen leben“ bedeutet und die gegenwärtige Situation gut zusammenfasst.
Die Idee der Präsentation war es, den Zwängen unserer Zeit zu trotzen. Zur Verstärkung holte sich Kris Van Assche, der künstlerische Leiter von Berluti, den Videoregisseur Antoine Asseraf sowie Yoann Lemoine (hier geht’s zu einem Interview, das wir vor einiger Zeit mit dem Musiker geführt haben), den die meisten als Woodkid kennen.

In der Szenografie griff die omnipräsente Corona-Situation auf und so finden auf dem Boden Markierungen, die soziale Distanz implizieren – Grafiken, die uns allen inzwischen vertraut sind. Als Kontrast dazu steht die Choreografie: Sie soll ein Gefühl der Freiheit ausdrücken, zumindest insoweit, wie es aktuell überhaupt möglich ist.

Doch naturgemäß steht nicht die Präsentation im Vordergrund, sondern die Kollektion: Kris Van Assche hat Anzüge entworfen, die in Blockfarben ausgeführt werden und die die Farbpalette von Lev Khesin aufgreifen. Im Styling werden sie dann aber dekonstruiert und ihre einzelne Komponenten dann durch die komplette Kollektion vermischt, wodurch eine gewisse Lässigkeit entsteht. Die charakteristische Patina von Berlutis Schuhen werden auf Lederjacken, die übrigens von Hand gefärbt wurden, zitiert. Eines der Highlights dürfte ein von Hand genähter Mantel (Bild 3 in der Galerie) sein, der an eines der Werke von Lev Khesin erinnern soll: Die Naht wird hier selbst zum Muster. Eine Kapuzenjacke und ein Pullover aus handgewebtem Leder interpretieren das visuelle Universum des Künstlers in geometrischen Mustern. In Anzügen, die in exakten Drucken der Kunstwerke wiedergegeben werden, sind die Motive akribisch zwischen Jacke und Hose ausgerichtet.
Die komplette Kollektion ist casual aber trotzdem auch ein bisschen formell und niemals zu nachlässig – nicht zuletzt durch die Farbverläufe und Degradés.
Mehr noch: Die Farben verbreiten Optimismus und werden raffiniert gegen Schwarz kombiniert, was ein Zitat an unsere Zeit zu sein scheint: Alles wird wieder gut. Hoffen wir, dass Kris Van Assche richtig liegt.

  • Siegmar
    16. April 2021 at 23:54

    Einer der besten Herrenkollektionen. Tragbar und tolle Schnitte und Farben. kris van assche at the best.

  • Kris Van Assche verlässt Berluti – Horstson
    22. April 2021 at 03:59

    […] wenigen Tagen zeigten wir noch die Herbst-Winter-Kollektion 2021-2022 von Kris Van Assche für Berluti, nun wird bekannt, dass der Designer das Luxuslabel verlässt. The Business of Fashion […]