(Bild: Allbirds)
Um es vorweg zu nehmen: Ich habe auch Allheilmittel gegen alles Elend dieser Welt parat, aber wie wäre es damit, Kleidung, Accessoires und Sneaker zu realistischen Preisen zu produzieren und auch zu verkaufen?
Es kann ja nicht sein, dass die Textilarbeiterin in Bangladesch mit Blut, Schweiß und Tränen Teile der neuen, ach so angesagten Sneaker mitfinanzieren muss, das sich irgendeine verwöhnte Göre oder Mann mitten im reichen Deutschland für zum Teil Hunderte Euro kauft.
Doch der einzig sinnvolle Weg für einen möglichst nachhaltigen Umgang mit Mode ist, weniger Kleidung zu kaufen – weniger ist eben fair. Konsumverzicht ist aber, und da schließe ich mich ein, einfacher als gesagt, schließlich frohlocken auch wir hier Tag für Tag mit Objekten der Begierde. Also heißt es, zumindest bewusster einzukaufen – niemals Fast Fashion, mehr hochwertige Marken oder im besten Falle sogar zu reinen Nachhaltigkeitslabels zu greifen.
Hier drei Sneaker-News aus dem grünen Bereich der Mode, die ein Umdenken vielleicht etwas leichter machen …
Allbirds
Eukalyptus und Zuckerrohr? Hört sich nach Zutaten für einen leckeren Tee an, sind aber auch Bestandteile von Sneakern. Allbirds, ein nachhaltiges Schuhunternehmen mit Hauptsitz in San Francisco, das bisher mehr als eine Million Paar Schuhe verkauft hat, startet nun auch in Deutschland.
Hinter Allbirds stehen Tom Brown (WM-Fußballspieler aus Neuseeland) und Joey Zwillinger (Ingenieur für Biotechnologie und erneuerbare Energien), die schon früh auf prominente Träger gesetzt haben: Barack Obama, Cindy Crawford, Courtney Cox, Hugh Jackman, Jennifer Garner, Mila Kunis und Ashton Kutcher wurden in Allbirds Sneakern gesichtet. Leonardo DiCaprio war sogar so überzeugt, dass er persönlich in den „weltweit komfortabelsten Schuh“ (TIME Magazine) investierte.
Beim Herstellungsprozess des Wool Runners von Allbirds wird im Vergleich zu herkömmlichen Sneakers übrigens 60 % weniger Energie verbraucht. Die im März 2018 eingeführte Tree-Kollektion der Marke besteht aus ethisch produzierten Eukalyptusfasern – diese verbrauchen verglichen mit traditionellen Schuhmaterialien 95 % weniger Wasser und produzieren nur halb so viel CO2. Allbirds verwendet sowohl bei der Tree- als auch bei der Wool-Kollektion Schuhbänder aus recycelten Plastikflaschen und Einlegesohlen aus Rizinussamen. Das klingt dann auch nicht mehr nach Tee, sondern nach schönen, nachhaltigen Schuhen.
Wado
Vor etwas über einem Jahr startete das spanische Label Wado mit einer Crowdfunding-Kampagne. Das selbst ernannte Ziel war es, Geld für die Produktion von zeitlosen Sneakern zu sammeln. Dass das Design klassisch sein sollte, hatte auch einen guten Grund: Sie kommen niemals aus der Mode, sondern können im besten Fall über Jahre hinweg getragen werden – eine Philosophie, die wir auf Horstson schon immer vertreten: Kaufe wenig, dafür hochwertig.
Die Schuhe sollten, so die Idee der Wado-Initiatoren, ausschließlich in Europa produziert werden – in Hinblick auf die Tatsache, dass die Herstellung von dem Großteil der Schuhe, die wir alle Tag für Tag tragen, in Asien oder in Entwicklungsländern stattfindet und dass wir damit zum Teil die Ausbeutung von Arbeitskräften in Kauf nehmen eine erfreuliche Idee.
Wado hat sich von Anfang an entschlossen, dieses Spiel nicht mitzuspielen und nur mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die ihre Mitarbeiter respektieren, ihre Lebensbedingungen verbessern und ihnen ein gutes Arbeitsumfeld bieten – in einer Fabrik, in der die Beschäftigung frei gewählt wird.
Die Idee kam an und fortan kann man die Sneaker aus recycelten Materialien für ca. 119 Euro das Paar kaufen. Hat man das getan, pflanz Wado zusammen mit der Non-Profit-Organisation „We Forest“ zwei Bäume, die nicht nur helfen, die am meisten benötigten Gebiete auf dem Planeten wieder aufzuforsten.
VEJA
Zu guter Letzt Sneaker-News vom Platzhirschen. Sébastien Kopp und François-Ghislain Morillion haben sich ihren Traum von einer eigenen Firmenphilosophie verwirklicht: Die Baumwolle, die sie für die Produktion ihrer Sneaker verarbeiten, kommt ganz ohne Düngemittel und Pestizide aus. Stattdessen wird sie nach den Prinzipien der nachhaltigen Landwirtschaft angepflanzt und ist – na klar – mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet. Das klingt heute nicht sonderlich ungewöhnlich, 2004, also als die beiden Franzosen ihr Label VEJA gründeten, war es, dezent gesagt, eine ungewöhnliche Herangehensweise. ‚Os franceses locos‘, ‚die verrückten Franzosen‘ wurden Sébastien Kopp und François-Ghislain Morillion von den Baumwollbauern genannt, weil sie mehrere Wochen bei den Baumwollbauern blieben, um zu verstehen, wie die Menschen arbeiten, wie Kopp ggü. der „Zeit“ erklärte.
Das ist alles sehr lange her und VEJA hat Standards gesetzt. Nun stellt das französische Label bereits zum zweiten Mal einen Sneaker aus Maisleder vor.
Der V-10 C.W.L. („C.W.L.“ steht für Corn Waste Leather) wird aus einer Mischung aus Baumwolle und Maisabfall hergestellt. Damit möchte VEJA eine Alternative zu Leder anbieten, also einen zu 100 % veganen Sneaker, der den Anspruch hat, wie ein Lederschuh auszusehen und sich auch gleich anzufühlen, nur eben nicht aus Tierhaut hergestellt wurde.
Ist also alles im grünen Bereich? Mit Sicherheit noch nicht, aber es ist ein guter Anfang …
Siegmar
4. September 2019 at 10:02Die sind alle klasse und Vejo sind wirklich sehr schön
Paul Meißner
8. September 2019 at 19:55Es freut mich sehr, dass du das Thema Nachhaltigkeit im Bezug auf Mode und Design aufgreifst. Die gezeigten Modelle zeigen (für meinen Geschmack) sehr gut, dass nachhaltig zu kaufen nicht bedeutet in Sachen Design Abstriche machen zu müssen. Außerdem stellt dein Beitrag interessante, zumindest mir, völlig neue Brands vor und macht Lust auf mehr.