Helmut Newton; Villeroy & Boch, Paris & Cap d’Antibes, 1985 © Helmut Newton Foundation, Berlin
Werbung haftet zum Teil ein negatives Image an. Warum eigentlich? Manchmal ist es vielleicht sogar anspruchsvoller, in einem vorgesteckten Rahmen eine Botschaft zu übermitteln, sei es per TV-Spot, Fotografie, Blogpost 😉 oder oder oder.
Einer, der das Kunststück beherrschte, mit Auftragsarbeiten den Adressaten in seinen Bann zu ziehen, war Helmut Newton. Die Aufnahmen des legendären Fotografen unterschieden sich kompositorisch und stilistisch nicht zwischen der Arbeit für Zeitschriften und den Aufträgen von Werbekunden. Dass das so war, lag auch an der Carte Blanche, die ihm meist vom Auftraggeber ausgesprochen wurde: Selbstironisch nannte er sich „A Gun for Hire“ – und so hieß auch June Newtons Buch über seine kommerzielle Fotografie, das nun in einer von der Helmut Newton Stiftung überarbeiteten Neuausgabe im Taschen Verlag erscheint.
In „Helmut Newton. A Gun for Hire“ finden sich auf 240 Seiten zahllose Newton-Fotografien, allesamt sorgsam ausgewählte Abbildungen aus dem umfangreichen Archiv, ebenfalls auch Klassiker, die sich ins visuelle Gedächtnis gebrannt haben und man im Geiste gar nicht mehr mit Werbeaufnahmen in Verbindung bringt, sie aber dennoch genau dort ihren Ursprung haben.
„Die fotografische Arbeit mancher Menschen ist Kunst. Meine nicht. Wenn meine Fotos zufällig in einer Galerie oder einem Museum ausgestellt werden, soll es mir recht sein. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie mache. Ich bin ein ‚Auftragskiller'“. Helmut Newton 2004 zu „Newsweek“.
Diesem selbst ernannten Image des Auftragskillers wurde Helmut Newton in seinen Arbeiten für Werbekunden mehr als gerecht, wie ein Blick in „A Gun for Hire“ beweist. Das Who’s Who der Marken gibt sich dort die Klinke in die Hand: Chanel, Yves Saint Laurent, Versace, Thierry Mugler, Blumarine, Villeroy & Boch, Absolut Vodka (um nur eine Auswahl zu nennen). Was alle Bilder eint, ist, dass die Werbebotschaft zwar mitschwingt, aber so ansprechend, dass der Betrachter regelrecht von ihr in den Bann gezogen wird …
Übrigens: Parallel widmet sich die Berliner Helmut Newton Foundation in „Helmut Newton. Brands“ mit über 100 Fotografien in einer Ausstellung den kommerziellen Auftragsarbeiten des Fotografen.
Helmut Newton. A Gun for Hire
Helmut Newton, June Newton, Matthias Harder
Hardcover, 23 x 30,5 cm, 1,85 kg, 240 Seiten
€ 50 | CHF 50
ISBN 978-3-8228-4643-8 (Deutsch, Englisch, Französisch)