(Staatsballett Berlin; Romeo und Julia; Foto: Fernando Marcos)
Auch wenn man in der Schule geschlafen hat und sich grundsätzlich nicht für Shakespeare interessiert: Romeo und Julia kennt man und weiß zumindest grob worum es geht. Zwei verfeindete Familien (Capulet und Montague) und Romeo und Julia, die aus jeweils einer der Familien stammen und sich natürlich ineinander verlieben. Am Schluss sind beide tot, alle sind traurig und Ende. Aber genauso unterschiedlich wie die Meinungen zum Stück sind es auch die Inszenierungen bzw. Verfilmungen.
Staatsballett Berlin; Romeo und Julia; Foto: Fernando Marcos
Für die aktuelle Spielzeit hat sich Noch-Intendant Nacho Duato dem Drama angenommen und es auf die Bühne der Staatsoper Unter den Linden gebracht. Aber wer ein überladenes Bühnenbild erwartet, liegt falsch. Weder Bühne noch Kostüme sind in irgendeiner Weise verkitscht oder überzogen, wie man es vielleicht erwarten mag. Stattdessen ist alles sehr konstruiert und architektonisch durchdacht. So ist Julias Hauswand schwarz und dessen Fenster sowie die Tür werden durch zwei in der Größe verstellbare und von hinten beleuchtete Spalten dargestellt. Klingt jetzt sehr basic, ist in seiner Einfachheit allerdings eindrucksvoll und klar dargestellt. Dafür verantwortlich ist übrigens Jaffar Chalabi, der zusätzlich Leiter eines Architekturbüros ist. Das erklärt vielleicht auch das im positiven Sinne sehr konstruiert wirkende Bühnenbild. Besonders gut zeigt sich diese Einfachheit zum Beispiel in der Familiengruft-Szene der Capulets. Denn hier wirkt gerade durch das reduzierte Bühnenbild die Szenerie bedrückend und alles um sich herum verschlingend. Auch die Kostüme (Angelina Atlagic) sind nie überladen, sondern überzeugen mit einer dezenten Opulenz. So schlicht Bühne und Kostüme daherkommen, sind es eben die Tänzer glücklicherweise nicht. Polina Semionova ist wie immer grandios, federleicht und findet in ihrem Romeo (Ivan Zaytsev a.G. Mikhailovsky Theater St.Peterburg) den perfekten Tanzpartner.
Staatsballett Berlin; Romeo und Julia; Foto: Fernando Marcos
Es sind aber nicht zuletzt auch die Rivalen Tybalt (Federico Spallita) und Mercutio (Arshak Ghalumyan), beide hervorragend in ihrer Darbietung, die dem ganzen Liebesleid eine gehörige Portion Action verleihen. Ein besonderes Auge sollte man außerdem auf die drei Harlekine haben (Vladislav Marinov, Wei Wang, Dominic Whitbrook). Oft im Hintergrund, sorgen die drei mit Artistik, kleinen Späßen und unterhaltsamen Aktionen für den ein oder anderen Lacher. Zumindest bei mir, denn ein Großteil des Publikums hat sie nicht wirklich wahrgenommen. Schade eigentlich.
Weitere Termine für Romeo & Julia:
DI 12.06.2018
MI 20.06.2018
SA 23.06.2018
Mehr Infos gibt es hier.
Siegmar
30. Mai 2018 at 16:43Wunderbar
Doda, Goecke, Duato @ Komische Oper Berlin | Horstson
4. Juni 2018 at 09:17[…] war es noch Romeo & Julia, d.h. klassische Kost für jedermann, jetzt bewegen wir uns in deutlich abstrakteren Gefilden. […]