Influencer

Streetstyle, Streetstyle

Bill Cunningham at Fashion Week; Foto: Jiyang Chen; CC BY-SA 3.0

Wer schon seit ein paar Jahren dem Modezirkus beiwohnt oder dem Treiben betroffener Akteure aus Leser- und Konsumentensicht folgt, dem wird aufgefallen sein: da ist eine Menge im Umbruch, enorme Geschwindigkeit im Spiel! Dass ist an vielen Stellen auch gut so, keine Frage. Alles andere wäre schlichtweg behäbig, gar langweilig und keinesfalls dem ewig fordernden Zeitgeist entsprechend. Dann und wann sollte man jedoch auch die kritische Distanz suchen, Prognosen vornehmen und diese entweder aussprechen oder flux im Hinterkopf behalten. Letzteres trifft auf mich zu, Kategorie „Immerwährender Beobachter mit wenig Drang zum Mucks“ beschreibt mich wohl ganz treffend. In einem Fall hätte ich jedoch durchaus mal früher den Mund aufmachen können: Stichwort „Streetstyle“. Das Manegenpony der Mode ist nirgends weg zu denken, selbst alteingesessene Publikationen setzen immer häufiger auf internationale „Frisch von der Straße“-Authentisch-Styles und kürzen hierfür fleißig an herkömmlichen Editorial-Seiten. Bei Facebook und Instagram flattert das bunte Treiben ohne Unterlass durch den Feed, von morgens bis abends gibt’s kaum anderes zu sehen – nicht nur während der Modewochen. Prinzipiell nutze auch ich das sehr gerne als Inspirationsquelle und Hübsche-Leute-Schauen, da mag ich mich gar nicht ausklammern. Ich würde wohl auch nichts dagegen einwenden, wenn auch ich ein wenig mehr Talent zum wenig gestellt wirkenden Posen abbekommen hätte.

Was mir jedoch seit Stunde Eins auffällt, und damit sind in erster Linie nicht unbedingt nur die unangefochtenen Gurus von Scott Schuman, Adam Katz Sinding bis Sandra Semburg gemeint: es gibt sehr selten einen Verweis darauf, wer beim gelungenen Schnappschuss überhaupt auf den Knopf gedrückt hat. Da stehen vor den Zelten der Fashion Weeks ganze Armada an eifrigen Knipsern und am Ende wissen die wenigstens (wenn nicht von der Bild- und Formsprache her charakteristisch ablesbar), von wem das Foto überhaupt stammt. Die wenigsten posthungrigen Blogger und Streetsyle-Profis – mitunter jede Menge Redakteure auf Instagram samt Privatkanal, die sonst geflissentlich darauf achten, dass unter jeder gedruckten Modestrecke gut lesbar ihr Kürzel prangt – unterschlagen damit die Arbeit von ihrem Gegenüber. Ihrem zu 99,9% wohlgesonnenen Fotografen-Gegenüber, der es nicht darauf anlegt, Doppelkinn, Essensreste oder sonstige Unvorteilhaftigkeiten abzulichten. Klar, die oftmals wunderschönen Resultate werden in Windeseile durch die Welt gejagt und stärken gut und gerne Klickreichweiten, so läuft das System. Dazu kommt natürlich (auch diese Entwicklung ist noch nicht allzu alt im Geschäft), dass viele der Blogger mittlerweile gut arbeitende Businessleute geworden sind – was unbestreitbar lobenswert ist.

Heißt im Umkehrschluss oftmals bei den geschäftstüchtigen Modeschauläufern: bezahlte Klamotte. Da wird es dann kleinteilig und kompliziert. Wobei? Runtergebrochen ist es ganz einfach, denn die abgelichteten Blogger machen oftmals Geld mit den jeweiligen Fotos, viele (nicht alle, vage Pauschalisierungen sind an dieser Stelle unangebracht) der Streetstyle-Fotografen jedoch nicht. Es kommt zudem immer häufiger vor, dass sie gar nicht erst erwähnt oder verlinkt werden. Bedingt dadurch kommt es zu einer Vielzahl an Missbräuchen des Bildrechts, eine Einwilligung zur Weiterverbreitung wird schlichtweg nicht eingeholt. Das ist nicht cool… Umso schöner ist es doch zu hören, dass sich 30-40 Betroffene mit einer geschätzten Reichweite von rund drei Millionen Followern zusammengetan haben und das Thema fortan im Kollektiv angehen. Ab sofort findet man unter deren Veröffentlichungen den Hashtag #NoFreePhoto, ein eindeutiges Zeichen des Protests. Ich finde, dass damit ein Schritt in die richtige Richtung gegangen wird. Die Arbeit der betroffenen Streetstyle-Fotografen sollte fortan stärker gewürdigt werden, oder was denkt ihr?

Was haltet ihr von der Aktion und vor allem: seid ihr ähnlicher Meinung bezüglich des Themas? Klar, gerne höre ich mir auch Gegenstimmen an – vielleicht habe ich eurer Meinung nach ausschlaggebende Punkte nicht ausreichend berücksichtig!

  • Siegmar
    27. September 2017 at 14:00

    Diese ganzen sogenannten Influencer werden hofiert und als bedeutend für die Modebranche hingestellt. Mich nerven oft die Beträge von solchen Leuten und den Hype den das Modebusiness darum macht. Die meist dünnen, ohne wirkliches Hintergrundwissen geposteten Beiträge finde meist nur langweilig.

  • Horst
    28. September 2017 at 22:29

    Irgendwann mahnt jeder jeden ab.