Männermode

PRADA Herbst/Winter 2016 – Querelle meets Contemporary Art

Bild: Courtesy of PRADA

In einer Art Labyrinth aus hölzernen Treppen und Plattformen, das an eine Mischung aus Shakespeare-Theater des 16. Jahrhunderts und „M.C. Escher“-Labyrinth erinnerte, präsentierte PRADA im Januar die Herbst/Winter-Kollektion. Wie immer zeigte das Haus parallel einige Entwürfe für Frauen. Die Hauptkollektion für Frauen wird dann aber erst im März präsentiert. Vielleicht ändert sich diese Abfolge ja in absehbarer Zeit: Nachdem Burberry, Tom Ford und Paul Smith die Schauen zusammenzulegen, wird sicherlich in jedem Haus über diesen Schritt nachgedacht. „Abwarten und Tee trinken“, wie meine Großmutter gesagt hätte.
Dass es aber einen Umbruch in der gesamten Fashionwelt geben wird, zeichnet sich immer deutlicher ab – die Kostenschraube für die vielen Kollektionen und Schauen zieht sich eben immer enger zu. Doch PRADA war und ist immer einer der Vorreiter, wenn es darum geht, eine feine Nase für Entwicklungen zu haben …
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Bilder: Courtesy of PRADA
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Bilder: Courtesy of PRADA

Die Männerkollektion bei PRADA war diesmal, obwohl typisch PRADA, sehr grafisch angelegt und auf den ersten Blick regelrecht avantgardistisch. Bei genauerem Hinsehen fanden sich allerdings viele tragbare Klassiker und vor allem viele Icons der Geschichte des Hauses, die auf die Zukunft umgesetzt wurden. Augenfälligste Keypieces, und sicherlich das Erkennungsmerkmal des nächsten Winters, sind die Artworks auf Hemden und Shirts, die gemeinsam mit dem in Berlin lebenden Grafiker, Künstler und Filmemacher Christophe Chemin entstanden sind. Große Oversized-Hemden und die so gern von PRADA gezeigten italienischen Fischerhemden mit Spatenkragen im Stil der Fifties zeigen die verschiedensten Fantasien des Künstlers. Mit den Sailor-Mützen kommen sofort Assoziationen an Filme wie „Querelle“ von Rainer Werne Fassbinder auf, die übrige Kollektion, mit ihren klassischen Karosakkos, doppellagigen Schlupfpullovern und gepaspelten Jackets, wirken hingegen wie aus „Le Quai de Brumes“ entsprungen.
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Bilder: Courtesy of PRADA
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Bilder: Courtesy of PRADA

Sehr kurze, im Saum geknöpfte gerade Hosen, die nicht nur die Sicht auf die Socken erlauben, sondern auch auf die extravaganten, sehr von den Proportionen vergrößerten, meist zweifarbigen Schuhen betont. Auffällig sind in dieser Kollektion die sehr schönen, in glänzendem Leder gehaltene Mischung aus Haferl- und Golfschuhen, die sicherlich ein Renner werden.
Es finden sich viele Verweise auf englische, etwas vom Country inspirierte Herrenmode der dreißiger Jahre, wie Rhomben-Pullis und -Pullunder der Vorkriegszeit, Houndstooth-Sakkos mit Teddy-Applikationen und praktischen Jagdtaschen. Doch PRADA wäre nicht PRADA, wenn das Ganze nicht grafischer und modernisierter und mit der typischen Handschrift des Hauses übersetzt wäre …
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Bilder: Courtesy of PRADA
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Bilder: Courtesy of PRADA

Ein Highlight waren auch die Capes, und die taillierten Redingot–Mäntel, dazwischen Mäntel, die an Offiziere des 18. Jahrhunderts erinnern – die Mischung macht’s spannend. Was diesmal völlig fehlt: Technomaterialien, Drucke im Stil von Hotelvorhängen und die für PRADA typischen Sixties- und Seventies-Muster. Bei den Farben überwiegen die Klassiker der Menswear: Grau, Marine und klassische Gitterkaros, Braun, Sandbeige und Camel.

Es gibt sehr viel zu entdecken in dieser Kollektion, die, wenn man von den Printhemden absieht, nichts für Männer ist, die es gerne haben, dass man die Kleidung sofort als PRADA erkennt. Aber genau das ist die Stärke für mich, weil sie dadurch wirklich Klassik mit Avantgarde verknüpft und genau die Zeichen der Zeit erkannt hat. Absolute Favorites sind natürlich die Oversized-Hemden mit den Artworks von Christophe Chemin. Doch die eigentlichen Stars dieser sehr richtungsweisenden Kollektion sind für mich aber der Strick und die Schuhe.

PRADA schafft es immer wieder sich, treu zu bleiben, aber sich gleichzeitig auch neu zu erfinden …

  • Siegmar
    15. Februar 2016 at 12:47

    Der Strick ist super schön, ich habe mich sofort in eine Jacke verliebt und die Schuhe ebenfalls klasse 🙂

  • thomas
    15. Februar 2016 at 16:45

    Den Harlekin-Bomber!!!!

  • blomquist
    15. Februar 2016 at 19:40

    Oh je…so viele tolle „Objekte der Begierde“.

  • PRADA Herbst/Winter 2016-2017 – Die Facetten einer Frau | Horstson
    2. März 2016 at 11:32

    […] Prada wollte mit ihrer Präsentation, die an die Herrenschau vom Januar anknüpfte und die ebenso Artworks des in Berliner Künstlers Christophe Chemin aufgriff, […]