Bei Gucci wird durch Alessandro Michele alles anders und es ist – das geben wir gerne zu – auch für uns äußerst spannend, diese Entwicklung von Anbeginn Schritt für Schritt verfolgen und darüber berichten zu können.
Wohlgemerkt, vor noch nicht einmal einem Jahr trat Michele an, um dem Konzern ein völlig neues Gesicht zu geben – weg von Gleichförmigkeit und Mainstream und hin zu Individualität und einer völlig eigenen Handschrift. Seine erste wirklich nur von ihm und seinem Team gestaltete Kollektion kommt jetzt in die Läden. Die Stores sind auch die Orte, an denen das rüberkommen muss, was der Designer an Ideen und Philosophie in den Kollektionen ausdrücken möchte. Die Accessoires haben sich bei Gucci gewandelt und Michele legt viel mehr Wert darauf, dass sich auch jüngere Modefreaks etwas aus den Kollektionen leisten können – so ist der breite Vintage-Gürtel schon längst wieder ein Kultobjekt. Seine Löwen- und Vintage-Ringe mit farbigen Steinen sind, ebenso wie die Loafer, die aussehen, als hätte man ein Meerschweinchen angezogen, heiß begehrt.
Bild: Gucci (PR)
Die größte Innovation von Alessandro Michele ist aber, dass er Maskulinität und Femininität immer wieder gegenüberstellt und Vintage mit Modernität vermischt. Das Handwerk und die Gucci-Codes hat er verinnerlicht, was ihm aber einen größeren Spielraum der Fantasie zu geben scheint. Was für Michele scheinbar in seinem eigenen Leben eine große Rolle spielt und was er in seine Arbeit einfließen lässt, ist Individualität und Eklektizismus. Der Überraschungseffekt, der für ihn der eigentliche Grund ist, gerade jetzt die Stores des Unternehmens zu verändern, sorgt dafür, dass auch dort die neue Stilistik transportiert wird. Das Rom nicht in einem Jahr erbaut wurde, braucht man dem Sohn der Ewigen Stadt nicht zu erzählen und so erfolgen auch diese Modernisierungen nach und nach.
Pünktlich zur Mailänder Modewoche wurde nun ein Teil der Boutique in der Via Montenapoleone umgestaltet. Alessandro war es zum einen wichtig, dass die Gucci-Heritage zum Ausdruck kommt. Auf der anderen Seite sollen die Stücke auch für sich selbst stehen und ermuntern, die Kollektion zu entdecken.
„Wir leben heute in einer Welt der Kontraste, und genau das macht das Leben interessant“, so Alessandro Michele. „Das neue Storedesign vereint nicht nur verschiedene Elemente und verwischt die Grenzen zwischen Traditionellem und Zeitgemäßem, es ermöglicht es den Kleidungsstücken auch, für sich selbst zu sprechen.“
Kontrastive Elemente stehen für verschiedene Designcodes, die im Zusammenspiel neugierig machen; der Kunde hat das Gefühl, ständig neue Aspekte des Stores zu entdecken. Reisen ist ein zentrales Thema des neuen Storedesigns – eine Hommage an die Geschichte des Hauses, symbolisiert durch die Verwendung von Reisegepäck, insbesondere von Koffern – als Dekoelementen.
Bild: Gucci (PR)
Dass Alessandro Michele durch seine Eltern, die Bühnenbildner waren, bestens bei der Interieurgestaltung mit „Match and Mix“ vertraut ist, zeigt, dass er Vintage-Perserteppiche in Kirschrot und Pfauenblau gegen Zementoberflächen setzt. Die Vitrinen für die Accessoires mixen Industriematerial mit gestepptem Samt, der an Opernstühlchen in blassrosa und pistaziengrünem Satin erinnert. Seine Warenpräsentation verlockt – wie früher in traditionellen Couture Häusern üblich – und könnte auch aus dem Film „Die Frauen“ vom US-amerikanischen Filmregisseur George Cukor entsprungen sein.
Der Store ist mit vielen liebevollen Details – wie Samtsesselchen in Pralinenfarben (Pradas Pasticceria Marchesi ist gleich nebenan) – ausgestattet. Das Schöne ist aber, dass Gucci nicht weltweit die Stores genau so gestalten will – Ziel ist es vielmehr, dass das Design individuell auf die jeweilige Location abgestimmt wird.
Alessandro Michele sieht Mode und Gucci als eine Art Gegenwartskunst und versucht, alles mit einer großen Passion und Herzenswärme zu sehen. Seine Normalität und Unangestrengtheit lässt ihn mit ganz klarem Konzept etwas verändern und ich finde, dass er ganz viel von dem zurückbringt, was eine Luxusmarke und das Spiel mit Materialien und Mode ausmacht. Mode hat etwas mit Spaß und Freude zu tun und dass das Auge gerne an schönen Dingen verweilt. Ein Gefühl, das er auf sehr subtile und moderne Weise transportiert …
Gucci Store Milano
Via Monte Napoleone, 5/7
20121 Milano
Italien
Der Store hat täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
Siegmar
2. Oktober 2015 at 15:34Peter, sehr schöner Artikel und ich interessiere mich immer mehr für Alessandro Michele, der Store auf dem Bild find ich klasse und die Teile der Kollektion, nach mehrmaligem hinsehen, gefallen mir immer besser. Ich denke man muss sich intensiver mit seiner „Welt“ beschäftigen. Als alter Gucci-Fan war ich anfänglich ziemlich verwirrt, mir gefällt´s einfach immer mehr.
British Fashion Council: Alessandro Michele bekommt "International Designer Award" | Horstson
17. November 2015 at 10:23[…] seine Erfahrung genutzt, den Flagship-Stores eine ganz neue Magie einzuhauchen …“ Der Mailänder Store in der Via Montenapoleone zeigt, dass es sich wieder lohnt, in Monostores zu stöbern. Micheles Mix aus verschiedenen […]