Nadège Vanhee-Cybulski zeigte jüngst ihre erste, mit Spannung erwartete Prêt-à-porter Kollektion für Hermès. Die Plätze waren heiß umkämpft und für Hermès Begriffe war es dann sogar ein großes Defilee: Das Haus zieht es normalerweise vor, seine Kollektionen im intimen Rahmen zu zeigen. Gekaufte Promis oder Front Row Exhibitionisten mögen die dezenten Unternehmer nicht. Sympathisches Understatement der alten Schule – eine Tugend, die im Hause nicht nur eine Floskel oder Marketing ist, sondern konsequent gelebt wird. Die Marke ‚Hermès‘ und ihre Dauerhaftigkeit für die nächsten Generationen stehen im Vordergrund …
Bild: Hermès
Der Designerwechsel bei Hermès im Sommer letzten Jahres war eher die Ausnahme und wurde sicherlich im Vorfeld sorgsam abgewogen. Man hat sich mit Nadège Vanhee-Cybulski nicht für einen Designer mit glamourösen Klang entschieden, sondern eine erfahrene Teamarbeiterin gewählt, die schon bei „The Row“ durch einen konsequenten Entwurf bestach.
Vanhee-Cybulski symbolisiert einen Neustart in der siebten Generation des Hauses Hermès. Sie startet ein gleichermaßen selbstbewusstes wie eigenständiges Prêt-à-porter. Die Entwürfe zeigen eine ganz eigene Handschrift, sind designstark und setzen zeitgemäß das Handwerk und die Codes des Hauses um. Liegt der Schwerpunkt auf Leder, Accessoires und den zahlreichen Metiers für die Hermès steht, gibt die Belgierin jetzt den Startschuss für ein durch und durch individuelles und wichtiges Signal: Hermès gilt als Modelabel für eine Frau, die ihren eigenen Stil und ihre Persönlichkeit durch luxuriöse Schlichtheit betont. Es sind Entwürfe, die voll und ganz dem Haus entsprechen und nicht auf saisonale Effekthascherei aufbauen, sondern auf Dauerhaftigkeit und Stil.
Bilder: Hermès
Die Silhouette ist feminin, nah am Körper und umschmeichelt fließend die Persönlichkeit der Trägerin und so erinnert die Linienführung eher an „Jil Sander“ als an einen „Parisienne“-Stil!
Die Heritage von Hermès wird in der Kollektion modern auf die Zukunft übertragen – so „wachsen“ angedeutet Sättel aus Rocksilhouetten. Equestrian-Heritage aus der Reiterei wird bei den „Amazonen“-Kleidern und in Hals- und Kragenlösungen zitiert. Natürlich wird Lamm- und weiches Leder von exotischen Tieren verarbeitet – ein Material, für das Hermès steht. ‚Rocabar‘, die Pferdedecke, gibt ihr Entrée in luxuriöser Form als Poncho oder Mantel in veränderten Farbsignalen. „Brides de Gala“, das Hermès-Tuch schlechthin, erscheint als überfärbtes Detail oder sublim angepasst als Stoff für neue Klassiker.
Bild: Hermès
Seide, eine weitere Spezialität der Sattlerdynastie, wird zur zweiten Haut verwandelt und in raffinierten Lagenlooks verpackt. Kleider, die fast puristisch wirken und mit eleganter Schlichtheit durch die Materialien bestechen, werden mit echtem Schmuck aufgepeppt. Hochwertigkeit steht an absoluter Nummer eins.
Bei den Mänteln überrascht Doubleface in neuen Optiken: Außen Baumwolle und innen Kaschmir-Flanell. Mäntel und Kleider sind offensichtlich die große Stärke von Vanhee-Cybulski …
Bilder: Hermès
Schaut man sich die Kollektion weiter an, sind die großen Überraschungen der Cocktail und der Abend. Strick steht dort im Vordergrund, allerdings in neuer schlanker Silhouette. Das Material, das überhaupt nicht glamourös verwendet wird, erzählt eine neue Story und sorgt mit Kroko und anderen raffinierten Details für einen neuen Auftritt der zukünftig stringenten Hermès-Frau.
Bilder: Hermès
Eine Kollektion für Frauen von einer Frau gemacht. Die Entwürfe bauen auf Stil und nicht auf „Fashion“ auf. Wohl durchdacht mit Details, die zurückhaltend die Hermès-Geschichte zitieren – und doch eine sehr eigene Handschrift einbringt. Nadège Vanhee-Cybulski hat die Feuertaufe im Haus mehr als bestanden. Ihr
Anfang lässt auf signifikante Kollektionen hoffen. Sie will „Hermès“ sein und schielt nicht nach rechts und links, um so zu sein wie andere. Die pure Hermès-Frau ist geboren: sie ist casual und elegant.
Eine neue Tasche gibt es übrigens noch on top dazu: sie ist ganz anders als die anderen „Oktogon“, grafisch und klar und wurde speziell für das Prêt-à-porter gemacht. Klassik der Zukunft – für die nächsten sieben Generationen …
Monsieur_Didier
19. März 2015 at 12:51…die Kleider sind einfach nur WOW…
im Juli letzten Jahres habt ihr ja über diesen Wechsel berichtet und ich kannte die Designerin bis dato nicht…
das, was ich sehen kann gefällt mir durchaus…
ich bin gespannt, wie sie sich weiter entwickelt und wie die Reise mit ihr und Hermes weitergeht…
wie gesagt, sehr schöne Teile mit klassischer, aber modern anmuteder Noblesse…
…tres bien…!
Siegmar
19. März 2015 at 12:55ich stimme Monsieur_Didier zu, gelungener Auftritt und zeigt das die Entscheidung, sie an die Spitze zustellen richtig ist.
PeterKempe
19. März 2015 at 13:34@Monsieur_Didier @Siegmar: Vor allem keine Eintagsfliege! Die Hermès-Familie hat gesagt, sie ist wie ein neues Familienmitglied. Super – keine Marketing-Kollektion, sondern 100% Hermès!
Gérard
19. März 2015 at 17:59Das nenn´ ich zeitgemäße Eleganz. Fernab der anachronistischen Trutschigkeit anderer Häuser.
Monsieur_Didier
19. März 2015 at 18:20@ Gérard: …ich LIEBE das Wort Trutschigkeit…
mit einem Wort ist alles gesagt… !
Horst
20. März 2015 at 12:33Trutschigkeit kann auch toll sein 😀
Ansonsten schöne Kollektion!