Die Prêt-à-porter Kollektionen von Hermès laufen während der Modewochen in Paris völlig außer Konkurrenz. Der Stil des Hauses beruht auf Handwerklichkeit und Weiterentwicklung von Stil. Die Zielgruppe ist eher die intellektuelle Frau, die Qualität, Materialraffinesse und Zeitlosigkeit bevorzugt, ohne „nur klassisch“ angezogen sein zu wollen. Bei der jüngst gezeigten Spring/Summer Kollektion für das kommende Jahr erinnerte die Silhouette an Einflüsse aus dem Anfang der achtziger Jahre, als „Sport Ensembles und Coordinates“ aufkamen und die Schuhe von Charles Jourdan das Must-have der chicen Frauen waren. Weiblich und doch sportlich, eher an die arbeitende Frau als die Gesellschaftsdame gerichtet, begann Hermès damals mit dem Ausbau seiner Damenkollektionen. Das Label zeigte von Beginn an eher Mode für den Tag und weniger Cocktail- oder Abendgarderobe, wie es die anderen Häuser zu der Zeit taten.
Bilder: Hermès
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Zum Spring/Summer 2014 Defilee lud Christophe Lemaire in die Orangerie des Jardin du Luxembourg. Erstmals für eine Veranstaltung geöffnet, wurde die floral inspirierte Kollektion inmitten der tropischen Pflanzen in diesem Wintergarten gezeigt. Die naiven Landschaftsgemälde des französischen Malers Henri Rousseau begeistern den Designer und sind Vorlage für die floralen Muster und Farben der Prêt-à-porter. Henri Rousseau war jemand, ähnlich wie der deutsche Karl May, der nur in seiner Fantasie verreiste. Eigentlich war Rousseau Zöllner und die Motive seiner fauvistisch farbenfrohen Gemälde dachte er sich aus oder inspirierte sich im Jardin des Plantes. Zu Lebzeiten umstritten, gilt er heute als einer der großen Künstler des Impressionismus.
Bilder: Hermès
Weibliche, verlängerte Silhouetten mit langen Röcken und zarten Blusen werden mit voluminösen Jacken und wehenden Mänteln kombiniert. Popeline Röcke und Jacken wirken wie von Maryl Streep in „Kramer gegen Kramer“ inspiriert. Fließende Kleider suggerieren mehr als sie zeigen. Erst auf dem zweiten Blick wird eine handgewobene Landschaft auf einem Wickelrock aus Tussahseide zum Kunstwerk – ein Material, das rough aber trotzdem sehr elegant ist. Früher wurde Tussah-Seide häufig in der Couture verwendet, so war zum Beispiel Jacques Fath berühmt für seine Kreationen aus diesem Material und selbst John Galliano verwendete es gern in seinen Kollektionen für Dior. Daneben gewinnen Leinen, Chiffon und Seidencrepe an Bedeutung. Die plastische Handwerkskunst spiegelt sich auch in anderen Stücken, wie der gestickten Quadrige Bluse, wider. Bei den Ledern überwiegen wie Stoff verarbeitetes Krokodilleder, Barenia- und Lammleder.
Bilder: Hermès
Die von Rousseau inspirierten Farben führen von Erdschwarz, Nachtblau und Urwaldgrün hin zu helleren Tönen wie Ingwer, Rosenholz, Terrakotta, Papaya, Sonnengelb und gleißenden Weiß. Die analog der Carré Themen für das Frühjahr 2014 gestalteten Muster „Nénuphars“, „Folklore“ und der Klassiker „Quadrige“ runden die Musterungen ab.
Als Trend, wie auch bei vielen anderen Designern, liegt bei den Accessoires der Schwerpunkt auf schönen Armreifen und natürlich hat Hermès bei den Taschen wieder zwei besondere Asse im Ärmel, die „Oxer“ und die „Pliplat“.
Bilder: Hermès
Individualität und eine spezielle Modeauffassung liegen bei Hermès weit abseits vom Alltäglichen – luxuriöse Selbstverständlichkeit wird groß geschrieben. Eine Kollektion für Trägerinnen, die sich ihres Stils bewusst sind und nicht mehr auf der Suche sind.
Kat
20. Oktober 2013 at 22:14Die Böumendrucke gefallen mir!
monsieur_didier
20. Oktober 2013 at 22:36…alles in allem finde ich die lollektion sehr Spätsiebziger bzw. Frühachtziger…
da sind tolle Teile bei, z.B. der Overall…
die Drucke sind toll, sehr schön in dieser Umgebung…
…das ganze macht einen sehr entspannten Eindruck, sehr edel und hochwertig…
Oliver
21. Oktober 2013 at 08:11Sehr schöne und stimmige Kollektion, ohne jede Aufgeregtheit. Klasse ist auch der Text. Danke!
Siegmar
21. Oktober 2013 at 12:50wie immer toller Artikel über eine schöne, hochwertige und zeitlose Kollektion
Horst
22. Oktober 2013 at 09:54Ich mag die Kollektion auch, es schwingt ein wenig Blanche Devereaux mit und das find ich super!