PRADA Men Spring Summer 2014 – Hidden Classics

Bild: PRADA

Die Männerkollektion von Miuccia Prada für das Frühjahr 2014 finde ich äußerst spannend, doch eigentlich sieht man die schönsten Stücke erst auf den dritten Blick. Vordergründig springen natürlich erst einmal die wie vergrößert wirkenden Hawaii-Muster und Drucke und die äußerst komfortabel wirkende Silhouette ins Auge. Schon in der im Frühjahr gezeigten Damenkollektion für den Winter machte Frau Prada wieder deutlich, wie sehr sie die Stilistik der Nachkriegszeit in Italien liebt und wie gern sie anscheinend ins Kino geht, um sich zu inspirieren …

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Jetzt scheint Miuccia Prada mehrere Vorstellungen von „Verdammt in alle Ewigkeit“ mit Burt Lancaster und Deborah Kerr im Kino gesehen zu haben – eine Liebesgeschichte, die in Pearl Harbor während des Zweiten Weltkrieges und der amerikanisch-japanischen Auseinandersetzungen spielt.
Deswegen schickt sie auch gleich ein paar korrespondierende Damen-Looks mit über den Steg, die eine Liebesgeschichte symbolisieren soll. Es sind Teile, die sich in der Farbigkeit und von den Stoffen perfekt anpassen. Prada, eindeutig die Intellektuelle unter den Designerinnen, gestattet sich immer mehr – trotz aller Kommerzialität der Basis-Kollektionen in den Stores – eine fast kunstgewerbliche Richtung einzuschlagen, ähnlich der Japaner in den 80er und 90er Jahre. So wirken ihre Pullover mit den überdimensionierten Sonnenuntergängen und hawaiianischen Motiven wie Reminiszenzen an Kansai Yamamoto.

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Überhaupt gestattet sie sich, konstruierte und zusammengesetzte Silhouetten, wie den Boxer-Look und Polos mit Ärmeln, die wirken, als ob sie aus zwei Lagen bestehen. Bei den Schuhen bleibt sie dem „Galoschen-über-Schuhen-Look“ treu und sie wirken dadurch fast ein bisschen alternativ. Gewöhnungsbedürftig ist die Farbigkeit, die auf Bordeaux, Prune, Petrol, Rot oder Senf-Töne setzt, ergänzt durch japanische Holzschnitt-Chrysanthemen und Philodendren-Scherenschnitte bei den Mustern.

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Bei aller Intellektualität und einer sicherlich nicht leicht verständlichen Handschrift, setzt Miuccia Prada deutliche Akzente und Statements, wie sie den „PRADA Mann“ im nächsten Jahr sieht: Bequeme, gerade bis weite Hosen à la „40er Jahre Ur-Chino“. Das zweireihige Sakko, das ebenfalls den heimkehrenden GI’s aus dem Kleiderschrank gestohlen zu sein scheint, ist genauso dabei, wie Hawaii-Hemden und Fifties-Polos.
Was für mich aber die schönste und etwas versteckte Seite der Kollektion ist, sind die wirklich gut geschnittenen Anzüge und Sakkos, die einwandfrei und sartorial richtig gute Menswear sind – trotz einer vordergründig „pradaesque“ wirkenden Kollektion.

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Miuccia Prada hat die absolute Souveränität bei den Runway Kollektionen. Sie fährt einen total eigenständigen, wenn auch nicht immer wohlgefälligen und populären Kurs, doch ihre Kollektionen sind auch sehr Miuccia Prada und haben immer diesen Touch des künstlerischen und eigenständigen. Wie wohltuend in einer Zeit von Gleichförmigkeit und nicht zu unterscheidenden Einheitsstile. Runway-Keylooks sollen eigentlich nur die Richtung weisen und Tendenzen zeigen – der Umsatz wird eh mit Cruise-, Vor- oder Basic-Kollektionen gemacht.

Eine sehr eigenständige Kollektion für Individualisten, die viele Spannungsbögen aufweist und, wie ich finde, sehr PRADA ist. Die Drucke werden sicherlich die dankbare Inspiration für die Bekleidungsketten dieser Welt werden und schneller als die Originale in den Läden hängen – aber dann hat ja Miuccia Prada schon längst wieder neue Ideen …
PRADA Men Spring Summer 2014 ist eine polarisierende, aber höchst interessante Kollektion, im häufigen Einerlei der Modewelt.