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Peter’s Cuttings – Franco Moschino forever!

Er galt als das Enfant Terrible der Mailänder Modeszene – doch leider verstarb er viel zu früh im September 1994 im Alter von 43 Jahren: Franco Moschino. Einem der phantasievollsten Modeschöpfer wird heute leider viel zu selten gedacht, obwohl sein Firma nach wie vor existiert und immer noch von seiner langjährigen Assistentin, heute schon länger Designerin als Moschino es jemals war, geführt. Rossella Jardini ist es auch, die die besten Geschichten über ihn zu erzählen weiß und durch die man diesen Mann, von dem nur wenige Photos erhalten sind, besser kennenlernen kann. Im Internet findet man wenig über Franco Moschino, wir haben hier aus den Archiven einige unglaubliche Photos gefunden, die genau das zeigen, was Moschino war bzw. als was er sich gern sah. Ihm gefielen die Posen der Hofnarren im Italien der Renaissance und er sah sich mehr als Dekorateur oder Maler, weniger als Modeschöpfer.

Nach dem Studium fing er 1971 im Büro des jungen Gianni Versace in Mailand an, der in dieser Zeit viele Herren-Kollektionen neben seinem eigenen Label für diverse Marken entwarf, zeichnete zunächst die Entwürfe des Meisters in technische Zeichnungen um. Später bekam er eigene kleine Kollektionen oder Bereiche, für die er verantwortlich war, denn Versace wurde schnell zu einem international bekannten Herren-Designer und der Boom der italienischen Herrenmode begann in den 70er Jahren steil bergauf zu gehen. Schnell wurde es Franco zu eng und seine Einstellung zur Mode war zwar eine ähnlich theatralische wie die des Meisters, aber in eine ganz andere Richtung gehen. Moschino liebte den Witz und die Ironie und das Nichtetablierte.

Außerdem wollte er auch lieber Damen-Kollektionen entwerfen, denn sein großes Vorbild und seine Liebe galten dem Geschmack von Coco Chanel, die er sehr verehrte. Noch heute merkt man den Sachen an das Mademoiselles Zeichen immer wieder eine Rolle spielen, aber nicht imitiert, sondern eigentlich wie in eine große Kinder-Waschmaschine geworfen, drei mal durchgeschleudert und mit noch mehr Humor garniert. So gab es bei ihm Kostüme, die statt der Chanelborten ganze Messer und Gabeln als Borten hatten oder Kostüme, die wie große aufgeblasene Chanel Handtaschen wirkten, die in den Karnevals-Umzug gekommen waren. Das ganze wohlgemerkt bevor das eigentliche Ursprungshaus ein Comeback feierte.
1983 machte er sich mit seiner Firma „Moonshadow“ selbständig und zeigte erstmals bei den Mailänder Prêt-à-Porter Schauen. Jung, unkonventionell, farbig-schillernd und doch auch sehr „Basic“ wurde seine Kollektion sofort bemerkt und auch gleich ein Riesen-Erfolg. Sein Anachronismus bestand allerdings darin, dass er sich eigentlich innerlich immer wieder gegen dieses Fashion-System wehrte, aber auch ganz schnell ein Teil von ihm wurde. Je mehr er auch in seinen Kollektionen zeigte, wie die Fashion-Victims funktionieren, um so mehr zog er von ihnen an. So gab es eine Kollektion auf der den Rücken eines schwarzen Blazers in großen goldenen Lettern die Aufschrift „Expensive Jacket“ zierte oder er schrieb gern auch mal auf eine Tasche „Costly Bag“.

Höhepunkt davon war die Frühjahrs Modenschau 1991, wo ich die Einladungskarte bis heute aufbewahrt habe und die komplett unter dem Motto „Stop the Fashion System“ stand – Dabei war er zu der Zeit schon eines der begehrtesten italienischen Modelabel geworden. Neben Damen- und Herren-Kollektionen gab es auch Kindersachen, Accessoires und sogar Schreibhefte und Notizbücher. Getreu der italienischen Tradition, dass man auch Kommunist sein kann und trotzdem in Valentino gewandet sein kann (bei uns bedeutet links sein immer gleich in Sack und Asche gehen zu müssen) war er eigentlich gegen das Establishment und den Kapitalismus. Überhaupt war dieser Mann sehr bezaubernd, war voller Gegensätze und von einem fröhlichen fast clowneskem Charakter.

Wunderbar sympathisch und liebevoll kümmerte er sich um jedes Detail seiner Kollektionen und prägte als völliger Gegensatz zu Armani und Co. die beginnenden 90er Jahre.

Amerika war neben einer großen nationalen italienischen Bedeutung einer seiner Hauptmärkte. Am schärfsten auf Moschinos Kreationen waren allerdings die Japaner: in keinem Land der Welt wurde er so verehrt und genau die Fashion-Victims, die er auf seinen Shirts verspottete, waren seine größten Anhänger. Fröhlichkeit und Ironie kennzeichneten sein gesamtes Werk. Eine tragische Ironie der Zeit kostete ihm das Leben – die 80er hatten ein Gespenst, das bei allem wirtschaftlichem Wohlstand und einem blühenden Jahrzehnt der Mode alles überschattete. 1994 erlag er dem Kampf gegen das HI-Virus. Moschino ist ein Stück Italien und ein wundervoller Part der Mode dieser Zeit und es wird höchste Zeit, dass sein Einfluss und auch sein Lebenswerk wieder viel mehr präsent wieder wird. Vielleicht tragen wir mit diesem Artikel ja schon dazu bei. Aber eigentlich fehlt ein richtig toller Moschino Bildband – Franco Moschino forever.

  • thomas
    17. September 2012 at 10:12

    Was für ein schöner Artikel über Moschino, von dem leider nur die meisten jüngeren die Gürtel kennen

  • Siegmar
    17. September 2012 at 12:35

    schöner Artikel, mir war Moschino eine Nummer zu bunt und die “ cheap & chic “ oft doch an den falschen Leuten wie MCM

  • Volker
    17. September 2012 at 16:09

    Wunderbar, schöner Artikel, denke ich allerdings an Moschino fällt mir auch sofort der goldene Gürtel ein. Schön etwas zu den Hintergründen bei Moschino zu erfahren! ich wuuste auch gar nicht wie der aussieht!

  • jürgen
    17. September 2012 at 20:13

    mir war das damals alles irgendwie immer zu laut und mich hat der humor auch nicht erreicht … nach dem artikel schaue ich noch einmal anders drau!

  • joel
    17. September 2012 at 21:14

    aber die gürtel sind trotzdem schön 🙂

  • Horstson » Blog Archiv » Milan Fashion Week für Alle: MOSCHINO Live Stream heute ab 9:30Uhr auf Horstson
    21. September 2012 at 08:34

    […] live aus Mailand die Moschino Spring/Summer Women Schau. Vor ein paar Tagen hatten wir noch einen Artikel über Franco Moschino und liefern heute den Beweis, dass Rossella Jardini dem großen Erbe des Meisters gerecht wird! […]