Manchmal kommt man, wenn man für einen Artikel oder eine Geschichte recherchiert, immer weiter in ein Thema – oder entdeckt wunderbare Hintergründe die schon wieder eine eigene Geschichte ergeben.
Mein Freund Stephan machte Ende 2010 eine Geschichte über den Innenarchitekten Alan Wanzenberg (kleines Bild) und sein New Yorker Apartment am Central Park, in dem Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Künstler- kooperative erbauten „The Central Park Studios“ acht Neogotische Blöcke, die mittlerweile unter Denkmalschutz stehen.
Er erzählte mir, dass Alan Wanzenberg nicht nur einen super schönen Stil hat, sondern das er auch noch eine der sympathischsten Inneneinrichter und Männer ist, den er in seinem Job kennengelernt hat. Ich wurde neugierig und die Bilder von seiner Wohnung fand ich schon überwältigend.
Eine Mischung aus Arts and Craft Möbeln, einem Kamin im Prärie-Stil und auserlesener und äußerst geschmackvoller Kunst. Gemälde von Francesco Clemente, Walton Ford, Picabia und Chuck Taylor; Fotografien von Weston über Horst P. Horst bis hin zu Robert Mapplethorpe.
Seine Projekte zeichnen sich durch eine stringente, geschmackvolle Linie aus, die auf harmonisch abgestimmte Farben und der gezielten Kombination von Kunst, ausgewählten Möbeln oder Eigenentwürfen basiert. Wanzenberg gehört zu den unbestrittenen High-End Inneneinrichtern Amerikas. Heute arbeitet er mit seinem New Yorker Büro an Projekten in ganz Amerika und ist ein echter Klassiker.
Das war aber nicht immer so und das ist eigentlich die besondere faszinierende Geschichte dahinter – Kurz bevor Wanzenberg 1980 in die Central Park Studios zog, lernte er in Andy Warhols Factory Jed Johnson (Bild links) kennen. Johnson war seit 12 Jahren mit Warhol zusammen und schon als Interieur Designer in aller Munde.
Wanzenberg arbeitete bei I.M.Pei (baute zum Beispiel die Pyramide des Louvre) und war mit seinem Freund gerade ein Häuschen im West Village gezogen.
Als sie das erste Mal zusammen zu Mittag aßen, zeigte Johnson ihm die Wohnung am Central Park, in der Wanzenberg noch heute wohnt. Wanzenberg fragte ihn, warum er ihm die damals völlig unrenovierte Wohnung zeigte, aus der gerade eine alte Frau ausgezogen war. Jed Johnson sagte spontan „Weil wir beide hier zusammen Leben werden“
Ende des Jahres zogen sie beide ein und arbeiteten auch zusammen als Couple, machten viele gemeinsame Projekte, befruchteten gegenseitig ihren Stil und entwickelten Farbkonzepte und einen kontinuierlich sich perfektionierendes gemeinsames Auge…
Jed Johnsons legendäre Photos von Andy Warhol, gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Jay gehören zu den Legenden der Factory und zu absoluten Photoklassikern. Die ‚American Erotic‘, die die Zwillinge ausstrahlten, reicht bis in die heutige Zeit. Jed war aber auch ungeheuer begabt und wurde durch die Zeit mit Warhol natürlich auch geschult und kam mit den unglaublichsten Sachen in Berührung.
1996 verunglückte Jed Johnson beim tragischen Absturz der TWA Maschine 800 vor Long Island. Bis dahin hatten die beiden wunderbare Wohnungen und Häuser für Richard Gere, Mick Jagger oder Julian Schnabel eingerichtet.
Wanzenbergs Stil ist vornehm und seine Sandtöne wirken warm aber nicht langweilig. Sein Kunstverständnis ist grandios und die Balance zwischen Designstücken von Künstlern und Vintage-Möbel oder Antiquitäten bewundere ich sehr.
Sein gutes Aussehen und seine Sympathie runden seine Genialität ab. Wer würde nicht gern eingerichtet werden von Alan Wanzenberg. zumindest sein Apartment würde man gern mal besichtigen und einen Walton Ford aus seiner Sammlung würde ich auch nicht aus meiner Wohnung werfen.
Alan Wanzenberg ist mit seinem unaufdringlichen, ungeheuer dekorativen Stil ein großes Vorbild für mich, der sehr New York aber mit klassischer Bildung und großer Attitüde ist, eben – The Wanzenberg Style.
thomas
4. April 2012 at 10:17sehr interessanter Artikel, gefällt mir!
Siegmar
4. April 2012 at 11:36@ Peter kempe
das sind die Artikel warum ich „Horstson “ so sehr mag und lese. Die spannenden Hintergründe, der tolle Beitrag und mir wurde mal wieder bewußt, wie wichtig die Warhol´´sche Factory war, wieviel Talente dort ein und uas gingen. Sehr schöner Artikel und „by the way“ die Wohnung ist natürlich auch toll.
Monsieur_Didier
4. April 2012 at 21:42…der Artikel ist wieder einmal, wie so oft von diesem wunderbaren Autor, absolut großartig…
sehr interessant und lesenswert…
und auch, wenn ich der ‘American Erotic’ so gar nichts abgewinnen kann, finde ich die Fotos einfach sehenswert…
danke noch einmal dafür…!!!
Horst
4. April 2012 at 22:11Sehr schön sieht’s aus, wenngleich ich ja nicht sooooo der Fan von designten Wohnungen bin und eher ein lustiges durcheinander mag… Mich würde interessieren, wie die Wohnungen bewohnt aussehen und mit persönlichem Deko-Sachen ausstaffiert sind…
Wie auch immer, toller Artikel und ich wusste bisher nicht, wer der Partner von Warhol war….
fRED*
7. April 2012 at 11:03toller artikel!
was macht denn der bruder von jed johnson?
FRED*