Anna Karenina meets Graf Wronski … das schrieb eine Leserin und schon war meine Headline weg ….
Aber mit einem Stereotyp, so sehr sich die reihum kursierende Assoziation mit der Russischen Upper Class des ersten Drittels des zwanzigsten Jahrhunderts auch anbietet, will ich diese erstaunliche Kollektion nicht mit einem Haken versehen und in der Schublade der Zuordnungen verschwinden lassen.
Für mich steht fest, dass dieser Look den Bogen zwischen der Tradition des Reisespezialisten Louis Vuitton und dem Hier und Heute schlägt, in dem die zahlungskräftige Klientel gerade große Lust auf Outfits – bestehend aus ins Auge springenden Trafalgars – hat, die man dem Luxuslabel auch als Nicht-Insider ganz klar zuordnen kann. Das hatten wir bei Karl Lagerfeld für Chanel nicht anders erwartet, wir haben es bei Prada gesehen, dazwischen bei einigen Kollegen und nun eben von Meister Marc Jacobs für Louis Vuitton. Wer denkt, da hätte man sich eine runde Idee um den Zug herum gebastelt und probiert mal etwas ganz anderes aus, mit offenem Ausgang, der liegt ganz sicher falsch. Je schwerer eine Kollektion verständlich ist, und diese hier ist abseits aller schnell zugänglichen Gefälligkeit, desto mehr denke ich an die Märkte, die Frauen, die das tragen werden. Und da dürfte sich in den letzten Jahren sehr viel getan haben.
Damit geht Frau Marketing Supervisor ja nicht ins Büro …. um vor dem Meeting mit der Geschäftsführung festzustellen, dass die Wollhose unter dem langen Wollrock noch schnell ausgezogen werden muss, da der Besprechungsraum mal wieder hoffnungslos überheizt ist. Das sind Teile und Outfits für den großen Auftritt tagsüber oder auch abends und auf Reisen in die weite Welt. Modische Statements, deren Verankerung in der Luxusmarke, die sich an sich schon wenige regelmäßig leisten können … und, die mit diesen Teilen sich auch noch mal die eine oder andere Schallmauer bei den dafür aufgerufenen Preisen durchbrechen wird. Wer Geld hat und reich ist, der will heute auch immer öfter danach aussehen.
Insgesamt sind mir da manchmal zu viele Teile an den Outfits, aber ganz bestimmt sehen die weiten Jacken, Chasubles, Redingotes, Mantelkleider und Mäntel auch nur mit Hose oder dem Rock getragen, gut aus. Man darf also schon jetzt auf die Ideen der Fashion Editors der führenden Hochglanzmagazine gespannt sein. Aber auch in Kombinationen mit schlichteren Teilen bleibt die Grundaussage der wohlhabenden Frau mit Allure erhalten. Dafür sorgen Stoffe, Farben und Accessoires, wie sie edler nicht sein könnten. Schwere Wollstoffe, Jacquards mit Lurexfäden und Samtmustern, Stickereien mit relativ großen Glas- und Spiegelornamenten und kaleidoskopische Applikationen von Hologrammen auf Brokat. Mehr geht nicht mehr. Und naturgemäß wollte man damit wahrscheinlich auch das Statement setzen, dass nur ein Luxuslabel wie Louis Vuitton*, mit diesem Background und all den Möglichkeiten, die eine solide Finanzlage mit sich bringt, sowas auch perfekt umsetzen kann.
Die Farben sind eher um noble Zurückhaltung bemüht, viel Camel und Caramel, Taupe- und Brauntöne, akzentuiert mit Messing, Flieder und Rot, Gold und etwas Blau. Und natürlich Schwarz. Starke Farbigkeit wird ohnehin nicht gebraucht, wenn so viel edles Handwerk und Accessoires jedes einzelne Outfit zum Star erheben. Alleine diese Blumenknöpfe, riesengroß und vielfarbig und dann auch noch golden gefasst, sind ein Hingucker ersten Ranges. Im Fokus des Designers stand aber die deutlich verlängerte Silhouette, die mit dem Wechsel von Längen und Weiten, in Lagen übereinander getragen, kokettiert. Körpernahes gibt es nur als Rolli und Cardigan für darunter aus Seidenstrick … und auch die verkürzten Hosen sind zum Teil sehr schmal gehalten, zum Ausgleich der Weite der mittellangen Röcke und Mantelkleider. Weil lang nicht lang genug ist, sind Schuhe mit hohen Plateaus und Heels ausgestattet … und die Louis Vuitton-Reisende des nächsten Winters geht gut behütet mit wahrhaft spektakulären Kreationen von Stephen Jones ins Rennen um den größten Schick auf all den High Fashion Parketten.
Selten war ich so gespannt, die ersten Teile im Straßenbild zu sehen. Zu erleben, wer diese Mode wo und wie kombiniert tragen wird. Denn, dass der mehr als ausgeschlafene Creative Director Marc Jacobs und die smarten Experten bei Louis Vuitton auch mit dieser Vision von einer Frau in ihrer Mode von Louis Vuitton, auf der Höhe der Zeit – oder vielleicht wie bei Chanel, der Zeit etwas voraus – nicht irren werden, bin ich ganz sicher.
Was sagt ihr dazu, liebe LeserInnen?
… *und zwei bis drei Kollegen
Bilder Louis Vuitton
peter
9. März 2012 at 16:59Das dekor der Schau und die Kollektion begeistern mich.Angefacht durch den Besuch der Jean Paul Goude Ausstellung und der Paris-Bombay Modenschau bin ich natürlich auch Eisenbahn Dampflok infiziert und die Kollektion find ichsehr rund und stimmig.chanel und Louis Vuitton liefern die Groß-Budget Schauen der Pariser Modewoche ab.So zu sagen das Spektakel der Giganten.Super das es sowas noch gibt.Insgesamt eine glatte eins für die Herbst Winter 2012 Louis Vuitton Kollektion
peter
9. März 2012 at 17:01p.s mich erinnert die ganze kollektion an die szene aus doktor schiwago als tonja aus paris kommt ganz in paul poiret gekleidet…..großartig!!!
Ulrike Teterycz
10. März 2012 at 08:03Danke, für die schöne Zusammenfassung! Ich bin immer noch ganz beseelt von dieser wunderbaren Inspiration.
muglerette
10. März 2012 at 13:27bravo