Mensch Mr. Simons, was für eine großartige und elegante Kollektion!
Der Modewelt noch einmal zeigen, was eine Harke ist … ob Raf Simons da schon wusste, dass das seine letzte Kollektion für Jil Sander sein würde? Egal. Auf jeden Fall knüpft er mit diesem Befreiungsschlag an seine allerersten Kollektionen für das Haus an, bei deren Anblick man aus dem Ahhhh und Ohhhh sagen gar nicht mehr rauskam.
Ich muss zugeben, nach seiner Jil Sander Menscollection, mit all den Schwarzen Leder- und PVC-Outfits etwas ganz anderes erwartet zu haben. Welch Ironie doch darin liegt, dass diese letzte Kollektion nun vielleicht seine beste für das Haus sein könnte.
Jedenfalls dürfte sie ganz nach dem Geschmack der Jil Sander Kundin sein und sich bombig verkaufen. Das war ein ununterbrochenes Defilée von wunderschönen Mänteln und Kleidern, die einen Hauch der Eleganz von Grace Kelly – aber auf der Höhe unserer Zeit – versprühten. Schon die zarten Farben, das vorherrschende Blush-Rosé, ein ganz helles Grau, etwas klares Rot und dunkles Blau, ein Milchkaffeeton, mal dunkler, mal ganz hell, und natürlich etwas Weiß und Schwarz wirkten als bewusst gesetzter Eleganz-Rundumschlag. Den Charakter der Kollektion dominieren die pudrigen Töne, mit denen man auch jenseits der Zwanzig immer jünger und frischer aussieht. Wäre es ein Nachteil für seinen Ruf als kreativer Kopf in der Branche gewesen, hätte er die Kundin und den Kunden immer so gut im Blick gehabt, wie diesmal? Gewiss nicht. Diesen Wettstreit absurd untragbarer Kollektionen können nur Modekonzerne führen, deren Parfum- und Kosmetiklinien nicht in Lizenz vergeben wurden.
Man wird Mühe haben, unter all den schönen Mänteln, die entweder als vollkommen verschluss- und kragenlose Double-Face Modelle oder als lange und glatte Trenches, nur einmal mit Gürtel, ansonsten offen getragen, zu haben sind, seinen Traummantel zu identifizieren. Ich rechne selbst mit einem fröhlichen aber längeren Anprobieren. Obwohl leichte Wollstoffe mit Kaschmir als Stoffe verwendet wurden, sind das wohl eher Mäntel für den Übergang zum Winter oder vom Winter zum Frühling. Warum nicht, das macht ja auch farblich Sinn, von Kopf bis Fuß in Puderrosé gekleidet, als vornehm-elegante Kirschblüte ins Frühjahr 2013 zu schweben.
Mit einem der sehr gelungenen Kleider darunter. Simons hat hier wie ein Komponist seine Ideen aus vergangenen Kollektionen wieder aufgegriffen und zu neuem Leben erweckt. Es gibt Cut-Outs, die sich aus eloquenten Schnitt- und Linienführungen ergeben, aber auch ganz feenhaft zarte Oberteile und daran angesetzte, mäßig schwingende Röcke, alles wirkt sehr modern, aber nie aufgesetzt und um Originalität bemüht. Das gibt diese Leichtigkeit, die man beim Anblick der Outfits empfindet, die der Trägerin bei ihrem Auftritt nicht die Schau stiehlt, sie nur schöner macht. Und dafür kauft man teure Designerlabels schließlich, oder?
Irgendwie schade, dass es nun – nach sieben Jahren Raf Simons für Jil Sander – mit dieser durch und durch brillanten Kollektion zu Ende ist …. Die Namensgeberein wird bei ihrer ersten Schau im Winter jedenfalls trotz ihres Genies Mühe haben, dem etwas nachfolgen zu lassen, das genauso akklamiert wird, wie Rafs letzte Symphonie …. frenetisch bejubelt, mit Standing Ovations von Ana Wintour, Suzy Menkes und der ganzen Fashion Crowd bedacht. Man darf gespannt sein, wohin das Schicksal den Könner Raf Simons trägt, der nun doch wieder zu seinem Genie zurück gefunden hat.
Das war der emotionale Abschied, aus dem Blickwinkel von Scott Schuman:
Und bitte, schaut euch auch diese fantastischen Schuhe an, wenn ihr euch traut und den Mut habt, dann schon jetzt in der Fantasie in einen Kaufrausch zu verfallen…
siegmarberlin
27. Februar 2012 at 12:07zum auf die Knie gehend, was ich schon lange nicht mehr sagen konnte, einfach perfekt!
Eveline
28. Februar 2012 at 20:06Ein Traum!