Allgemein Milan Fashion Week

Flaschengrüner Gothik Glamour – Gucci Women Fall/Winter 2012

Signora Giannini wandelt auf den Pfaden der Luxusfrau ohne Berufsleben, für die sich jedwede businesstaugliche Tageskleidung erübrigt. Ihr konntet das ja schon im Stream der Schau verfolgen, das sind allesamt Outfits für schicke, festliche und elegante Anlässe oder für den Stadtbummel mit Freundinnen und der besseren Hälfte.
Warum die als Ahnfrauen frisierten Models gebleichte Augenbrauen tragen mussten, erschließt sich mir nicht. Frieda Giannini hatte den dekadenten Stil der Reichen im neunzehnten Jahrhundert vor Augen, als sie diese Kollektion schuf. Aber bevor das hier noch ein unwissenschaftlicher Exkurs zur neuen Fashion Anthropology wird, ein paar Worte zu den Outfits der Kollektion.

Die Grundidee zur Kollektion lebt von eleganten Stoffdessins wie Jacquards, auch als Leopard-Jacquard, Brokaten, gemusterten Chenillesamten und anderen Effektstoffen und den reichen Stickereien mit Jetperlen und Glitzersteinen. Da wurde auf der Premiere Vision und bei den führenden Stoffherstellern ganze Arbeit geleistet und auch nicht am falschen Fleck gespart. Tüll kommt als Seidentüll zur Verarbeitung, Samte als Seidensamte und insgesamt wurde hier materialtechnisch ein Voll-Upgrade in die Luxusklasse vollzogen. Hinzu kommt edles Leder, für Reiterstiefel auch mit Kroko-Print und Fell, als Schwarz gefärbtes, geschorenes Lammfell …

Die Silhouetten der Kleider verfolgen eine fließende Linie, sind schmal, auch mal eng, im Kontrast zu den überweiten Hosen, Jacken, wenigen Strickteilen und Mänteln. Zitate auf Militärjacken konterkarieren den strengen aber sehr femininen Look der Outfits.

Aufwändige Applikationen von Blüten und anderen Ornamenten, die aus dem Stoff der Kleider gestanzt oder aus Seidensatin ausgeschnitten und auf Seidenvoiles und –tülle appliziert wurden, sorgen neben Volants, reichhaltigen Fältelungen und feinsten Drapierungen aus Tüll für die Aussage von größtem Luxus dieser Kollektion. Man muss nicht nur viel Geld dafür ausgeben, um im nächsten Winter in Gucci zu glänzen, man sieht auch richtig reich aus. Für mich stellenweise ein etwas zu vordergründiger Kniefall vor der neuen, schwerreichen Klientel aus den ehemaligen Schwellenländern.

Aber ganz ohne Zweifel sind der Designerin da eine ganze Reihe spektakulär schöner Abendkleider und Cocktail-Outfits gelungen, in denen der große Auftritt auf allen Parketten und Bühnen wohl gelingen wird. Die Stars der Kollektion sind die Schwarzen Seidentüllkleider, mit ihren reich bestickten und diagonal verlaufenden Drapierungen an den Oberteilen, den verschwenderischen Plissées an den langen Röcken. Die transparenten Blusen, mit plissierter Schluppe in Burgunderrot, das ist die Bluse zum Volant-Shiftrock von Christopher Bailey. Britischer Tweed und Seidentüll, so findet auch im Luxussegment eines zum anderen. Und nicht zuletzt sind auch die Federteile Highlights der Kollektion: Ein Kleid, wie für die große Bühne gemacht und ein Rock, beide aus Schwarzen und Grün gefärbten Federn.

Insgesamt eine in sich geschlossene Kollektion aus edlen Abendmodellen für die Gothik-Luxusfrau, die gewiss als gelungen bezeichnet werden kann, obwohl es für mich irritierend ist, wie wenig die moderne Frau auf der Höhe der Zeit heute Role-Model für so manche Kollektion – wie zum Beispiel die von Frieda Giannini oder auch Miucca Prada – ist. Aber vielleicht ist es ja gerade reizvoll für die moderne Frau, sich so einen kleinen Rückgriff auf die Fantasien der Luxusfrauchen ab und an zu erlauben. Sieht ja schon sehr schön aus.

Was sagt ihr dazu?

Bilder style.com

  • Carrie
    25. Februar 2012 at 15:27

    ALLERSCHÖNST!!!! Anzusehen….nur leider zu wenige Gelegenheiten für die tollen Modelle aber für das eine oder andere Teilchen könnte schon Verwendung gefunden werden…..

  • Daisydora
    25. Februar 2012 at 16:18

    Genau.
    Muss ich mir etwa Sorgen machen, dass mir die Seidentüll-Blusen weggekauft werden 😉