Paris Fashion Week

Zauber der Couture – Christian Dior

Ich werd‘ noch verrückt, viel lieber aber würde ich auf der Stelle Couture-Kundin werden!
Bill Gaytten hat diesmal die Kurve mit Bravour genommen, und wie. Als hätte er Zeile für Zeile aller Kritiken mit sämtlichen Fragezeichen darüber, ob er es je schaffen würde, eine dem Haus Christian Dior adäquate Couture Kollektion zu präsentieren, gelesen und verinnerlicht und dann überlegt, wie er alle Kritiker zum Schweigen bringen kann.
In dieser Kollektion für den nächsten Winter gibt es jedenfalls ausnahmslos wunderschöne Traumkleider und Roben, die an die besten Zeiten des Hauses erinnern und an den jüngsten Erfolg zu Zeiten John Gallianos mühelos anknüpfen könnten.

So viele wunderschöne, durchwegs zarte und kunstvoll plissierte, drapierte, in formgebende Falten gelegte und aufwändig gesmokte Traumkleider habe ich entweder schon lange oder noch nie in einer einzigen Couture-Kollektion gesehen. Das kann zwar auch an den Reminiszenzen an Modelle vergangener Dekaden liegen, aber alles sieht trotzdem neu und ungesehen aus. Auch wenn jedes dieser Kleider vielleicht ganz ähnlich schon einmal da war. Ganz sicher ist die Kollektion auch Ausdruck dessen, dass Gaytten für jeden Entwurf schon mindestens eine seiner betuchten Kundinnen im Kopf hatte, die ganz und gar entzückt davon sein müsste … weil Träume wahr werden, auch solche von zarten asiatischen und indischen Feen und Couture-Prinzessinnen.

Von wenigen Kleidern und zwei Kostümen aus nicht transparenten aber dennoch fließend leichten Stoffen abgesehen, sind alle Teile der Kollektion aus seidenen Organzas, Seidentüll, Seiden-Voiles und weiteren Seiden der feinsten, aber bei Abendkleidern durch viele Lagen und die Verarbeitung elegant-schwer fallenden Qualität, gearbeitet. Transparenz, wohin man blickt, nicht immer durch viele Lagen darunter zu Semitransparenz hin verändert. Das wird die Couture-Kundin dann schon zu handhaben wissen.
Genau so viel Konsequenz wie bei der Linie beweist Gaytten bei der Farbwahl. Es gibt nur drei Farben, von denen zwei gar keine sind: Rot. Schwarz und Weiß, auch mal in Kombination, aber auch das nur sehr sparsam, mal als fadenfeines schwarzes Karo auf weißem Stoff, als weißes Fadenkaro auf schwarzem Stoff, aus dem ein Shiftkleid gefertigt wurde, als weiße Effektstiche auf einer Kostümjacke, die einen plissierten Chiffonrock (beide würde ich auf der Stelle kaufen) begleitet und einem Kostüm.

Ich bin so gespannt, was unser Couture-Peter dazu sagt, der sich ja gestern für euch und uns aufgeopfert und die Chanel-Couture-Schau live angeguckt hat. Vielleicht weiß er ja auch, wie man diese traumhaften Sonnen-Plissees nennt, die dann noch mal so parkettmusterartig weiter veredelt wurden. Das ist für mich ein weiteres Highlight, ich liebe tolle Plissees.

Mit meinem Wissen über die Kunst der Couture, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, der Näherinnen und StickerInnen, vermag ich nicht annähernd zu beschreiben, was da alles genau wie von Zauberhand vollbracht wurde. Von den Motiven von Verbrauchern, zu denen Couture-Kundinnen ja auch zählen, verstehe ich schon wesentlich mehr. Die waren sicher entzückt darüber, weil diese Traumkleider ausnahmslos wunderschön machen.

Ich nehme erst mal das schon beschriebene Kostüm und nur zwei der Abendkleider 🙂 Man muss sich schließlich beherrschen können, auch wenn mir das bei dieser Kollektion sehr schwer fällt.

Glückwunsch Bill Gaytten und Christian Dior. Und das sagt einer der glühendsten Fans des Designers John Galliano.

Bilder: style.com

  • Carrie
    25. Januar 2012 at 09:19

    dem kann ich mich nur voll und ganz anschliessen Daisy! Die Abendkleider sind ein absoluter Traum !

  • Christopher
    25. Januar 2012 at 09:47

    Wie treu er der Silhouette von Dior bleibt, wie schön die Soffe, Schnitte und Farben sind…unglaublich schön!

  • Rene Schaller
    25. Januar 2012 at 09:47

    Ich finde die Kollektion auch rund, und auch wirklich schon. Trotzdem kommt ein großes ABER… Es sind leider wirklich keine neuen Kleider, man findet für jedes ein Archivteil. Das mag aber aber gar nicht an Bill Gaytten liegen, sondern an der allgemeinen Stimmung im Hause Dior. Die Unsicherheit und noch immer offene Nachfolgefrage für Galliano können keine starken Kollektionen entstehen lassen. Auch in der Haut von Bill Gaytten würde ich nicht stecken wollen. Der arme Mann muss gerade herhalten, weiß aber auch, dass er in absehbarer Zeit von einem neuen ‚Star‘ abgelöst wird. Talent hat er auf jeden Fall, vielleicht sollte man ihn mal ein bisschen mehr freie Hand lassen.

  • Daisydora
    25. Januar 2012 at 10:00

    @Carrie

    Es ist einfach wunderbar, wenn man so eine aufwändige Kollektion auch mal nur mit den Augen eine Frau, die schöne Kleider liebt, betrachten kann … 🙂 .. ich nehme das zweite und das vierte Abendkleid, für dich zur Orientierung…

    @Christopher

    Das stimmt. Das ist so eine Kollektion, in der man schwelgen kann. Vielleicht nicht für die Fashion-Press gemacht… aber schön für die Klientel …

    @Rene Schaller

    Klar ist das der New Look Marc Bohans und das Genie Galliano modern bzw. neu interpretiert, aber die anderen Couturehäuser zitieren sich ja auch regelmäßig selbst oder fleddern bei den Osmanen oder im Art Deco rum … und diese Kleider haben zum Glück nichts matronenhaftes …. wirken trotzdem modern.

    Ich weiß nicht, ob Dior wirklich so einen Star an Land ziehen kann, wer sollte das denn sein?

    Die sehr guten sind nicht verfügbar und auch schlechter als Galliano für Dior war und so Leute wie Raf Simons liefern ja nur noch total vergurkte und verkorkste Kollektionen ab…

  • Carrie
    25. Januar 2012 at 10:21

    Daisy – das sind auch genau meine Favoriten 🙂

  • Sanne
    25. Januar 2012 at 10:43

    Im großen und ganzen eine gelungene, wirklich tragbare Kollektion.

    Mir gefallen sehr viele der Kleider (1,4,6,10,11,14,15,16,29), meine absoluten Favoriten wären jedoch Nr. 6 (schwarzes Kleid mit breitem Ausschnitt und Karomuster) und das obere lilafarbene Abendkleid (Nr. 13).

  • peter kempe
    25. Januar 2012 at 12:34

    unvergleichlich schön und sehr sehr an die kollektion 1954 angelehnt 120 % dior kompliment eine traum-kollektion!!

  • Rene Schaller
    25. Januar 2012 at 13:43

    Vielleicht sollten sie nicht nach einem neue Star suchen, sondern Bill Gaytten einfach mehr Rückendeckung geben und ihn offiziell in der Position bestätigen. Er ist ein solider Handwerker, das ist unverkennbar. Aber wie muss sich dieser Mann fühlen, so auf dem Schleudersitz…

  • Daisydora
    25. Januar 2012 at 14:51

    @Carrie

    Zwei der Kleider schon zweimal verkauft 😉

    @Sanne

    Auch eine sehr gute Wahl …:-)

    @peter kempe

    Ach, da bist du ja wieder. Ich war so neugieig, wie du diese Kollektion findest. Schön, dass wir Bill Daytten nun auch mit deinem Segen attestieren können, dass er es kann.

    @Rene Schaller

    Das denke ich mir auch, Das ist wirklich nich eben nobel, ihm das Gefühl der zweiten Wahl zu geben.

  • Diorissimo
    26. Januar 2012 at 22:33

    Liebe Daisydora!
    Nach der Show von Dior Homme, die mich am Samstag im alten Tennis Club von Paris angenehm überrascht hat (soll heißen, Kris hat es geschafft, Hedis Slimans Anhänger zu besänftigen) ist die Galliano-Lücke bei den Damen aufs Angenehmste gefüllt. CD hätte an den Modellen sicher seine helle Freude! Bravo indeed!
    Gezeichnet: ein glühender Anhänger von la Maison Dior…
    Alexander

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