Ihr habt die Schau ja hoffentlich hier auf Horstson gesehen, aber ein paar Worte gibt es dennoch darüber zu sagen ……
The Gentlemen, so lautete der Titel der Burberry Prorsum Show und schon die ersten Modelle zeigten, was sich Chefdesigner Christopher Bailey darunter vorstellt: superschmale Männer, in schmalen, korrekten Anzügen aus den edlen Stoffen, die man von englischen Herrenschneidern kennt. Schon lange habe ich nicht so viele klassische Stoffe, wie feine Houndstooth, Herringbones, Tweeds und andere Melés gesehen, aus denen im Schrank jedes Mannes zumindest ein schöner Anzug geschneidert sein sollte.
Aber Bailey lässt den Männeranzug durch Begleiter wie dunkelrotbraune und tiefdunkelbraune Polkadot-Hemden (wirken wie schwarz) mit Krawatten aus dem selben Stoff auch wieder jung aussehen. Das Polkadot-Dessin findet sich auch in Krawatten wieder, die dann zu weißen Hemden unter den mit kurzem und schmalem Revers schließenden Anzugjacketts, getragen werden. Alles sehr akkurat, aber auch nicht zu formell.
Die Jacketts sind eher kurz gehalten und werden häufig doppelreihig mit sechs Knöpfen geschlossen. Die Einreiher kommen dann als Zweiknopf-Sakkos daher. Schultern werden auch bei Anzug-Jacketts mit Effektnähten betont, was als Hauch eines Military-Zitats erscheint. Schwarze oder Blaue Anzüge sucht man vergeblich. Die Farben der Anzug-Kollektion speisen sich neben den dezent bunten Samten, die im letzten Drittel der Schau zu sehen waren, ausschließlich aus den natürlichen Garnfarben dieser Stoffe aus der klassischen britischen Herrnschneiderei der Savile Row. Nur alles viel jünger und cooler. Was aber auch an der Modelauswahl dieser dünnen Britpop-Jungs liegen kann.
Bei den Mänteln gibt es akkurat-schmale Doppelreiher und ebenfalls doppelreihige Wolltrenches, auch mal mit zum Fischgrätstoff kontrastierenden Samtgarnituren am Kragen. Einer der schönsten Mäntel ist ein ganz feiner, in hellen Brauntönen britisch karierter Doppelreiher. Wer von euch Salz-und-Pfeffer-Mantelstoffe liebt, wird hier garantiert fündig. Einer der Trafalgars der Kollektion ist ein in zwei zurückhaltenden Farbstellungen gezeigter, schlichter Trench, ohne große Details, aber mit quer verlaufenden, farbigen Stoffstreifen verschiedener Breite, oberhalb des Mantelsaumes. Den Mantel gibt es in schwarz und in einem hellen Trenchton.
Einer meiner Lieblingspullis der sehr dezenten Range, deren auffallendste Effekte in einem Eulenmotiv, einem Fuchsmotiv, breiteren Ringeln und Fantasiemustern in gedeckten Farben liegen, ist der Ringelpulli in Blau, Rot, Lila und Grau. Der Verarbeitungseffekt der vertikal gestreiften Raglanschulter ist einfach zu schön und ungesehen.
Die Schiebermützen geben den akkuraten Suits den Twist von frecher Jungenhaftigkeit und konterkarieren die Strenge der Herrenschneiderei-Stoffe und der schmalen Silhouetten. Alles an diesen Outfits ist wohl komponiert, aber nicht etwa prätentiös um den Beifall der verwöhnten Modejournaille buhlend, sondern auf den Gusto der Kunden ausgerichtet. Es macht Spaß, die tollen Taschen aus farbigen Ledern zu sehen, die einige Outfits begleiten, die farbigen Lederhandschuhe in Messing und dunklem Braunrot oder auch gemustert gestrickte, gegen Ende der Schau.
Ganz fabelhaft und gut gelungen ist auch das kleine aber feine Sortiment an Samt-Suits und Einzelteilen aus diesem festlich-eleganten Stoff. Der Hingucker in dieser Reihe ist die Kombination aus einem Dunkelgrün-Petrolfarbenen-Jackett und einer Olivbraunen Hose. Bailey weiß wie immer sehr gut mit Farben umzugehen. Die Kollektion ist zwar alles andere als bunt, aber in den Details durch effektvolle Farbtupfer sehr eloquent belebt.
Zusammenfassend kann man zu dieser Saison nur ähnliches sagen, wie zu vielen Bailey-Seasons davor: Der Mann kann das, was er für dieses Luxuslabel können muss. Er kennt das, was Kunden lieben, kann sie aber auch mit frischen Interpretationen überraschen. Verzichtet bewusst auf prätentiöse Effekthascherei. Hat auch mit dieser Kollektion seinen festen Platz unter den besten Designern des Modeuniversums erfolgreich behauptet. Freuen wir uns auf Burberry Prorsum und The Season of the Suit.
Achja, dieser dezente Bailey Hechtsprung, mit dem sich Christopher Bailey für knapp zwei Sekunden nach der Show zeigt, auf den freue ich mich bei jeder Show. Der Mann ist Chefdesigner und sein eigener Markensympathie-Werbeträger in Personalunion. Bei Burberry zählen schon seit immer nicht die Showeffekte, sondern das, was auch außerhalb der Modejournaille real ist.
Bilder: style.com
siegmarberlin
15. Januar 2012 at 20:01grandios, tolle Teile und ich gebe blomquist recht, da hätte wirklich gerne viele Sachen, wirlich gelungen. Im gegensatz zu Jil Sander, wo ich dachte einen Pulli mit Wal/Dino siehe ich nicht an, die Eule ist wunderbar
Horstson » Blog Archiv » Burberry Prorsum Womenswear Fall/Winter 2012
23. Februar 2012 at 09:02[…] vor einigen Wochen den Livestream der Präsentation der Burberry Prorsum Männerkollektion hier auf Horstson gesehen hat, der konnte vielleicht schon ahnen, in welche Richtung Christopher […]