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Das Bloggerkarussell dreht sich …

… und drinnen sitzt heute Siems Luckwaldt, ein profilierter Mode-und Lifestylejournalist mit redaktionellen Erfahrungen bei Die Zeit, Hamburger Morgenpost, Cinema, Hamburger Abendblatt und in der New Yorker Korrespondenz der Magazine Gala und TV Today. Er war Mitbegründer von how to spend it, dem Luxusmagazin der Financial Times Deutschland, und viele Jahre dessen Fashion & Beauty Director. Zusammen mit Matthias Hinz und einem tollen Autorenteam schreibt er das Lifestyle Blogzine Nahtlos!, das für mich das Beste des Landes ist. Neben Interviews, selbst gemachten Mode-Fotoshoots und wirklich allen Informationen aus dem internationalen und nationalen Modebusiness nahmen sich die engagierten Blogzine-Macher von Nahtlos! dieses Jahr die Zeit, das erste Designer-Kochbuch, German-Fashion-Kitchen, mit Rezepten von 55 Designern zusammen zu stellen, dessen Gewinn an die ARCHE in Berlin geht. Immer noch eines der besten Last-Minute-Geschenke für Freundinnen, die noble Erbtante und alle Leute, deren Wohnung eine funktionsfähige Küche hat.
Siems gibt dem vorweihnachtlich verwaisten Karussell wieder ordentlich Schwung mit seinem Bericht …
Danke Siems und Nahtlos! und euch viel Spaß beim Lesen!

Been there, seen that!

Entschuldigung, ich hätte da mal eine kurze Frage: Ist das Leben wirklich so öde und langweilig geworden, dass zig Tausende junge Menschen sich das Hirn damit vertreiben müssen, bereits erstandene oder sehnlichst gewünschte Kleidungsstücke in virtuelle Setzkästen einzuordnen? „Zeig deinen Style”, „make your own fashion scrap book”, „Teile deinen Look mit Freunden” …

Die Zahl solcher Seiten steigt wöchentlich, auch viele Web-Magazine stellen seit Monaten rasch zusammengebaute Kleiderstangen auf, an die User ihre Lieblingsklamotten hängen können. Ob Lookbook.nu oder Polyvore, die Liste ließe sich so endlos fortsetzen, wie ich mittlerweile gähnen muss beim Anblick von Tagesoutfits. Und während ich die Motivation der Macher und deren Businessplan durchaus nachvollziehen kann, fehlt mir jegliches Verständnis für den Anziehpuppen-Wahn junger (und nicht mehr ganz so junger) „Fashionistas”.

Is it an age thing? Oder reichen meine Rampensau- und Exhibitionismus-Gene einfach nicht dafür aus, mich mindestens alle 24 Stunden abzulichten?

Was mich an den Mode-Pinnwänden im Internet so irritiert, ist, dass deren Beliebtheit ja auch ständig schwankt, die Karawane ebenso fix weiterzieht. Und ihre abgelegten Tops, Jeans, Highheels auf irgendwelchen Servern zurücklässt. Das Web als Altkleidercontainer.

Ist das eigentlich schon Modebegeisterung? Oder läuft bloß nichts im TV? Ich bin mir da unschlüssig.

Ganz davon abgesehen, dass sie alle damit eben nicht individuelle Stillleben ihres Styles ins Web klecksen, sondern den Seiten und ihren angeschlossenen Shop-Partnern lediglich einigen Werbeaufwand abnehmen. Sie schaffen Content zum Nulltarif. Sonst müsste irgendjemand in Indien diese Fashion-Galerien im Akkord anlegen, warum also nicht eine Schülerin aus Kiel. Die macht das sogar ganz umsonst!

Sollen von mir aus alle weiterhin ihren Kostümfundus ins WWW posten, ich jedenfalls wünsche mir für 2012 ein Tagesoutfits-Moratorium, ein Innehalten. Denn, ganz ehrlich, irgendwie hat man das alles doch schon mal gesehen, oder?

Happy New Fashion Year wünscht euch – Siems Luckwaldt

  • Summer Lee
    21. Dezember 2011 at 11:54

    wie der chef von sony mal so schön sagte: “die ps3 konkuriert nicht mit anderen medien wie fernsehen oder co. sondern mit drogen und herumlungernden jugendlichen“ 🙂 wenn also das ego-bloggen den jungen menschen eine aufgabe gibt (egal wie unnütz sie auch ist), dann hat das seine daseinsberechtigung 🙂

  • Modepilotin
    21. Dezember 2011 at 12:02

    Danke, Siems! Schön: „… Oder läuft bloß nichts im TV?“

  • blomquist
    21. Dezember 2011 at 12:17

    Danke Siems-

    Du sprichst mir ganz tief aus dem Herzen.

  • siegmarberlin
    21. Dezember 2011 at 12:19

    das ist keine Modebegeisterung sondern Herdentrieb, die od. der eine blog seine Fotos aus der Umkleidekabine, od seinem Kleiderschrank und alle wollen auch dabei sein und viele denken sie werden dann mit Goodies überhäuft und berühmt.

  • Anne
    21. Dezember 2011 at 12:23

    super Text!

  • peter kempe
    21. Dezember 2011 at 12:23

    super siems!!ich finde das man modebegeisterung auch anders ausdrücken sollte.ausserdem sit wer sich laufend klamotten kauft oder sie herzeigt auch nicht unbedingt modebegeistert….ich finde das wirklich modebegeisterte das für sich machen und nicht ständig ihre sachen aller welt zeigen ich finds genau so blöd wwie homestories….

  • Stephan von Undzu
    21. Dezember 2011 at 13:57

    Ich kann diese selbst verliebte Darstellung einiger Blogs nicht mehr ertragen. Mode hat so viel mehr zu bieten als sich vor einem Spiegel zu fotografieren und seine Sachen zur Schau zu stellen

  • Daisydora
    21. Dezember 2011 at 14:16

    Ein toller Beitrag, inhaltlich und handwerklich …danke, für das Vergnügen dieser Erkenntnisse … 🙂 … für das Tagesoutfits-Moratorium würde ich am liebsten beten …