Weiter geht es, liebe Leser, wie schon im ersten Teil angekündigt. Wir legen also direkt ohne Vorwort los:
Individialität
Genau genommen geht es um ein Erscheinungsbild ohne eigenen Stil. Durch den Warendruck der marktbeherrschenden Textilketten sehen junge Frauen im Straßenbild immer gleicher aus, weil sie alle ähnliche Klamotten bei denselben Textilketten einkaufen. Ist nicht schlimm, so auszusehen wie alle, nur sollte man dann eventuell überdenken, wirklich jedes stinklangweilige und vollkommen alltägliche Outfit, mit dem man mangels origineller Ideen und Geschmack auf die Straße geht, auf facebook oder dem eigenen Modeblog zu posten. Wie gut, dass es Vorbilder gibt. Hier mal wieder Carole Alt und eine coole Unbekannte, die einen sagenhaft guten Farbgeschmack hat.
Jeansshorts
Sind was für die Freizeit, den Strand und vor allem für Teenager mit dünnen Bleistiftbeinen, Models oder Showstars und ganz wenige junge Frauen, die groß sind, eine tolle Figur und fantastische Beine haben und denen die Dinger vor allem auch zum Typ stehen. Beim Rest sehen die eher schlimm aus und machen kurze Beine noch kürzer und kräftiger. Wenn ihr also in euren Jeansshorts auf keinen Fall neben Gisele Bundchen stehen wolltet, um nicht auszusehen, wie eine schwangere Bergente, lasst es lieber, außer ihr seid im Park, im Wald oder am Strand unterwegs …
Klamotten, die schlecht verarbeitet sind
Rocksäume, die mit der Maschine umgenäht sind, so dass der Stoff schräge Falten zieht und ähnliches sind zwar kein Weltuntergang, aber ein unübersehbares Zeichen für Billigklamotten. Handwerklich gut Verarbeitung gibt es auch zu normalen Preisen, man muss also nicht jeden schlampig genähten Kittel kaufen, nur weil er gerade so günstig zu haben ist.
Lipgloss
Sieht leider nur auf Fotos gut aus, wenn Laetitia Casta oder Beyonce Knowles in der L’Oreal Werbung welches tragen. Eine Ausnahme ist ganz dünnes, farbloses Gloss oder solches in lippenrotähnlichen oder natürlichen Farben. Der Trend geht aber zum Glück ohnehin zu matten Lippenstiften in dünnen Texturen.
Modeblogs
Ich meine nette Styleblogs oder warum nicht gleich die bekannten Branchen-Flaggschiffe. Genau genommen geht es um deren Outfit und Stylingvorschläge: Don’t try this at home … denn, sie wissen nicht, was sie tun. Ausnahmen wie die stilsicheren und mit gutem Geschmack gesegneten Modepilotinnen, bestätigen die Regel. Eigentlich klar, dass sich die meisten StylebloggerInnen modisch erst noch zurecht schütteln müssen, so jung wie sie sind; und es gibt ja auch Leute, die lernen es nie, haben einfach keinen Blick für guten Stil und schönes Design. Wo kann man Stil schon lernen? Jeder weiß selbst, wie viel Zeit er zu verschenken hat; für mich ist es pure Zeitverschwendung, mehrere Modeblogs nebeneinander zu lesen, außer, ich brauche das gerade für einen Bericht oder finde dort regelmäßig nette oder besonders schön geschriebene, wirklich interessante Artikel. Ansonsten reicht es mir, die echten Neuigkeiten und geschmackvolle Klamotten bei den schon erwähnten Modejournalistinnen zu entdecken.
Modeschmuck
Kann ganz toll aussehen, wenn man beim Einkaufen und dem täglichen Griff in die Schatulle mit gutem Geschmack unterwegs ist. Das sind nur leider die Wenigsten. Man gewinnt manchmal den Eindruck, da fliegen aufgescheuchte Elstern herum und raffen alles Glänzende und Glitzernde zusammen, das auf irgendwelchen Ständern tonnenweise rumhängt. Am allerschlimmsten für mich, diese heiß begehrten und für mich sowohl überschätzten sowie überteuerten Teile von TrendschmuckdesignerInnen, die ich hier nicht mehr zu erwähnen brauche und wahre Landplagen, wie der nicht besonders schöne Arty Statement Ring von Yves Saint Laurent, den deutschland- und weltweit gefühlte Tausendschaften von Modebloggerinnen gekauft haben dürften. Im Zweifelsfalle ist es besser, auch mal ohne Schmuck oder nur mit seinem zierlichen Talisman-Schmuckstück rauszugehen. Diese übergroßen Schlagring-Designerringe mit polierten Kieselsteinen in allen Farben sehen auch echt gefährlich aus und machen überdies oft Wurstfinger. Weniger ist mehr.
Mustermix
Definitiv eine ganz tolle Option für einen individuellen oder auch exklusiven Look. Es dauert aber meistens etwas, bis man den Dreh raus hat. Wenn ihr unsicher seid, nehmt erst mal ein nicht zu groß gepunktetes, kariertes, geblümtes und so weiter Teil mit zum Einkaufen und probiert andere Musterteile dazu, bis alles gut aussieht. Oder lernt von Beispielen in Magazinen, wie was miteinander am besten funktioniert. Drei verschiedene Muster funktionieren meistens besser, als zwei, weil zwei auch nach einem Fehlgriff aussehen können … aber nicht müssen, wie man an der Lady auf dem Bild sieht.
Nagellacke in knalligen Buntstiftfarben*
An Frauen, die das Teenageralter längst hinter sich gelassen haben wirkt das, als hätte man vergessen, die Malfarbe nach dem Kindergarten abzumachen. Süß ist sowas vielleicht noch an Teenagern. Ganz gruselig, wenn dann auch noch die Maniküre zu wünschen übrig lässt, die Finger kurz und kräftig sind, die Nägel keine perfekte Form haben und der Lack schlampig – weil semiprofessionell – aufgetragen wurde. Auf den Fotos der Hersteller und in Hochglanzmagazinen sieht das deshalb so cool aus, weil die Maniküre von einem Top-Manicurist gemacht wurde, den Leuten, die für ihre Dienste mehrere Tausend Dollar pro Tag bekommen; und, weil das Handmodel übernatürlich schöne, schmale und schlichtweg perfekte Finger und Nägel und eine vollkommen glatte Haut sowie gleichmäßige Hautfarbe hat. Aber wenn ihr’s auch könnt und schöne Hände habt, nur zu.
Nagelmotive und –styling
Ein völlig überflüssiger Trend außerhalb von Strandurlauben. Ein Teenie mit Smilies auf den Nägeln mag noch süß sein … danach wird es tragisch oder tussig. Siehe auch *Nagellacke in knalligen Buntstiftfarben Dazu gibt es keine Bilder, damit wir hier nicht noch die Eine oder Andere auf die Idee bringen ….
Naturlocken und naturglattes Haar
Sehen an Franca Sozzani und wenigen erwachsenen Frauen ganz fabelhaft aus, weil es zum Typ passt und die Haare einfach wunderschön und sehr gepflegt sind. Ansonsten sind sie ein Look für ganz junge Mädchen oder überzeugte Althippies. Den Ausdruck naturglattes Haar kannte ich lange nicht. Nun, da ich ihn kenne, kann ich nur sagen: Das erinnert mich an den verarmtem Landadel, sieht tendenziell unfrisiert-zauselig aus und fast immer so, als hätte man mal wieder einen Friseurbesuch und eine gute Bürste nötig.
Nutten-Plateaus
Den meisten Frauen stehen normale High-Heels mit dünner Sohle und zierlichem Leisten wesentlich besser. Finger weg von diesen Schuhen mit zentimeterhohen Plateaus und Killerheels von vierzehn Zentimetern, wenn ihr weder wie eine Elfe noch wie Sylvie Van der Vaart oder wie Kylie Minogue ausseht, deutlich größer als ein Knirps seid und eine Schuhgröße über 39 tragt oder keine der scharfen Granaten seid, die solche Schuhe schon rein beruflich brauchen. Das gilt auch für Modelle von Louboutin und Freunden. Ich weiß, Heidi Klum trägt die auch, aber die ist so eine Art Showstar und für die gilt das nicht. Und wenn ihr gar nicht anders könnt, kauft euch eben nur ein Paar der Plateaus, das wirklich schön ist. Dafür kann man dann auch Geld ausgeben.
Orangefarbener Lippenstift
Lippenstift in Bright Orange steht den wenigsten Frauen zum Hautton und lässt die Zähne Gelb erscheinen. Besser ist es, ein leicht abgemildertes und dunkles Orange zu tragen, wie das Mädchen mit den Roten Haaren oder das so genannte American Pink, das Cate Blanchett so gut steht. Am besten in einer Parfumerie mit gutem Licht und sehr guter Beratung verschiedene Orangetöne gegen andere Lippenstiftfarben ins Rennen schicken und auf die gute Beratung im Fachgeschäft zurückgreifen, bevor ihr euch einen in Orange zulegt. Onlinebestellungen von Lippenstiften machen nur beim Nachkauf Sinn und ebenfalls vergessen könnt ihr fast alles was auf Modeblogs zu dem Thema aus dem Orakel herausgeholt wurde. Tut mir leid Mädels, aber was ihr da verzapft, ist einfach nur grausam oder nichts Neues. Ausnahmen: s(u)tekinamono, die Beauty-Bloggerin auf LesMads und – mal wieder – die kosmetischen Produkttipps auf Modepilot.
Oversized Jackets
Sind eines der schrecklichsten Relikte der Achtziger und sollten für immer in der Versenkung verschwinden, weil wirklich alle doof darin aussehen. Schulterpolster und hochgekrempelte Ärmel am übergroßen Sakko wirken nicht stylish sondern prollig. Dazu gibt es kein Foto, weil diese Sakkos schnellstens abgeschafft werden sollten. Wer den Look unbedingt mag, zieht ein wirklich schönes und cooles altes Sakko von Opa oder Papa an. Das ist dann auch echt vintage, wenn es zwanzig Jahre alt ist.
Bilder: Screenshots
So. Im dritten und letzten Teil sprechen wir noch kurz über einige Dauerbrenner unter den Stilsünden: Perlen Paula, Pelze, Plagiate, Plastic Surgery, Proportionen missachten, Schlechte Strümpfe, Stylingberatung, Teenager, Transparente Klamotten, Tussi Make-Up, Vintage, Wedges, Weiße Rollkragenpullover und Zöpfe.
Es muss sein.
saime
14. September 2011 at 12:02sehr genial !
Gut das ich schuh größe 37 habe und ein knirps bin 🙂 Bin zwar keine Elfe^^aber dennoch
„Ein hoch auf die Nutten-Plateaus“ ^^
Ich merke an dem A-Z das ich echt kaum Frau bin 😀
Saba
14. September 2011 at 12:13Jetzt mal ’ne ganz blöde Frage, ich bin da echt unbewandert: Heißt die Frau Carole oder Emanuelle Alt?
itsallaboutchanel
14. September 2011 at 12:28Der Punkt mit den Naturlocken bzw. naturglatten Haaren irritiert mich.
Sogar mein Papa schnippelt seine Jeans ab, grenzwertig sind Jeansshorts erst, wenn die Taschen rausschauen.
Daisydora
14. September 2011 at 12:30@Saba
Mensch, bin ich doof. Danke für deine gute Frage. Das ist natürlich ein Daisy Flüchtigkeitsfehler, sie heisst natürlich immer noch Emanuelle Alt, sorry und danke. 🙂
@saime
Manchmal ist es einfach eine Typsache, wenn man sowas wie ein Gegentyp zum Stereotyp ist, kann man Vieles tragen. Und wahrscheinlich stimmen bei dir einfach die Proportionen. 🙂
Daisydora
14. September 2011 at 12:38@itsallaboutchanel
Ich glaube, du hast da andere Bilder im Kopf als ich. Für mich ist luftgetrocknetes Haar, das wellig aber nich lockig ist und dann zu irgendeiner Frisur zusammengenudelt wird, seltsam. Eine der stärksten Verfechterinnen, Julia Knolle trägt die auch im neuen, schicken VOGUE Job nicht mehr … zumindest nicht auf Fotos. Gepflegte Löckchen zum richtigen Typ sind toll.
Männer können wie Frauen auch in der Freizeit gerne auch Jeansshorts tragen, aber eitle Frauen, mit kurzen und nicht tollen Beinen und eher ausladenden Hüften in Jeansshorts finde ich nicht so stilbildend. Ich sehne die Zeiten zurück, in denen nur Frauen mit einer tollen Figur und guten Beinen ganz kurze Shorts trugen. 🙂
Joel
14. September 2011 at 12:39Da ist euch ein wirklich guter Beitrag gelungen. Besonders gruselig finde ich die Fingernägel. Das geht ja gar nicht!!!
Jana Goldberg
14. September 2011 at 14:30Ich sehe, wir würden uns in sekulären Dingen prima verstehen. Jeansshorts und Nagellacke habe ich genauso beschrieben. Beim Blog bilde ich mir ein, aufgrund meiner „Reife“, nicht in die von Dir erwähnte Kategorie zu fallen.
Daisydora
14. September 2011 at 14:42@Joel
Ich danke dir … das mit den farbigen Fingernägeln ist ja eher eine unbequeme Wahrheit, weil diese Trendlacke ja auch noch oft wie Diamantfunde gehandelt werden 😉
@Jana Goldberg
Ich meine das ja alles immer noch nett. Denn,abseits vom Modebloggen stört mich absolut kein Look und für mich machen auch Kleider keine Leute, sind aber trotzdem eine schöne Sache.
Das mit unserem Thema würde mich jetzt aber doch enttäuschen. Ich wollte zumindest deine Lieblings-Taufscheinkatholische-gegen-den Strich-gebürstete Modebloggerin mit Laizismus-Fanatismus werden 🙂 ich glaube dir alles zu deinem Blog, muss da aber erst noch was nachholen ….
Søren
14. September 2011 at 14:57Wieder sehr viel Spass gehabt.
Habe allerdings mittlerweile ein wenig Angst vor der Stilsünden-Liste für Männer, kann da dann wahrscheinlich einfach abhaken, was ich schon so getragen habe.
siegmarberlin
14. September 2011 at 15:08wann kommt die Stilsünden-Liste für Männer?
Daisydora
14. September 2011 at 15:35@Soren
Freut mich sehr 🙂
Das musst du gar nicht, wir sind ja ein Männerversteher-Blog und Männer dürfen auch schluffig rumrennen …
@siegmarbelin
Wahrscheinlich kommt Teil I erst montags, weil Horst ja bis dahin Urlaub hat … und Teil II dann gleich am Tag danach, gehe ich mal davon aus. Fertig sind beide.
Aber, was soll ich dir schon beibringen können?
🙂
Marlen
14. September 2011 at 17:42Fühle mich abwechselnd bestätigt und auf die Finger gehauen, ich freue mich schon auf den nächsten Teil.
Lediglich die Kritik an Naturlocken stört mich etwas, aber das hast du ja noch einmal erklärt.
Ulli
14. September 2011 at 18:11Wieder auf den Punkt! Wir lesen uns dann am Freitag! Schiss macht mir eine Serie über männliche Stilsünden 😉
Daisydora
14. September 2011 at 19:08@Marlen
Man soll auch nicht zu streng mit sich sein … und einige wenige Regeln zu brechen, wenn man weiß, wie es auch noch ginge, kann ja auch Spass machen …
Das mit den Wellen hat natürlich auch mit mir zu tun 😉 ich habe so ganz feines und weiches Fusselhaar, zum Glück viel davon und das in leicht wellig, aber so, dass man nichts damit anfangen kann und das würde mir auch gar nicht stehen… Dagegen hilft nur eine teure Therapie oder solche Blogberichte schreiben …. 🙂
@Ulli
Dankeschön.
Freut mich, dass du dran bleibst. Und du wirst sehen, ich kämpfe für so einige Männerrechte
🙂
carrie
15. September 2011 at 14:28Ich bin zwar kein Knirps aber ich liebe die von dir beschriebenen Nuttenplateaus weil es die einzigen bequemen Schuhe sind wo ich den ganzen Tag mit umherlaufen kann ohne das einem abends die Füße abfallen….Bei der Qualität stimme ich Dir allerdings zu aber das gilt allgemein für Schuhe, Taschen etc…..