1911 wurde im Grunewald für die Familie von Pannwitz ein Haus im Stil der italienischen Renaissance für die damals aberwitzige Summe von 5 Millionen Goldmark gebaut. Nach wechselvoller Geschichte vom Privathaus über als Botschaft genutztes Haus wurde es schließlich und endlich, nach dem zweiten Weltkrieg, zum Hotel. Gerne wurde es für Filmaufnahmen genutzt und die Westberliner, vor allem die Filmprominenz, traf sich nur zu gerne dort.
1991 war das Hotel in die Jahre gekommen und wurde von Grund auf renoviert. Karl Lagerfeld, dessen große Idole Walter Rathenau und Eduard von Keyserlingk genau zu der Zeit lebten als das Haus gebaut wurde, machte sich daran das Haus dementsprechend zu stylen. Nun ist das ja schon eine ganze Weile her und deswegen waren lange vor dem in Deutschland aufkommenden Trend, seine Wände mit den Prestigeträchtigen Farrow & Ball Farben zu streichen, graue Wände eher eine Revolution.
Mit stilsicherer Hand ging Karl auf die Eigenschaften des Hauses ein, aber man spürt in jeder Ecke auch seinen, von Rathenaus Wohnstil inspiriertem Fin de Siècle Stil durchscheinen. Eher einem Großbürgerlichen Wohnhaus gerecht werdend, das eine private Atmosphäre wiederspiegelt.
Viele Salons sind in den Spiegeln der Wandverkleidungen mit floralen Tapeten ausgestattet, in Pastelltönen, wie Rathenau sie in seinem Schloss Freienwalde hatte. Überhaupt fühlt man sich in der Halle sehr an ein englisches Landhaus mit italienischem Anklang erinnert.
Das Design des Hotels besteht eigentlich nicht aus dem stylen mit avantgardistischen Dingen sondern eher dadurch das eine Atmosphäre erzeugt wurde die zwar dem heutigen Standart eines Hotels entspricht aber total vor Weimarer Republik ist.
Es ist eher etwas für Traditionalisten und für Menschen die den guten Stil von Grandhotels mögen. Bekannt wurde das Hotel weil die deutsche Fußballnationalmannschaft in Deutschland während des Sommermärchen 2006 hier untergebracht war. Es ist ein zeitloses Hotel das einen sehr stark and das alte Berlin erinnert und dazu einlädt ein bisschen die Berliner Luft zu schnuppern, wie es einmal war, oder zumindest wie man sich vorstellen könnte wie es einmal war.
1994 kurz vor der Eröffnung habe ich Karl Lagereld im Schlosshotel besucht und dabei mit seiner Hasselblad Kamera, damals war photographieren relativ neu in seinem Portfolio, ein Porträt von Ihm machte, das noch heute bei mir hängt (Bild Header; von meiner Fotografie abfotografiert). Damals war Chanel wieder das berühmteste Modehaus der Welt unter ihm geworden und er war dabei die Photographie zu entdecken und als Hommage für Walter Rathenau das Schlosshotel im aufbrechenden Berlin zu dekorieren. Wie ein Aufbruch in eine neue alte Zeit, als ewiger Klassiker. Und das ist es heute noch. Genau wie er selbst.
siegmarberlin
13. September 2011 at 16:37Beeindruckender Artikel und das Foto von KL ist Dir gelungen. Das Schlosshotel hat schon seinen besonderen Reiz, obwohl irgendwie von den neuen, hippen und was weis ich nicht alles könnenden Hotels in Berlin, in die Ecke gedrückt wurde.Im Park sitzend und dabei das wirklich zu empfehlende Buch “ Wellen “ von Eduard von Keyserlingk zu lesen, hat wirklich seinen Reiz.
siegmarberlin
13. September 2011 at 16:39@ peter kempe
ich glaube es stimmt, das Lagerfeld bis zum Lebensende eine Suite für sich im Hotel hat.
Daisydora
13. September 2011 at 16:56Solche Hotels gehören unbedingt zu Berlin, das sich ja auch sehr von seiner glorreichen Vergangenheit nähren kann … Schon durch den Park ist es schöner als andere …habe wieder Neues erfahren und das Portrait ist ja wohl ein tolles Zeitdokument 🙂
Ulli
13. September 2011 at 22:28@Peter super Bild! Das Grunewald ist erste Sahne in Berlin, ich wusste nicht das Herr Lagerfeld für das Design verantwortlich war!